Brillenmode
Unternehmer mit Durchblick
Genau das machen, wovon alle abraten. Und darauf setzen, was nicht im Trend liegt. Brillenhersteller Andy Wolf Eyewear ist mit dieser Strategie mehr als einmal erfolgreich gewesen. Auch international: Die Brillendesigns aus dem steirischen Hartberg findet man 15 Jahre nach Gründung des Unternehmens in fast 70 Ländern weltweit. Sogar Lady Gaga wurde in New York City mit einem Modell gesichtet. Angefangen hat der Erfolgslauf 2006 mit einer Idee unter Freunden. Andreas Pirkheim (Andy) und Wolfgang Scheucher (Wolf), Gründer und Namensgeber des Labels, hatten den Plan gefasst, die Brillenproduktion in Österreich wiederzubeleben. „Anwälte und Banken haben uns davon abgeraten. Der große Trend war damals Outsourcing, und die Produktion in Asien war natürlich viel kostengünstiger. Aber wir wollten den Produktionsprozess selbst steuern können“, sagt Pirkheim. Und so haben die beiden – entgegen aller Warnungen – eine alte, bestehende Brillenmanufaktur in Hartberg übernommen und die Fertigung einer eigenen Herrenlinie aus Acetat gestartet, ein Rohstoff aus gehärteten Baumwollflocken.
Modische Verwunderung Acetat?
Das sorgte vor allem bei den Optikern für Verwunderung. Denn auch hier schwamm das Unternehmen gegen den Strom. Die Brillenmode war zu dieser Zeit geprägt von kleinen, schmalen Fassungen, bevorzugt randlos und somit sehr zurückhaltend. Die starken Acetatfassungen fielen daher besonders auf – aber anfangs nicht wirklich positiv. „Doch wir blieben hartnäckig und wichen nicht von unserem Konzept ab“, so Andreas Pirkheim. Das Resultat: Mit der regionalen Produktion und dem besonderen Design hat Andy Wolf gleich zwei Alleinstellungsmerkmale, die das Unternehmen seit Beginn auszeichnen. Klar war von Anfang an auch die internationale Orientierung der Marke. Bereits zwei Jahre nach der Gründung hatte Andy Wolf erste Vertreter und Kunden in Schweden, Frankreich, den Niederlanden und Korea. Die Exportquote liegt konstant im oberen Bereich, etwa bei 83 Prozent im Jahr 2020. Deutschland zählt dabei mit 39 Prozent zu den stärksten Märkten, gefolgt von der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich. Apropos Frankreich: Als einen seiner „größten Erfolge“ bewertet Pirkheim die Übernahme eines zweiten Werks im französischen Jura. Das französische Gebiet nahe der Schweizer Grenze gilt als die Wiege der Metallbrillenproduktion, und zahlreiche Zulieferer, Manufakturen und Veredler sind hier seit Jahrzehnten angesiedelt. Ähnlich wie die österreichische Manufaktur stand das französische Werk 2016 kurz vor dem Konkurs. Der Brillendesigner hat die Manufaktur mit allen Mitarbeitern und deren Know-how übernommen und konnte in den letzten fünf Jahren die Zahl von zwölf auf 35 Mitarbeiter knapp verdreifachen. „Mit diesem Werk haben wir unsere Stellung am französischen Markt gefestigt“, sagt Pirkheim.
Gefestigt ist das Label offensichtlich auch in der internationalen High Society. Lady Gaga war eine der Ersten, die sich mit Andy Wolf geschmückt hat. 2017 rückte das Unternehmen über Nacht ins Rampenlicht, als Rihanna eine Andy-Wolf-Sonnenbrille auf dem roten Teppich in Cannes getragen hat – und damit einen weltweiten Trend der Micro-Shades ausgelöst hat. „Das war eines meiner persönlichen Highlights, da wir auch namentlich in internationalen Magazinen genannt wurden“, sagt der Gründer.
Der „Traum“ Schwarzenegger
Reiner Zufall war dieser Sprung auf die Celebrity-Bühne natürlich nicht. „Wir hatten schon den Plan, dass Stars unsere Brille tragen. Über eigene PR-Agenten kommen wir in Kontakt mit Visagisten und Stylisten, die natürlich Schauspieler und Stars kennen“, sagt Pirkheim. Und welche Persönlichkeit steht auf der Wunschliste ganz oben? „Arnold Schwarzenegger wäre ein Traum, da lacht das österreichische Herz“, meint der Brillendesigner. Dass sich PR-Coups wie diese lohnen, zeigt auch ein Blick auf die Umsatzentwicklung des Unternehmens. Mit Lady Gaga kam der internationale Erfolg, und bereits fünf Jahre nach der Gründung entwickelte sich Andy Wolf zu einem wichtigen Player am internationalen Markt. Der Umsatz stieg während dieser Zeit um das Sechsfache, von 222.000 Euro auf 1,4 Millionen Euro. 2016, zum zehnjährigen Jubiläum, wurde der Umsatz erneut versechsfacht, auf 8,4 Millionen Euro. Auch 2020 konnte das Unternehmen trotz der Pandemie sein Vorjahresergebnis erreichen und schloss das Jahr mit 11,2 Millionen Euro ab. Was Andy Wolf auch einzigartig macht, ist das breite Sortiment. Pirkheim: „Wir haben nie eine Zielgruppe ausgeschlossen. Unser Credo ist, dass jeder unsere Brillen tragen können soll. Das gibt es in der Brillenbranche sonst nicht. Dies betonen wir auch in unserer neuen Herbst-Winter-Kollektion namens All of Us.“ Durch das Bewahren des traditionellen Handwerks mit der eigenen Fertigung hat die Marke Andy Wolf eine eigene Story bekommen, die sie authentisch und greifbar macht. „Wir leben unsere Werte wie Nachhaltigkeit, zum Beispiel durch die kurzen Transportwege. Dem bleiben wir treu“, sagt Pirkheim. Das nächste Marketing-Highlight steht auch schon fest. Zum 15-Jahr-Jubiläum bringt Andy Wolf noch heuer eine besondere Kollektion heraus, die es exklusiv bei nur 150 Optikern in Europa geben wird. So viel kann dazu laut Pirkheim schon verraten werden: „Optisch werden die Brillen unserer allerersten Kollektion ähneln.“