Studie
Sankt Martins Report: Krise trifft ärmere Haushalte hart
Anlässlich des Gedenktags des heiligen Martin von Tours am 11. November veröffentlicht das IHaM Institut der JKU Linz erstmals einen Sonderbericht zum Kauf- und Ausgabeverhalten der österreichischen Haushalte mit niedrigem Einkommen. Der „Sankt Martins-Report 2024“ zeigt, dass Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.000 Euro auch in einer Phase der abflachenden Inflation weiterhin deutlich weniger konsumieren als vor der Krise.
Die Kaufzurückhaltung ist besonders ausgeprägt in der Gruppe der Haushalte mit niedrigem Einkommen: 30 Prozent dieser Haushalte gaben im September 2024 an, weniger Einzelhandelswaren einzukaufen, verglichen mit 27 Prozent im Vorjahr. In höheren Einkommensklassen sank dieser Anteil im gleichen Zeitraum von 26 auf 18 Prozent. Auch greifen einkommensschwächere Haushalte verstärkt zu günstigeren Produkten: 59 Prozent kaufen preiswertere Einzelhandelswaren, was sich im Vergleich zu 62 Prozent im Vorjahr nur wenig verändert hat.
Fokus auf lebensnotwendige Ausgaben
Ein Blick auf die Ausgabenkategorien zeigt, wo die finanziellen Einsparungen besonders deutlich werden. Haushalte im unteren Einkommenssegment reduzieren vor allem ihre Ausgaben für langlebige Konsumgüter wie Elektrogeräte und Möbel. Hier gaben 54 Prozent an, kürzlich gespart zu haben, während dies bei mittleren und höheren Einkommen nur auf 35 Prozent zutrifft. Auch bei Mode und Schuhen wird gespart: 46 Prozent der Geringverdiener*innen schränkten ihre Ausgaben in dieser Kategorie ein.
Die Möglichkeit, bei lebensnotwendigen Produkten wie Lebensmitteln und Drogeriewaren zu sparen, ist hingegen begrenzt. Dennoch gaben 22 Prozent der einkommensschwächsten Haushalte an, auch hier Einsparungen vorzunehmen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die steigenden Lebenshaltungskosten den Druck auf das verfügbare Einkommen gerade in ärmeren Haushalten weiter erhöhen.
Freizeitverzicht und Sparen bei Weihnachtsgeschenken
Auch das Freizeitverhalten ist bei einkommensschwachen Haushalten stark eingeschränkt. So konnten sich im Sommer 34 Prozent der Haushalte im unteren Einkommenssegment keine Urlaubsreise leisten, und knapp die Hälfte derjenigen, die verreisten, gab weniger aus als im Vorjahr. Freizeitaktivitäten wie Sport und Hobbys werden ebenfalls reduziert: 47 Prozent der Haushalte mit geringem Einkommen sparen in diesem Bereich, ebenso 61 Prozent bei kulturellen Veranstaltungen und 49 Prozent bei Restaurantbesuchen.
Weihnachten steht vor der Tür, und die finanziellen Einschränkungen werden auch hier spürbar. Während 40 Prozent der Haushalte im unteren Einkommenssegment bei den Weihnachtsgeschenken sparen müssen, trifft dies in den höheren Einkommensklassen auf nur 30 Prozent zu. Besonders häufig wird bei Geschenken für Verwandte und Bekannte gespart, während Ausgaben für Kinder und Partner*innen möglichst beibehalten werden.
„Der heilige Martin erinnert uns daran, auf diejenigen zu achten, die weniger haben“, kommentiert Christoph Teller, Institutsvorstand des IHaM, die Ergebnisse. Er betont, dass das untere Einkommensquartil häufig im Schatten öffentlicher Diskussionen steht, und plädiert dafür, diese Konsumentengruppe verstärkt in den Fokus zu rücken.