Klimaziele
Kombinierter Güterverkehr als Weg der Zukunft
Lange Strecken per Zug und die Feinverteilung mit dem Lkw. So sollen künftig die zwei größten Herausforderungen im Güterverkehr gemeistert werden: das Erreichen der Klimaziele und der Fahrer*innenmangel. Im Hafen Wien liefert eine neue und niederschwellige Verladetechnik der Firma Helrom einen Beitrag. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Davor Sertic, Spartenobmann Transport & Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien besuchten das Unternehmen.
Innovativer Trailer Wagon
Die Sattelaufleger müssen nicht mittels Kran auf den Wagon gehievt werden, sondern werden einfach hinaufgeschoben. Möglich macht dies eine hydraulische Rampe, die seitlich ausgefahren werden kann. Wien ist Startpunkt der ersten europäischen Güterverkehr-Verbindung, auf der diese Technologie eingesetzt wird. Mit der neuen Technologie sind nicht mehr zehn Prozent, sondern rund 90 Prozent der Lkw-Anhänger auf der Schiene transportfähig.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht in dieser Lösung, einen der vielen notwendigen Bausteine, um die Verlagerungsziele im Güterverkehr zu erreichen: "Der Transport von Gütern ist ein notwendiger Teil des Wirtschaftskreislaufes. Nicht zuletzt angesichts der Herausforderungen für Österreich in der globalen Klimakrise ist es wichtiger denn je, Lösungen zu finden, wie diese Transportleistung erbracht und gleichzeitig die Menge an Lkw-Fahrten und der CO2-Austoß gesenkt werden kann. Noch sind wir derzeit im Verkehrsbereich zu 90 Prozent von fossilen Energien abhängig, Großteils von Erdöl. Klimaschutz heißt: raus aus den fossilen Energien, rein in die Erneuerbaren. Gemeinsam schaffen wir es, dass der Güterverkehr hier seinen Beitrag leisten kann. Die Verlagerung auf die Schiene ist ein wichtiger Teil davon."
Davor Sertic, Spartenobmann Transport & Verkehr in der WK Wien möchte durch den Einsatz des kombinierten Güterverkehrs gleich mehrere Herausforderungen der Verkehrswirtschaft meistern. Einerseits müssen die Klimaziele erreicht werden, um Strafzahlungen im Rahmen des EU Green Deals zu verhindern, andererseits leidet die Branche unter einem akuten Fahrermangel. "Ein Zug kann bis zu 52 Lkw ersetzen. Wenn wir es schaffen, den Fernverkehr auf die Schiene zu verlagern und die Feinverteilung via LKW durchführen, können wir die Attraktivität des Berufs immens erhöhen. Fahrerinnen und Fahrer würden dann wie Buslenker im Schichtbetrieb zwischen Güterterminal und Lieferort hin und her fahren und wären am Abend wieder bei ihren Familien", so Sertic.
KMU goes intermodal
Ende Jänner startete die Arbeitsgruppe "KMU goes intermodal" der Wiener Sparte Transport und Verkehr. "Unsere Unternehmen wollen mehr auf der Schiene transportieren, benötigen aber infrastrukturelle und kostenrealistische Rahmenbedingungen, die ihnen das erlauben", so Sertic. Vier von zehn Wiener Unternehmen der Transportwirtschaft nutzen schon mehrere, kombinierte Verkehrsträger auf ihren Transport- und Lieferwegen. Und eine große Mehrheit ist bereit, auf die Schiene zu wechseln, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden.
Als größte Hürden für den Umstieg nannten die Unternehmen in einer Umfrage der WK Wien die fehlende Infrastruktur beziehungsweise nicht kranbare Ladeeinheiten, hohen Planungsaufwand für die Transportkette sowie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Hauptlauf. Damit auch die klein- und mittelständische Wirtschaft verstärkt auf die Schiene umsteigt, sind neben der Senkung der Kosten auch Innovationen wichtig. Die WK Wien bietet mit dem KV Quick Check das erste Service für Unternehmen an, die interessiert daran sind, ihre Waren künftig auf der Schiene zu transportieren und möchte künftig auch Intermodal Coaches zur Verfügung stellen. (dd)