„Stellen Sie sich vor, Sie sind heterosexuell und niemand darf es wissen“
Warum ist es wichtig, dass Unternehmen offen für LGBTI-Personen sind? Ist Sexualität nicht Privatsache?
Das, was im Schlafzimmer passiert, geht tatsächlich niemanden etwas an. Aber darum geht es hier nicht, sondern um sexuelle Orientierung. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Stellen Sie sich vor, Sie sind heterosexuell und niemand im Büro darf das wissen. Sie dürfen in der Kaffeepause nicht erzählen, dass Sie mit ihrer Familie am Wochenende einen Ausflug gemacht haben. Ein Bild von ihrer Frau am Schreibtisch ist ebenfalls tabu. So geht es vielen LGBTI-Menschen. Sie sprechen wenig über sich, wirken introvertiert, damit sie sich nicht outen müssen. Das kostet Energie, führt zu psychischer Belastung und mindert die Arbeitsleitung.
Und was hat das Unternehmen von dieser Öffnung?
Personen aus der LGBTI-Community suchen sich oft bewusst Arbeitgeber*innen aus, die Diversity-Engagement zeigen. Wir sprechen von zehn Prozent der Arbeitskräfte am Markt. Heute geht es darum, die besten Talente für sich zu begeistern. Unternehmen, die weniger LGBTI-affin sind müssen auf diesen relevanten Anteil aus dem Bewerberpool verzichten. Das ist ein Wettbewerbsnachteil. Aber nicht nur das. Auch LGBTI-Kundinn*en kaufen lieber dort ein, wo sie wertschätzend beraten und bedient werden und keine Berührungsängste mit dem Thema bestehen.
KMU haben eine überschaubare Anzahl an Mitarbeiter*innen und meistens einen dichten Arbeitsalltag. Wie überzeugen Sie diese Betriebe von der Wichtigkeit von Diversity-Management?
Der demografische Wandel und der steigende Fachkräftebedarf wirken sich auch auf KMU aus. Unternehmen vieler Branchen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Gerade ist das im Tourismus der Fall, seit Jahren gibt es diese Probleme in der IT-Branche. Unternehmen mit einer offenen, wertschätzenden Kultur haben dann einen klaren Vorteil. Schon kleine Gesten, die wenig Aufwand bedürfen, wie etwa das klare Bekenntnis der Geschäftsführung zu Vielfalt in der Belegschaft oder das Hissen der Regenbogen-Fahne im Pride-Monat Juni, bewirken viel.
* Die englische Abkürzung „LGBTI“ steht für „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual“. Übersetzt: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender- und intergeschlechtliche Personen.
Meritus 2021: Noch rasch einreichen
Pride Biz Austria vergibt heuer wieder den Meritus, der sich an Unternehmen und Organisationen richtet, die sich für Akzeptanz, Fairness und Gleichberechtigung von LGBTI-Personen am Arbeitsplatz einsetzen. Zu den bisherigen Preisträger*innen zählen u. a. Bank Austria, die MedUni Wien, die Buchhandlung Löwenherz und der Verein „Ausgesprochen! LGBTIQ* Lehrer*innen“.
Mehr Info: pridebiz.at/meritus