Investieren in WMF
Tolle Firmen - starke Aktien?
Harald Schnidar hatte den richtigen Riecher. Vor Jahren legte sich der Steirer nach einem Besuch in den USA Tesla-Aktien aufs Depot. Damals kannten das Unternehmen in Europa nur wenige Enthusiasten. Jahre später verkaufte Schnidar sein Aktienpaket und finanzierte mit dem Gewinn sein eigenes Unternehmen mit Namen Scarletred. Ein digitales Health Tech Unternehmen, dass mittlerweile schon mehrere internationale Preise eingeheimst hat und zu den innovativsten Life Science-Unternehmen in Österreich gehört.
Man kann den Tesla-Boss Elon Musk mögen oder nicht, man kann Elektro-Autos verteufeln oder in den Himmel heben: Die Tesla-Story, aber vor allem die Performance der Aktie zeigt, dass sich Investments in Weltmarktführer - gerade wenn sie in einer Nische tätig sind - durchaus rentieren können. Anfang September 2011 - etwas mehr als ein Jahr nach dem Start an die Börse - kostete die Tesla-Aktie (rückgerechnet) 3,41 Euro. Exakt fünf Jahre später hatte sich der Aktienwert verzehnfacht, obwohl das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt operativ noch tief in den roten Zahlen steckte. Das sollte auch noch einige Zeit so bleiben. Erst im Jahr 2019 erzielte Tesla auf operativer Ebene einen Gewinn. Dann kam das Corona-Jahr 2020, das der Automobilindustrie eine veritable Krise bescherte. Während die deutschen Riesen wie VW oder Daimler veritable Umsatz- und Gewinneinbrüche hinnehmen mussten, stiegen die Verkaufszahlen bei Tesla in zuvor nie gekannte Höhen. 28% mehr Umsatz ließen den operativen Gewinn von 80 Millionen auf 1,994 Milliarden explodieren. Wohlgemerkt - wir sprechen vom Jahr 2020 - einem weiteren „annus horribilis“ für die Autoindustrie. Obwohl die Tesla-Aktie in Finanzkreisen schon seit Jahren als „zu heißes Papier“ bezeichnet wurde, ging es weiter bergauf. Anfang September kostete die Aktie 623 Euro - gegenüber dem Stand von vor zehn Jahren ein Plus von mehr als 18.000 Prozent. Nur zum Vergleich: Der marktbreite US-Index S&P 500 stieg im gleichen Zeitraum im Wert um 276 %.
Feine Nische, hohe Rendite
Klar, nicht jede Aktie eines kommenden Weltmarktführers erzielt solch fabelhaften Renditen, aber es gibt andere, in der Öffentlichkeit weit weniger bekannte Unternehmen, die sich in ihrer Nische ebenfalls prächtig entwickeln. Auch deren Aktien erzielen mitunter schöne Renditen, wie etwa die Straumann Holding. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel, 1954 gegründet, hat sich im Lauf der Jahre zu einem der führenden Anbieter im Dentalbereich entwickelt. Die Gruppe erforscht, entwickelt, produziert und liefert Zahnimplantate, Instrumente, Prothetikkomponenten, Biomaterialien und digitale Lösungen für den Einsatz in den Bereichen Zahnerhaltung, Regeneration, Restauration und Zahnersatz. Seit dem Börsegang im Jahr 1998 hat die Aktie ein Plus von mehr als 8.500% erzielt - auf Sicht der letzten zehn Jahre waren es immer noch mehr als 2500%. Im gleichen Zeitraum erzielte der Schweizer Leitindex (SMI) einen Zuwachs von 124,7 Prozent.
Um solche Aktien zu finden, muss man allerdings einigen Aufwand betreiben. Man muss sich umhören, man muss den Schreibtisch verlassen und Feldforschung betreiben. Man muss Fachartikel lesen, Messen besuchen, man muss sich in der Branche umhören und natürlich auch mit den Firmenverantwortlichen sprechen. Man muss einiges an Geld aber noch viel mehr Zeit investieren. Oder man überlässt es professionellen Fondsmanagern, wie etwa jenen von Comgest, die mit Verve nach sogenannten „Qualitätswachstums-Aktien“ suchen. Dieter Wimmer, Leiter Sales in Österreich beschreibt den Quality Growth-Ansatz dem sich die Fondsgesellschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1985 verschrieben hat, folgendermaßen: „Wir suchen keine momentanen Highflyer sondern Unternehmen deren EBITDA-Wachstum pro Jahr bei zumindest 10 Prozent liegt und das über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Außerdem muss es eine entsprechende Visibilität dafür geben.“ Welche Aktien letztlich im Portfolio eines Comgest-Fonds landen, entscheidet immer ein Team von drei Investmentmanagern, die einen unabhängigen Nachhaltigkeitsexperten hinzuziehen um das betreffende Unternehmen auf die Einhaltung der ESG-Kriterien zu checken. Unterstützt werden die Fondsmanager von Finanzanalysten, die die harten Fakten abchecken. Eine Aktie gelangt erst dann ins Portfolio eines Comgest-Fonds, wenn sich die drei, respektive vier (inkl. ESG) Manager darauf einigen, dass das Wertpapier den Qualitätswachstumskriterien entspricht. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass die Aktie eines Unternehmens nicht sofort ins Portfolio wandert, weil etwa die Branche, in dem das Unternehmen tätig ist, im Fonds bereits stark gewichtet ist. „Uns ist wichtig die Fonds nicht zu breit aufzustellen, da sie dann unter Umständen zu unübersichtlich werden“, erklärt Wimmer. „Deshalb ist es bei unseren Fonds oft der Fall, dass die ersten zehn Positionen gut die Hälfte des Portfolios ausmachen.“ Die Veranlagungsstrategie bei Comgest ist zudem langfristig orientiert, das heißt Aktien, die es einmal durch den Auswahlprozess geschafft haben, sollen länger im Depot gehalten werden.
Eines der Unternehmen, dessen Aktien im „Comgest Growth Europe Opportunities“ Fonds vertreten sind, ist die niederländische ASML-Holding. ASML ist der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie. Die komplexen Maschinen spielen eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Mikrochips. ASML hat die meisten Chiphersteller als Kunden, der weltweite Marktanteil lag zuletzt bei 62 %. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre hat die Aktie ein stolzes Plus von mehr als 2.200 Prozent erzielt.
Weltmarktführer gibt es aber natürlich nicht nur im Ausland. Auch hierzulande finden sich Unternehmen, die in ihren Branchen bzw. Nischen, dazu zählen. Beispiel Palfinger: Das Salzburger Unternehmen ist im Segment Ladekräne Weltmarktführer, gleiches gilt bei Forst- und Recyclingkränen und bei Hooklifts. Seit Anfang 2000 hat die Aktie an der Wiener Börse ein Plus von 730% erzielt, der ATX hat seither um mehr als 200% zugelegt. Auf Sicht von zehn Jahren lag das Plus der Aktie bei 111%, der ATX gewann 59% dazu. Geht es nach den Analysten hat die Palfinger-Aktie noch immer Potenzial. Nicht zuletzt, weil das Unternehmen heuer eines der besten, wenn nicht gar das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielen wird, raten derzeit - laut dem Börseportal Börse Express - fünf von sechs Analysten zum Kauf der Aktie.
Conclusio: Die Aktien von Weltmarktführern - und seien sie auch nur in Nischen tätig - performen meist, wenn auch mit Sicherheit nicht immer, besser als der Gesamtmarkt.