Sicherheit
Wenn es wirklich kritisch wird
So unterschiedlich auch ihre Betätigungsfelder sein mögen, Weltmarktführer haben meistens einige Gemeinsamkeiten: Sie investieren intensiv in Technologie und Innovation, setzen sich sehr ambitionierte Wachstumsziele, sie operieren häufig in Nischen und fast allen ist ein extremer Fokus gemeinsam. Ein Erfolgsrezept, das auch bei Frequentis seine Anwendung findet. Das Unternehmen aus Wien hat sich über die Jahrzehnte zum weltweit führenden Anbieter von Informations- und Kommunikationslösungen für sicherheitskritische Anwendungsfelder entwickelt. Zum Einsatz kommen die Lösungen von der Flugsicherung und Industrieleitstellen, über den Verteidigungssektor, die öffentliche Sicherheit bis hin zur Kommunikation von maritimen Einrichtungen. Dass es dem Hidden Champion bei dieser Bandbreite an Nachfrage mangeln könnte, ist trotz Corona-Krise und verminderter Reisetätigkeit nicht zu erwarten. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Denn in den kommenden Jahren wird zum Beispiel der Luftraum – trotz aktueller Rückgänge durch die Pandemie – wohl immer enger werden. Flugzeuge im Linien- und Charterverkehr und der verstärkte Einsatz von Drohnen lassen die Herausforderung für Sicherheits- und Kommunikationssysteme der Flugsicherungen massiv steigen. Allein dem Drohnenverkehr wird aktuell ein Wachstum von 14% jährlich zugeschrieben. Um den gesamten Luftraum unter Kontrolle zu halten, kommen immer häufiger neben den klassischen Terminals mit Fluglotsen auch ferngesteuerte, so genannte Remote Towers zum Einsatz, die mittels künstlicher Intelligenz den Verkehr auf Flughäfen von einem entfernt gelegenen Platz aus steuern. An genau dieser Stelle kommen Lösungen von Frequentis ins Spiel. Zählt das Unternehmen doch in genau diesem Segment zu den führenden Anbietern weltweit. Um den Trend zu befeuern, arbeiten die Wiener in mehreren Projekten gemeinsam mit internationalen Allianzen und Verbänden intensiv an der Entwicklung von Standards für die Zukunft. Von Katerstimmung ist also trotz eingeschränktem Flugaufkommen zumindest bei Frequentis keine Rede.
Große Probleme, ausgefeilte Lösungen
Auch in anderen Segmenten kann das Unternehmen Umständen einen Vorteil abtrotzen, die anderweitig lediglich für Verunsicherung sorgen. Die Einsatzkräfte von Militär, Polizei, Feuerwehr und Rettung setzen nämlich ebenfalls in vielen Ländern auf das Know-how von Frequentis. Vor allem wenn es gilt, schwierige Katastropheneinsätze und die steigende Anzahl an Notrufen zu koordinieren. Militärische Krisen sowie die Auswirkungen der Klimakrise sorgen also für steigenden Bedarf. Wie sehr die Herausforderungen für die Einsatzkräfte wachsen und wie wichtig es ist, durch gute technische Lösungen rasch und effizient agieren zu können, beweist der tägliche Blick in die Nachrichten.
Doch worin liegen die besonderen Anfordernisse von Blaulichtdiensten? Norbert Haslacher, CEO der Frequentis AG erklärt, worauf es ankommt: „Schnelle, effektive und zuverlässige Kommunikationssysteme sind der entscheidende Faktor, um Menschenleben zu retten und schnell Hilfe vor Ort zu bringen. Dabei geht es um die integrierte Kommunikation zwischen verschiedenen Blaulichtorganisationen wie Polizei, Feuerwehr und Rettung innerhalb eines Landes, aber auch um eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Blaulichtdiensten Europas.“ Diese Anforderung deckt Frequentis mit einer multimedialen Kommunikationsplattform ab, die zum Beispiel auch die Integration von Videos in die Leitzentralen erlaubt. „Das ermöglicht den Disponenten in der Leitzentrale eine raschere Beurteilung des Lagebildes und führt zu einer zielgerichteteren Einsatzplanung“, erklärt Haslacher. Zusätzlich erhalten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, abseits des klassischen Telefons über Message-Dienste oder soziale Medien mit den Blaulichtdiensten Kontakt aufzunehmen.
Dass Krisen und Klimawandel dem Unternehmen in die Hände spielen, ist eine Betrachtungsweise, eine andere liegt darin, dass Frequentis dabei hilft deren Auswirkungen abzufedern. „Wir sehen eine gute Nachfrage“, bestätigt Haslacher. „Einer unserer Treiber ist das erhöhte Bedürfnis nach Sicherheit, die von den Blaulichtdiensten abgebildet werden muss.“ In Verbindung mit dem Mobilitätsbedürfnis der Gesellschaft und unter Nutzung neuerster Technologien ist es die Vision der Firma zur Nummer 1 weltweit in Lösungen für Kontrollzentralen zu werden. Bei Sprachkommunikationssystemen für die Flugsicherung ist das Unternehmen bereits mit einem Marktanteil von 30% Weltmarktführer. Gezielte Akquisitionen zur Erweiterung der Produktpalette sollen dabei helfen, das ambitionierte Ziel zu erreichen.
Mit Innovation global punkten
Um dabei technologisch an der Spitze zu bleiben, wird am Firmensitz in Wien beständig in Forschung und Entwicklung investiert. „Wir wären aber schlecht beraten, wenn wir alles nur auf einen Standort konzentrieren. Daher haben wir auch an den Standorten in Deutschland, USA oder England eigene Entwicklerteams“, erklärt Norbert Haslacher. Eine Strategie, die kostet.
Alleine in den letzten drei Jahren sind im Durchschnitt mehr als 6% des Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung geflossen. Dazu kommt die von Kunden bezahlte F&E-Leistung in der gleichen Höhe.
Darüber hinaus arbeitet Frequentis aktiv in mehr als 15 verschiedenen Industrie- und Standardisierungsorganisation mit. Norbert Haslacher möchte in diesem Zusammenhand hervorheben, dass sein Unternehmen auch an einer Menge von österreichischen und europäischen Forschungsprojekten beteiligt ist. Auf diese Weise will Frequentis seine Rolle als Vorreiter bei Cloudlösungen für Teildienste der Leitstellen festigen. Locken doch kalkulierbaren Einnahmen aufgrund der langfristig laufenden Projekte. Weil es sich bei den Kunden um Behörden und staatliche Betriebe handelt, macht Frequentis keine Angaben zu den Auftragsvolumina. Das Management lässt jedoch durchblicken, dass der Umsatz in den entsprechenden Segmenten zugenommen hat. Ob es spezielle Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit Behörden gibt? „Der Unterschied zur Privatunternehmen liegt vor allem darin, dass Behörden ihre Systeme, Service etc. über Ausschreibungen einkaufen müssen“, erklärt der CEO. „Da gilt es die Standards in Bezug auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit bis zu den Einspruchsmöglichkeiten der Mitbewerber penibel einzuhalten.“ Kein Problem für Frequentis. „Wir sind damit weltweit vertraut“, schmunzelt Haslacher.