Ein Experte für Kunstklassiker im Interview
Alexander Strasoldo weiß, was echte Klassiker ausmacht. Für das Wiener Dorotheum bewertet er Gemälde alter Meister und erlebt manchmal wahre Überraschungen.
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Was macht einen Klassiker aus?
Das ist schwer zu sagen, weil dieser Begriff subjektiv ist. Ein Bild, das immer wieder reproduziert wird und einen hohen Wiedererkennungswert hat, ist in den meisten Fällen als Klassiker zu bezeichnen. Die gerade in der Albertina ausgestellten Werke „Feldhase“ und „Betende Hände“ von Dürer sind solche Beispiele.
Wie wird der Wert eines Kunstwerks bemessen?
Wir beobachten den Markt über Datenbanken. Sie geben Auskunft, welche Ergebnisse ähnliche Werke eines bestimmten Malers auf Auktionen erreichten. Daneben sind der Erhaltungszustand und Provenienz wichtige Faktoren.
Ebenso wie die Echtheit. Da gibt es immer wieder Zu- und Ab-schreibungen. Warum?
Da ist eigentlich nie das letzte Wort gesprochen. In jeder Generation kommen neue Gutachter, die dem Œuvre manchmal neue Werke zurechnen oder andere aussondern, was öfter geschieht. Ein Beispiel ist Rembrandt, dem früher mehr als tausend Bilder zugeschrieben wurden. Heute ist es nur mehr ein Zehntel davon.
Also wird heute genauer untersucht. Wie geht das?
Wir holen Gutachten international anerkannter Spezialisten ein, auf deren Basis wir die Bilder mit korrekter Zuschreibung verkaufen können.
Erlebt man bei Auktionen Überraschungen?
In den meisten Fällen überschätzen die Verkäufer den Wert der Werke. Es gibt aber auch Überraschungen. Vor einigen Jahren versteigerten wir ein Bild von Frans Francken II., dessen eigentlicher Wert ursprünglich weit unterschätzt wurde, weil es damals nichts Vergleichbares von diesem Maler gab. Nachdem die ursprüngliche Schätzung bei 40.000 bis 60.000 Euro lag, waren wir und vor allem der Verkäufer begeistert, als auf der Auktion 6,1 Millionen erreicht wurden.