Wohnbarometer
Geringverdiener*innen leben nachhaltiger
Wer wenig verdient, lebt nachhaltig und umweltschonend. Dies belegt die jüngste Studie zum Wohnbarometer der VAV, in der insgesamt 1.000 Proband*innen unter anderem gefragt wurden, ob sie ihren Lebensstil als nachhaltig und umweltschonend bezeichnen würden. Die bei weitem höchste Zustimmung zeigte sich im Kreis der Niedrigverdiener*innen mit einem Monatseinkommen von bis zu 1.500 Euro. In der Selbsteinschätzung stufte mit 23 Prozent fast jede*r Vierte unter den Teilnehmer*innen die eigene Lebensführung als uneingeschränkt nachhaltig ein, weitere 54 Prozent sehen diese als eher nachhaltig an.
Die positive Sichtweise auf das eigene Verhalten hängt nicht nur vom Einkommen, sondern auch vom Lebensalter ab. So geben in der Alterskohorte der 18 bis 29-jährigen 18 Prozent an, absolut nachhaltig zu leben, bei den 30 bis 49-jährigen sind es 11 Prozent und in der Gruppe ab 50 Jahren steigt der Prozentsatz auf 16 Prozent an. Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV: „Offensichtlich wird die Nachhaltigkeit des eigenen Lebensstils in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten beurteilt. Wer kein Auto besitzt oder wenig reist, ist eher geneigt seine Haushaltsführung als umweltschonend zu bezeichnen.“
Das Bild verändert sich, wenn in die Betrachtung neben jenen, die mit einem uneingeschränkten „Ja“ antworten, auch die „eher Ja“-Angaben einbezogen werden. Über alle Kohorten gesehen bezeichnen 69 Prozent aller Studienteilnehmer*innen und damit mehr als zwei Drittel ihre Lebensführung als nachhaltig oder eher nachhaltig. Die 18 bis 29-jährigen erzielen mit 64 Prozent die niedrigsten Werte, gefolgt von 30 bis 49-jährigen mit 68 Prozent sowie Menschen, die in Mietwohnungen leben, und sich zu 70 Prozent für „Ja“ oder „eher Ja“ entschieden. Die höchsten Zustimmungsraten weisen Niedrigverdiener*innen mit 77 Prozent sowie Einkommensbezieher*innen bis maximal 3.000 Euro pro Monat mit 76 Prozent aus.
26 Prozent leben nicht oder eher nicht nachhaltig
In der Selbstauskunft bezeichnet annähernd jede*r vierte der Proband*innen den eigenen Lebensstil als nicht oder eher nicht nachhaltig. Besonders niedrig fällt diese Zuordnung unter Einkommensbezieher*innen bis 3.000 Euro pro Monat mit 17 Prozent aus. Niedrigverdiener*innen liegen bei 23 Prozent gefolgt von Wohnungs- bzw. Hauseigentümer*innen sowie über 50-jährigen mit 24 Prozent. Die Spitzenplätze belegen 18 bis 29-jährige mit 29 Prozent und 30 bis 49-jährige sowie Bezieher*innen mittlerer Einkommen, die ex aequo auf 27 Prozent kommen. Rabe: „Es scheint eine gewisse Polarisierung einzutreten, die in der jüngsten Alterskohorte sehr gut zu beobachten ist. Drei Viertel leben nachhaltig und ein Viertel lehnt einen umweltbewussten Lebensstil ab.“
Im Jahresvergleich zeigt sich die auffälligste Bewegung bei den absoluten Befürworter*innen von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Während sich 2023 noch 19 Prozent dieser Gruppe zuordneten, sind es in der aktuellen Studie lediglich 15 Prozent. Der Anteil der insgesamt mit „Ja“ oder „eher Ja“ Stimmenden bleibt mit 68 zu 69 Prozent hingegen in etwa unverändert.
Gute Vorsätze werden seltener gefasst
Die Frage nach der künftigen Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Alltag führt ebenso zu einer im Vergleich zu den Vorperioden unterschiedlichen Beurteilung. Insgesamt sind die mit „Ja“ und „eher Ja“ Antworten mit 52 Prozent in diesem Jahr zu 55 Prozent in 2023 und 58 Prozent im Jahr 2021 beständig rückläufig. Die ablehnende Haltung, gebündelt in „Nein“ und „eher Nein“ steigt von 35 Prozent in 2021 und 38 Prozent in 2023 auf 42 Prozent in der aktuellen Studie. Rabe: „Die Mahnungen zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind allgegenwärtig. Es ist gut möglich, dass dies bei einer zunehmenden Zahl von Menschen zu ablehnenden Reaktionen führt.“
Am deutlichsten tritt die ablehnende Haltung bei Bezieher*innen niedriger Einkommen mit 53 Prozent zutage. Unter den ab 50-jährigen wollen 47 Prozent ihren Lebensstil keinesfalls oder eher nicht weiter in Richtung Nachhaltigkeit verändern, womit sie gleichfalls deutlich über den Durchschnittsraten liegen.