Interview und Podcast
Nachhaltigkeit seit zehn Generationen
Riess Kelomat, ein traditionsreiches Unternehmen aus Ybbsitz in Niederösterreich, steht beispielhaft für generationsübergreifende Nachhaltigkeit. Gegründet als Schmiede im Jahr 1550, entwickelte sich der Betrieb im frühen 20. Jahrhundert zu einem Vorreiter für umweltbewusste Energieproduktion. Friedrich Riess, heutiger Geschäftsführer, schildert: „Mein Großvater baute 1926 unser erstes Kleinwasserkraftwerk – ein Meilenstein, der nicht nur die Energieversorgung sicherte, sondern auch zeigte, wie man langfristig denkt.“
Die Umstellung auf erneuerbare Energien war damals revolutionär. Die Großvätergeneration entschied sich bewusst gegen Steinkohle, um Umweltschäden zu minimieren. Dieser Weitblick zieht sich bis heute durch die Unternehmensstrategie. „Nachhaltigkeit war für uns nie ein Schlagwort, sondern immer eine Selbstverständlichkeit“, betont Riess.
Wirtschaften mit Verantwortung
Das Prinzip, zuerst zu sparen und später zu investieren, hat Riess Kelomat geprägt. „Unsere Philosophie war immer: Keine Schulden machen, sondern zuerst wirtschaften und dann wachsen.“ Auch die Unabhängigkeit von externen Lieferanten und volatilen Märkten spielt eine zentrale Rolle. „Wer abhängig ist, verliert seine Handlungsfreiheit“, erklärt Riess. Diese Strategie half, Krisen zu überstehen und langfristig zu planen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Weitergabe von Wissen. „Die Vermittlung von Wissen ist wertvoller als die Weitergabe von Vermögen“, ist Friedrich Riess überzeugt. Dieses Credo lebt das Unternehmen durch Mitarbeiterschulungen und enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Seit 2004 werden Nachhaltigkeitsberichte erstellt, um den eigenen Fortschritt zu dokumentieren und andere Unternehmen zu inspirieren.
Produkte für die Zukunft
Riess Kelomat produziert emaillierte Haushaltswaren, die für Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit stehen. Ob robuste Kochtöpfe oder innovative Produkte wie emaillierte Baggerschaufeln – Qualität und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. „Unser Geschirr funktioniert seit 1922 auf Induktionsherden“, erklärt Riess stolz. Kunden in Asien, insbesondere aus Südkorea und Vietnam, schätzen die hohen Standards des österreichischen Traditionsunternehmens
Doch die Herausforderungen sind groß. „Viele Einkäufer setzen nach wie vor auf Billigprodukte, die auf kurzlebigen Konsum abzielen“, kritisiert Riess. Dennoch beobachtet er einen positiven Wandel: „Es gibt zunehmend Konsumenten, die Qualität und Nachhaltigkeit fordern.“
Ein Appell an die Politik und Wirtschaft
Für die Zukunft wünscht sich Friedrich Riess eine stärkere politische Unterstützung des Mittelstands. „Klein- und Mittelunternehmen machen 80 % der Wertschöpfung aus, werden aber oft übersehen.“ Besonders im Bereich Nachhaltigkeit sieht er Handlungsbedarf: „Es braucht klare Rahmenbedingungen, die nachhaltiges Wirtschaften fördern, anstatt es zu behindern.“ Auch an die Wirtschaft appelliert Riess: „Wir müssen weg von der Geiz-ist-geil-Mentalität und hin zu einer Kultur, die Wertschöpfung und Verantwortung im eigenen Land unterstützt.“
Die Geschichte der Riess Kelomat GmbH zeigt eindrucksvoll, dass Nachhaltigkeit kein kurzfristiger Trend, sondern ein generationenübergreifendes Prinzip sein kann. Mit Innovation, Verantwortung und einem klaren Wertekompass beweist das Unternehmen, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung nicht ausschließen.
Zur Person
Friedrich Riess ist Geschäftsführer der Riess Kelomat GmbH in der zehnten Generation. Nach einer technischen Ausbildung übernahm er früh Verantwortung im Familienunternehmen. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer engagiert er sich für nachhaltige Entwicklung und Wissensvermittlung. Riess ist Mitinitiator des ersten Nachhaltigkeitsberichts für KMU in Österreich und setzt sich aktiv für die Förderung des Mittelstands ein.