Manner mag's eben fair

Fairtrade
17.10.2022

 
Manner ist höchst erfolgreich am internationalen Markt tätig – und in der Produktion auf Fairtrade-Kakao umgestiegen. Aus gutem Grund.
mannersnitten mit fairtrade kakao
fairtrade kakao

„Chocolade für alle“ war die Devise von Josef Manner I. bei der Gründung der Süßwarendynastie im Jahre 1890. Der gelernte Kaufmann hatte am Wiener Stephansplatz ein kleines Geschäft, in dem er Schokoladen und Feigenkaffee verkaufte. Als ihn die Qualität der Schokolade seines Lieferanten nicht zufriedenstellte, entschloss er sich, selbst in die Produktion einzusteigen. Am 1. März 1890 wurde die „Chocoladenfabrik Josef Manner“ gegründet. Seit 1996 ist – durch den Zukauf der Marken Walde und Candita – das Werk in Wolkersdorf vor den Toren Wiens ein Teil von Manner. 2014 wurde die „Chocolaterie“ dorthin übersiedelt. Heute ist Manner einer der größten Süßwarenhersteller Österreichs. Die Produkte werden weltweit in rund 50 Ländern vertrieben, eigene Vertriebsbüros befinden sich in Deutschland, Tschechien und Slowenien. 2021 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 239 Millionen Euro. Produziert wird an zwei Standorten. In der kleinen Gemeinde Wolkersdorf werden alle Schokolade-Produkte hergestellt. Dazu zählen etwa Dragee Keksi, Casali Schokobananen oder Victor Schmidt Mozartkugeln. Alle anderen Produkte wie die Manner Schnitten werden in Wien produziert.

Nachhaltigkeit zählt
Manner ist eines der wenigen Süßwarenunternehmen in dieser Größe, das Schokolade selbst von der Bohne weg – „from bean to bar“ – verarbeitet; der Kakao macht fast 30 Prozent am Rohstoffeinsatz aus. Das Unternehmen kauft die Bohnen vorwiegend aus Westafrika; in Wien werden sie geröstet, gemahlen und die Kakaomasse gepresst. Danach wird die Schokolade in Wolkersdorf fertiggestellt.
Nachhaltigkeit wird im Unternehmen großgeschrieben: Seit 2016 ist Manner Mitglied bei respACT, der führenden Unternehmensplattform für Corporate Social Responsibility (CSR) und nachhaltige Entwicklung in Österreich. Bereits 2011 startete Manner eine CSR-Offensive mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit bei den Rohstoffen Palmöl und Kakao. 2015 wurden die Schokobananen auf Fairtrade umgestellt, und zwar mit dem All-that-Can-Be-Siegel: Nicht nur der Kakao, sondern auch Zucker und Banane stammen aus Fairtrade-Anbau. 2020 erhielt die Range der Victor Schmidt Mozartkugeln das Fairtrade-Kakao-Siegel. 2021 schließlich wurden alle Manner-Waffel- und Schnittenprodukte Fairtrade-zertifiziert. „Durch die Umstellung auf 100 Prozent nachhaltig zertifizierten Kakao können wir sicherstellen, dass die sozialen Standards in den Anbauländern eingehalten werden“, sagt Manner-CEO Andreas Kutil. Manner ist der größte österreichische Partner von Fairtrade.

Durch Fairtrade wird der Kakao-Einkauf an sich nicht schwieriger.

Andreas Kutil, CEO Manner

Andreas Kutil,  CEO Manner
Andreas Kutil, CEO Manner

Der Preis von Fairness
Damit setzt Manner einen Kontrapunkt zum herkömmlichen Kakaohandel, der von extremen Preisschwankungen und hoher Marktkonzentration geprägt ist. Kakao zählt neben Erdöl und Kaffee zu den wichtigsten Rohstoffen auf dem Weltmarkt. Trotz wachsender Nachfrage bleibt den meisten Kleinbauernfamilien jedoch kein existenzsicherndes Einkommen, Kinderarbeit ist vor allem in Westafrika weit verbreitet. Für die Fairtrade-Kakaobauernfamilien bedeutet der Handel nach Fairtrade-Standards ein stabileres Einkommen und zusätzliche Einnahmen, die sie in Projekte ihrer Wahl anlegen: in den Bau von Schulen, die Anschaffung von Maschinen und sonstiger Ausrüstung und in die Qualitätssteigerung ihrer Ernten.
„Durch Fairtrade wird der Kakao-Einkauf an sich nicht schwieriger“, sagt Andreas Kutil. „Die Verfügbarkeiten sind gegeben und unser Partner Fairtrade baut diese stetig aus.“ Die Preise für Faitrade-Kakao sind allerdings höher als für herkömmlichen Kakao. „Es ist uns wichtig, dass wir im Gegenzug zu guter Qualität der Bohnen auch einen fairen Preis bezahlen, von dem die Bauern leben können und darüber hinaus die sozialen Standards eingehalten werden“, so Kutil. „Für uns sind das aktuell Mehrkosten im siebenstelligen Bereich.“

Ernährungssicherheit & Zugang zu Bildung
Manner bezieht den Rohkakao aus mehreren Kooperativen an der Elfenbeinküste, unter anderem von der Kakaokooperative ECOOKIM. Über 3.000 Bauern produzieren hier Kakao auf einer durchschnittlichen Anbaufläche von 6,3 Hektar. Neben dem Ziel, die Produktion, die Verarbeitung und den Export selbst in die Hand zu nehmen, bemüht sich ECOOKIM, die Ernährungssicherheit, medizinische Versorgung und Zugang zu Bildung zu verbessern. Da die Produktivität der Felder in den Regionen relativ gering ist, ist die Produktivitätssteigerung der Flächen ein wichtiges Anliegen. Bis heute sind die Hauptaufgaben des Verbandes, die Produktion und Verarbeitung durch die Mitgliedskooperativen zu koordinieren und zu fördern sowie die Kleinbauernfamilien in technischer und sozialer Hinsicht zu unterstützen. Seit 2010 ist ECOOKIM Fairtrade-zertifiziert und damit eine der Ersten an der Elfenbeinküste.
„Wenn ein großes Traditionsunternehmen wie Manner solche Schritte setzt, zeigt das eindrucksvoll: Regionale Wertschöpfung und internationaler fairer Handel ergänzen einander perfekt“, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. „Nachhaltigkeit spielt für Konsumenten eine große Rolle, das Fairtrade-Siegel bietet am Regal eine Hilfestellung und gibt Sicherheit beim Einkauf“, ergänzt Andreas Kutil.

Wie Fairtrade wirkt

Westafrika ist die weltweit bedeutendste Kakao-Anbau­region, 78 Prozent des Fairtrade-Kakaos kommen aus der Elfenbeinküste und Ghana. 90 Prozent des weltweit produzierten Kakaos stammen von Familienbetrieben, die oft nur kleine Felder bewirtschaften. Viele Kleinbauern leben in Armut; sie wissen nicht, was ihre Rohstoffe am Markt wert sind. Zwischenhändler nutzen diesen Zustand aus und bezahlen oft zu niedrige Preise. Fairtrade unterstützt die Kakaobauernfamilien: Zusätzlich zum Fairtrade-Mindestpreis erhalten die Kleinbauernorganisationen für ihren Kakao eine Fairtrade-Prämie. Die Mitglieder der Kooperative entscheiden, welches Projekt sie damit finanzieren wollen. Derzeit liegt die Fairtrade-Prämie bei 240 US-Dollar pro Tonne Kakaobohnen.