Interview: Unternehmer werden regionaler
Wie sieht die Ausrichtung heimsicher Unternehmer aus? Wie planen sie ihre Nachfolge? Mario Situm, Professor an der Fachhochschule in Kufstein, hat gemeinsam mit Stefan Märk von der FH Salzburg bei 36.000 Familienunternehmen in Westösterreich nachgefragt und uns verraten, was sie herausgefunden haben.
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
Welche strategische Ausrichtung planen westösterreichische Familienunternehmen? Der Großteil der Unternehmer gibt an, dass man die Unternehmensstrategie von international auf regional ändern wird. Diese Tendenz gilt unabhängig von der Unternehmensphase, des Übergabetyps, des Übergabezeitpunktes oder auch der Branche. Die strategische Ausrichtung kann aktuell als „Regionalisierung“ bezeichnet werden.
Wie soll die Übergabe in den nächsten Jahren erfolgen?
Ein Drittel der Befragten geben an, dass Sie das Unternehmen nicht übergeben werden. Nur 3,28 % geben an, dass eine Übergabe stattfindet. 39,03 % der Unternehmen behaupten, dass die Möglichkeit einer Übergabe besteht. 7,69 % geben an, dass Sie das Unternehmen verkaufen werden
Wann soll die Übergabe erfolgen?
Rund 15 % der Unternehmer geben an, dass Sie in den nächsten 3 Jahren übergeben werden. Zwei Drittel der Befragten behaupten, dass Sie später als innerhalb von 5 Jahren übergeben werden. Beim Großteil der Unternehmen besteht demnach noch ausreichend Zeit, eine ordnungsgemäße und gut vorbereitete Unternehmensübergabe zu planen beziehungsweise vorzubereiten.
Wie schätzen Familienunternehmen ihren Grad an Internationalität ein?
Es zeigt sich insgesamt, das sich die Unternehmen in den einzelnen Branchen hinsichtlich ihrer Internationalität signifikant überschätzen – außer bei Handel, Instandhaltung und KfZ-Reparatur. Dies bestätigt, dass Unternehmen Internationalität anders definieren und nicht auf Grund der Wertkette des Unternehmens bewerten.
Wo sind Unternehmen international?
In folgenden Aktivitäten der Wertkette zeigen Unternehmen allgemein gesehen den höchsten Anteil an Internationalität: Beschaffung, Vertrieb & Marketing. In allen anderen Aktivitäten sind die Unternehmen im Wesentlichen regional verankert.
Wird Controlling in Familienunternehmen genutzt?
Es ist eine 50:50 Verteilung zwischen dem Einsatz und Nicht-Einsatz von Controlling fest zu stellen. Das bedeutet, dass ein beträchtlicher Anteil der westösterreichischen Familienunternehmen kein Controlling besitzt, um eine effiziente Führung vornehmen zu können. Dieser Umstand ist angesichts der restriktiven Kreditvergabepolitik von Kreditinstituten als bedenklich anzusehen.
Würden sich Familienunternehmen bei der Internationalisierung unterstützen lassen?
Knapp 22 % der Befragten geben an, dass sie sich bei der Internationalisierung unterstützen lassen würden. Etwa 38 % geben ein klares „Nein“ an. Über 40 % sind unschlüssig und können als potenzielle Beratungskunden angesehen werden, welche möglicherweise unsicher in ihrer strategischen Ausrichtung sind und vielleicht deshalb eher eine Strategie von international auf regional angeben.
Wer sollte unterstützen?
Die Wirtschaftskammer wird hier deutlich als Nr. 1 gesehen, gefolgt vom WIFI und den Fachhochschulen. Keine Rolle wird sonstigen Bildungsträgern als auch dem BFI zugesprochen.
Wie sollte man unterstützen? Die Präferenz liegt bei Impulsreferaten gefolgt von interner Beratung, Abendkursen als auch Workshops. Auch externe Beratungen werden als mögliche Instrumente angesehen. Die Reihenfolge weist darauf hin, dass Zeit eine wesentlich Rolle spielt. Es werden jene Möglichkeiten favorisiert, bei welchen der Unternehmer selbst relativ wenig Zeit investieren muss, aber sich dennoch einen Informationszuwachs verspricht.
Institut für Grenzüberschreitende Restrukturierung
Fachhochschule Kufstein