Nikolaus Schmidt
Post-Corona: Digital denken ist Pflicht
Welche Themen sind durch Corona auf Unternehmen zugekommen, die auch nach dem Ende der Pandemie einen hohen Stellenwert genießen werden?
Eine Konsequenz der Corona-Krise war sicherlich, dass der Bedarf an bestimmten Consulting-Themen gestiegen ist bzw. sich verlagert hat. Durch die Krise waren zahlreiche Branchen von teilweise schweren Umsatzeinbußen betroffen, Lieferketten brachen mit längerer Fortdauer der Pandemie ein und Rohstoffpreise sowie Logistik wurden für Unternehmen zur immer größeren Herausforderung. Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wurden temporär in Kurzarbeit geschickt und zahlreiche Organisationen mussten binnen kürzester Zeit auf Remote Working umstellen. Diese neuen Herausforderungen haben sich auch auf unserer Consulting-Plattform gezeigt: So konnten wir etwa im „Corona-Jahr“ 2020 im Vergleich zum Jahr davor einen deutlichen Zuwachs der Anfragen im Bereich „HR“ (hier vor allem bei den Themen „Leistung, Vergütung & Arbeitszeit“ sowie „Talent & Entwicklung“) und „Organisation“ verzeichnen. Deutlich mehr Projekte gab es 2020 auch bei den Beratungsfeldern „Strategy“ (in den Bereichen „Digitalisierung“ und „Data Analytics“) sowie bei den Themen Marketing und Vertrieb. Durch die pandemiebedingte Verschiebung zu vermehrt Remote Work, Online-Handel und Online-Plattformen, wurden natürlich auch Beratungs-Themen wie „IT-Projektmanagement“, „IT-Architektur“ und „Software-Auswahl“ stärker angefragt.
Welche Themenfelder beschäftigen heimische Unternehmen mit dem Blick in die Zukunft gerade ganz besonders?
Die Corona Krise hat ganz klar zu einem Umdenken der Gesellschaft und Wirtschaft geführt. Denn was wir schon seit einigen Jahren erleben, ist nun durch die Corona Pandemie enorm beschleunigt worden – nämlich eine deutliche Verlagerung von der traditionellen Arbeitsweise zu einem neuen, flexibleren Ansatz. Viele heimischen Unternehmen rüsten sich deshalb für zukünftige Eventualitäten und gehen grundlegende strategische Fragenstellungen an. Seien es Maßnahmen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung, Data Analytics und Data Science als Mittel um Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten weiterzuentwickeln, das Umstrukturierung und Verschlanken von Lieferketten, ein verstärkter Fokus auf Regionalisierung oder die Nutzungsmöglichkeiten der Gig-Economy. Aber auch Nachhaltigkeit und Co2-Neutralität werden in Zukunft von großer Bedeutung sein – Unternehmen, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen, werden global mehr Investitionen erfahren, denn verantwortungsvolles Unternehmertum und wirtschaftlicher Erfolg werden in Zukunft Hand in Hand gehen.
In welchen Bereichen wird besonders viel Beratungsleistung benötigt? Woran liegt das?
Remote-Work ist im vergangenen Jahr zum entscheidenden Baustein für die konstante Leistungskraft von Unternehmen geworden, war aber vor allem Mittel zum Zweck. Die Zukunft liegt nun in der optimalen Kombination aus beiden Welten, denn ein Zurück in den Büroalltag wie vor der Pandemie wird es nicht geben. Wir stehen vor einer „Hybridisierung“ der Arbeitswelt und viele Unternehmen, die schon während der Corona Pandemie flexible Arbeitsmodelle eingeführt haben, nutzen jetzt die Gunst der Stunde zum Umbau ihrer Arbeitsorganisation. Doch die Transformation in eine hybride Arbeitswelt wird neue Herausforderungen schaffen und der Bedarf an Beratungsleistungen hier steigen: Inhaltlich vor allem rund um das Thema „New Work“ – wie man etwa Strategie-fit in der neuen Arbeitswelt besteht, Prozesse optimal digitalisiert oder datengetriebene Entscheidungen voranbringt. Aber auch im Bereich der digitalen Customer Experience ist die Pandemie zu einem starken Treiber geworden, was sicherlich ebenfalls zu einem gesteigerten Bedarf an Beratungsleistung führen wird.
Zielen die Projekte der Unternehmen eher auf die aktuelle Situation ab, oder sind sie vermehrt strategischer Natur?
Die Projekte sind vermehrt strategischer Natur, denn die Auswirkungen der Corona-Krise haben strategische Unternehmensplanung wieder stärker in den Fokus gerückt. Im Zuge dessen müssen sich Unternehmen deshalb die Frage stellen, wie die Zukunftsperspektiven aussehen können – wie sich in der aktuellen Lage und vor allem in der Post-Corona Zeit der Markt, der Wettbewerb, aber auch die Konsumenten verhalten werden. Und welche Technologien weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Ist durch die Krise die Bereitschaft gestiegen, externes Knowhow anzuzapfen?
Die Bereitschaft ist sicherlich gestiegen, viele Unternehmen setzen derzeit auf externe Beratung und holen sich Expert:innen ins Haus, die ihre Themen voranbringen. Wer Schritt halten will, muss digital denken und die Marktentwicklung antizipieren können. Dazu braucht es Fähigkeiten, die die eigenen Mitarbeitenden nicht immer mitbringen. Immer mehr Unternehmen nutzen daher externes Know-how, denn die Expertise von außen kann lang kultiviertes Silodenken aufbrechen und den entscheidenden Veränderungsimpuls in ein Unternehmen bringen. Dafür braucht es allerdings die richtigen Consultants. Neben digitalem Know-how zählen Diversität und Durchsetzungsfähigkeit dabei zu den entscheidenden Erfolgskriterien. Besonders gefragt sind außerdem punktuelle Expertisen, Hands-On-Begleitung und kleine, schlagkräftige Berater:innen-Teams mit viel Erfahrung. Umso mehr, als die Buchung externer Spezialist:innen auch um einiges einfacher geworden ist. Denn die Plattformökonomie hat auch den Beratermarkt reformiert. Führungskräfte können heutzutage passende Consultants innerhalb weniger Tage online buchen – und das für kürzeste Projektlaufzeiten.
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