Jugendliche werden komplett unterschätzt

Ausbildung
17.02.2021

 
Konstantinos Bitsios hat eines Tages einen Missstand bemerkt, den er seither mit aller Kraft bekämpft: Jugendliche sitzen nicht mit am Tisch der großen Konferenzen und Gremien dieser Welt. Im Interview mit der Wirtschaft verrät er, wie er das ändern will.
Konstantinos Bitsios, Initiator von "schuelerinnen.gestalten.wandel"
schülerinnen.gestalten.wandel

Ob Umwelt, Wirtschafts- oder Gesellschaftsthemen, ob COP21, Davos oder Pensionsausschuss: Jugendliche sind die eigentlichen Stakeholder, dürfen aber nicht mitentscheiden. Selten werden sie überhaupt als Zuhörer eingeladen, dabei wäre das zumindest ein Anfang. Einer der dafür kämpft, jungen Menschen eine Stimme zu geben ist Unternehmensberater Konstantinos Bitsios, Initiator von „schuelerinnen.gestalten.wandel“

Die Wirtschaft: Was gab den Impuls für Ihr Engagement?

Konstantinos Bitsios: Die Initiative wurde 2010 mit Eigenkapital ins Leben gerufen, nachdem ich im Zuge einer großen Konferenz über wichtige Zukunftsthemen, hautnah miterleben musste, wie Jugendliche als Stakeholder überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Im Zuge meiner weiteren Recherchen kam ich zu dem Ergebnis, dass die Jugendlichen komplett unterschätzt, nicht ernst genommen und als gleichwertige PartnerInnen überhaupt nicht eingebunden werden.

Jugendliche sind mit Schule und Smartphone beschäftigt und interessieren sich nicht für Wirtschaftskonferenzen, lautet das gängige Klischee.

Aber das stimmt nicht. Kern der Initiative ist es, die Jugendlichen ernst zu nehmen, sie in den Mittelpunkt zu rücken und sie als gleichwertige PartnerInnen zu sehen. Somit sagen die Erwachsenen den jungen Talenten nicht was richtig oder falsch ist, sondern wir hören ihnen zu, wie wir andere Wege gehen können.

Wie geht das in der Praxis?

Dafür werden von uns Dialoge zwischen den Schüler*Innen und den Entscheidungsträger*Innen zu ganz unterschiedlichen Themen organisiert. Dabei suchen sich die Jugendlichen die Dialogparner*Innen aus, bereiten sich für den Dialog vor und nehmen Fragen mit, die sie stellen wollen. Bei diesen Dialogen können die Schüler*Innen ganz offen diskutieren und Ihre Ideen, Wünsche, Forderungen, Kritik oder Lösungsansätze kundtun.

"Die Teilnahme von Jugendlichen an Kongressen ist eine ganz große Bereicherung"

Wie sind die bisherigen Erfahrungen?

Viele Menschen erkennen, dass es sich bei den Jugendlichen um junge Talente handelt, die großartige Ideen haben, sehr wohl Themen hinterfragen und auch mitgestalten wollen.

Dadurch, dass wir Erwachsene sie bloß als minderjährige Schüler*Innen sehen, stecken wir sie in die falsche Schublade und schenken ihnen keinerlei Beachtung.

Die Gesellschaft scheint zu sagen: Kinder, macht mal die Schule studiert oder arbeitet und dann gehört ihr dazu.

Die Tatsache, dass jemand noch minderjährig ist, bedeutet nicht, dass er oder sie nicht Ideen hat oder zu aktuellen Themen nicht mitgestalten möchte. Wenn irgendwo ein „start-up“ aufpoppt, das aus sehr jungen Menschen besteht, die plötzlich viel Geld verdienen, dann wird den Jugendlichen auf einmal die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Aber wenn es um wichtige Entscheidungsprozesse geht übersehen wir diese Talente und binden sie nicht mit ein. Das ist doch Unsinn, das möchten wir ändern.

Sie setzen mit der Arbeit bei Schulen an. Wie wird das angenommen? 

Ich möchte die Initiative so sehr erweitern, dass sie eines Tages fester Bestandteil des Lehrplans wird. Und ich möchte noch mehr Organisator*Innen von Veranstaltungen erreichen, die gratis-Tickets für Schüler*Innen zur Verfügung stellen, so dass auch die Schüler*Innen Zugang zu Kongressen und Konferenzen haben. Die Teilnahme von Jugendlichen an solchen Veranstaltungen ist eine ganz große Bereicherung für beide Seiten.

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