Mobilitätswende

Studie TU Wien: Die Zukunft fährt Bahn

Mobilität
05.07.2023

Bis 2040 soll der Bereich Verkehr klimaneutral werden. Flugdrohne und Hyperloop oder Fahrrad und Öffis? Wie werden wir uns in Österreich in 100 Jahre fortbewegen?

Das Forschungsteam rund um Günter Emberger vom Institut für Verkehrswissenschaften prüfte, im Auftrag der ÖBB, verschiedene Fortbewegungsarten auf ihre Zukunftstauglichkeit.
Um einschätzen zu können, welche Transportmittel langfristig zukunftstauglich sind, entwickelte das Forschungsteam eine Liste an Kriterien: Sie reicht vom Energiebedarf einer bestimmten Fortbewegungsart über den direkten und indirekten Flächenverbraucht sowie die Kosten für Errichtung und Wartung bis hin zum Gefahrenpotenzial der Technologie. Wichtig war für das Team auch, ob eine Fortbewegungsmethode für Alltagswege genutzt werden kann, ob sie allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden kann, und wie groß ihre Leistungsfähigkeit insgesamt ist. Auch die Frage, ob sich eine Technologie schon lange bewährt hat, oder ob sie erst im Versuchsstadium ist, spielte eine Rolle.

Bei dieser Bewertung schnitten wohlbekannte Transportmethoden am besten ab: Für Wege, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen kann, wird es auch in Zukunft keine bessere Alternative geben, ist das Team überzeugt. Großes Potenzial sieht man im öffentlichen Personennahverkehr und der konventionellen Eisenbahn. Auch Schifffahrt schneidet bei vielen Parametern gut ab – allerdings ist sie offensichtlich nur für ganz bestimmte Strecken nutzbar und somit nicht alltagstauglich. "Wir befinden uns mitten in der Renaissance der Eisenbahn und die Zukunft hat für uns längst begonnen. Automatisierung, Digitalisierung und die künstliche Intelligenz eröffnen hier ganz neue Perspektiven. Auf der Weststrecke haben wir das Match gegen das Auto längst gewonnen. Die Südstrecke folgt in den kommenden Jahren. Gleichzeitig bauen wir unsere Bahnhöfe zu multimodalen Drehscheiben aus, um auch die letzte Meile mit Car-, Bike- und E-Scooter-Sharing oder On-Demand-Mobilität abzudecken. So schaffen wir klimaneutrale und zukunftstaugliche Mobilität für alle", zeigt sich ÖBB-Chef Andreas Matthä zuversichtlich.

Schlechtere Noten stellt das Team dem Automobil aus – und zwar unabhängig von der Antriebsart: Energiebedarf, Flächenverbrauch und Kosten sind bei Autos vergleichsweise hoch. Ähnlich schlecht schneidet das Flugzeug ab – modernere Ansätze wie Drohnen oder Hyperloops erhalten sogar noch negativere Bewertungen.

Muskelkraft und Öffis

Aus dieser Perspektive betrachtet muss das Mobilitätssystem der Zukunft zum Großteil aus einer Kombination von schienengebundenem Verkehr für die Massenmobilität über mittlere und lange Distanzen und Fuß- und Radverkehr auf kurzen Distanzen bestehen. "Nur mit diesen Verkehrsträgern ist das Mobilitätsbedürfnis der Menschen weltweit klima-, ressourcen- und sozial gerecht zu befriedigen", ist Günter Emberger überzeugt. "Der derzeitige Erfolg des KFZ- und Flugverkehrs liegt vor allem darin begründet, dass diese jahrzehntelang politisch gefördert wurden, indem deren externe Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet wurden. Dieses umweltschädliche und sozial ungerechte System ist in Zeiten der drohenden Klimakatastrophe nicht mehr aufrecht zu erhalten."

"Wir treffen als Politik die Entscheidungen, die klimafreundliche Mobilität zur günstigeren, bequemeren und sicheren ersten Wahl für die Menschen macht. Dass das gelingt, zeigen uns die Verkaufszahlen beim Klimaticket oder die Passagierzahlen auf der Bahn. In Österreich werden doppelt so viele Fahrräder wie Autos verkauft und der Anteil von E-Autos klettert immer höher. Aber es gibt noch viel zu tun. Gehen wir gemeinsam den Weg der Mobilitätswende, ein Weg in eine lebenswerte, weil klimaglückliche Zukunft für alle", sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. (ps)