UniCredit Indikator
Keine Belebung der Wirtschaft vor 2024
"Die Konjunkturschwäche hat sich über den Sommer noch etwas vertieft und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im August erneut gesunken. Mit minus 3,4 Punkten hat er den tiefsten Wert, der seit Juli 2022 laufenden Stagnationsphase der heimischen Wirtschaft erreicht." Mittlerweile überwiegt in allen Wirtschaftssektoren der Pessimismus und die Produktions- bzw. Umsatzerwartungen fallen im Durchschnitt niedriger als in den Vorperioden aus.
In Teilen des Produktionssektors zeigen sich aber Anzeichen einer Bodenbildung, zum Beispiel in der Bauwirtschaft. In der heimischen Sachgütererzeugung setzte sich dagegen der Abwärtstrend noch ungebrochen fort, angesichts großer Sorgen über die Lohn- und Energiekostenentwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit. Die Rahmenbedingungen könnten sich jedoch verbessern: "Die Entwicklung des Exportumfelds der heimischen Industrie sowie auch der Stimmung am Bau könnte ein erstes Signal dafür sein, dass die konjunkturelle Talsohle bereits nahe ist. Natürlich ist die Unsicherheit in dieser Phase noch groß. Auch wenn noch etwas Geduld bis zu einer eigentlichen Konjunkturwende aufzubringen ist, der Abschwung der österreichischen Wirtschaft beginnt sich jedenfalls einzubremsen", meint Bruckbauer.
Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator unterstreicht, dass in den kommenden Monaten jedoch keine Erholung der heimischen Wirtschaft zu erwarten ist. "Bis zum Jahresende ist weitgehend von einer Seitwärtsbewegung der Konjunktur auszugehen. Dabei ist auch das Risiko einer leichten Rezession nicht ganz auszuschließen", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Insgesamt haben wir nach den aktuellen Zahlen fürs erste Halbjahr und aufgrund des vorsichtigeren Ausblicks für die kommenden Monate unsere Wachstumsprognose für 2023 von 0,7 Prozent auf 0,1 Prozent zurückgenommen."
Die Aussichten für eine rund um den Jahreswechsel einsetzende Erholung der heimischen Wirtschaft sind weiter gegeben. "Gestützt auf eine positive Entwicklung des privaten Konsums erwarten wir im Verlauf des kommenden Jahres eine Belebung der heimischen Wirtschaft.", meint Pudschedl. Dies sollte sich in Kombination mit der beginnenden Lockerung der Geldpolitik im späten Jahresverlauf 2024 auch in der Investitionsbereitschaft positiv niederschlagen.
Arbeitslosigkeit steigt moderat
Die Arbeitslosenquote lag im August mit saisonbereinigt 6,6 Prozent bereits klar über den 6,2 Prozent zu Jahresbeginn. Der für 2023 erwartete Jahresdurchschnitt der Arbeitslosenquote von 6,4% wird laut jedoch nur geringfügig höher als im Vohrjahr ausfallen meint Puschedl und ergänzt: "Mit der leichten Belebung der Wirtschaft 2024 sollte sich die Situation am Arbeitsmarkt wieder etwas entspannen" Der Trend zu Teilzeitarbeit, der zu einer Verringerung der durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Beschäftigten in Österreich führt, setzt sich weiter fort. "Trotz der schwachen Konjunkturentwicklung kommt es zu einem Anstieg der Beschäftigten und zu einer Entlastung des Arbeitsmarkts, während sich das Arbeitszeitvolumen in der österreichischen Wirtschaft kaum verändert“, so Pudschedl. Zudem wird das Wachstum des Arbeitskräfteangebots aufgrund demographischer Entwicklungen, wie dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre aus dem Arbeitsprozess, verlangsamt. Auch dürfte sich der bislang starke Zuzug von Arbeitskräften aus anderen EU-Ländern verringern.
Inflationsrückgang wird Zinswende Mitte 2024 ermöglichen
"Nach dem bisher nur sehr langsamen und volatilen Rückgang der Inflation rechnen wir im Gesamtjahr 2023 nunmehr mit einer etwas höheren durchschnittlichen Teuerung von 7,8 Prozent. Angesichts der wegfallenden Unterstützung durch die Energiepreisentwicklung sowie der hohen Lohndynamik mit realen Zuwächsen wird der weitere Inflationsrückgang 2024 wieder langsam ausfallen. Wir erwarten mit durchschnittlich 3,6 Prozent eine Teuerung, die weiter klar über dem EZB-Ziel liegen wird", meint Pudschedl.
"Nach der Ankündigung einer erneuten Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB um 25 Basispunkte in der gestrigen [14.09.23] Sitzung und der Bemerkung, das Zinsniveau sei restriktiv genug, ist nach unserer Einschätzung der Zinsplafonds im Euroraum voraussichtlich erreicht. Mit der weiteren Entspannung der Inflation in Richtung EZB-Ziel von mittelfristig 2 Prozent ist ab der zweite Jahreshälfte 2024 der Beginn eines Zinssenkungszyklus zu erwarten. Bis zum Jahresende 2024 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen um insgesamt 75 Basispunkte aus", meint Bruckbauer abschließend.
(ps)