Weltklasse fürs Handgelenk

Redaktion Die Wirtschaft
09.09.2014

Best Practice: Mit einer radikalen Spezialisierung auf Uhrarmbänder wurde die Kärntner Firma Hirsch Weltspitze. Dabei blieb man stets seinen Wurzeln treu.

„Es ist wesentlich, sich darauf zu konzentrieren, was man am besten kann“, erklärt Robert Hirsch, der Firmen-Patriarch des gleichnamigen Klagenfurter Familienunternehmens. Er repräsentiert die achte Generation einer Kärntner Unternehmerfamilie, die stets auf Tradition baute. 1765 begann die Familie, sich auf die hochwertige Verarbeitung von Leder zu spezialisieren. Doch das taten auch viele andere. Fast 200 Jahre nach der Firmengründung kam Robert Hirschs Großvater deshalb die Idee einer radikalen Spezialisierung. Der aufkeimende Wohlstand der Nachkriegsjahre machte Armbanduhren zu einem Massenprodukt. Die Schweizer Fabrikanten verzeichneten florierende Absatzzahlen. Hirsch wollte daran teilhaben und bündelte seine gesamte Produktion auf Armbänder. Die Rechnung ging auf. Auch 70 Jahre später ist man der Linie treu geblieben. 57 Millionen Euro setzte Hirsch damit im abgelaufenen Geschäftsjahr um. Bei Luxusarmbändern ist der Kärntner Mittelständler Nummer eins am Weltmarkt.
 
Ein Kleid für die Uhr
„Schon mein Großvater hat gesagt, es gebe nichts, was man nicht noch besser machen kann“, fasst Robert Hirsch die verinnerlichte Erfolgsstrategie zusammen. Hirsch hat seit jeher versucht, das auf den ersten Blick unscheinbare und oft vernachlässigte Produkt auf eine neue Ebene zu stellen. „Das Armband dient als Kleid der Uhr“, sagt der Firmenchef. Genau diese Botschaft versucht sein Unternehmen seit jeher ihren Abnehmern einzutrichtern. Durchaus mit Erfolg, wie nicht nur die Verkaufszahlen belegen. Die Uhrenhersteller haben erkannt, wie wichtig das Armband als erstes haptisches Erlebnis in einem Verkaufsgespräch ist. Und Hirsch will immer wieder neue Erlebnisse liefern. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf dem Premium-Segment. So versucht man sich auch gegenüber dem italienischen Mitbewerber Morellato zu behaupten, der ein weitaus breiteres Sortiment anbietet. Bei Sonderanfertigungen ist das Preisniveau nach oben offen. Ganz getreu dem Motto des Urgroßvaters versucht man bei Hirsch heute noch, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Zahlreiche Patente unterstreichen diese Innovationsführerschaft. Allein ein Blick in den Produktkatalog zeigt: Hier ist Extravaganz angesagt. Von Alligatoren- bis zu Straußenleder ist alles auch mit „exotischen Prägungen“ verfügbar. Dabei beteuert der Hersteller, dass alle Rohmaterialien aus kontrollierter Zucht stammen.

In rund 16.000 Verkaufsstellen weltweit werden heute die in Kärnten hergestellten Armbänder vertrieben. Den florierenden Internethandel merkt man im Nobelsegment, das Hirsch besetzt, nur bedingt. „Wir setzen in unserer Kooperation mit dem Juwelierfachhandel darauf, das Serviceangebot und die persönliche Betreuung hervorzustreichen“, erklärt Unternehmenssprecherin Birgit Nicolelli. Man vertraut also wie schon immer auf die eigenen Stärken. Nach dem Motto: Sollen sich doch die anderen mit Angeboten im Netz unterbieten! Hirsch-Armbänder werden auch in Zukunft in erster Linie über den Ladentisch den Besitzer wechseln. (dn)
 
Hirsch Armbänder GmbH
Unternehmenssitz: Klagenfurt
Gründungsjahr: 1765
(1945 Spezialisierung auf Uhrbänder)
Mitarbeiter: 620 (420 in Österreich)
Umsatz: 57 Millionen Euro
Absatzmärkte: CH, EU, Nordamerika
Erfolgsfaktoren: Fokussierung,
Spezialisierung

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