PWC Studie
CEOs sehen Klimakrise als große Bedrohung für Unternehmen
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat 1.254 europäische CEOs in 20 EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, befragt und festgestellt: Der Klimawandel zählt zu den am schnellsten wachsenden Bedrohungen für europäische Unternehmen. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre bereitet der Klimawandel 24 Prozent der europäischen CEOs Kopfzerbrechen und rangiert damit auf Platz fünf der größten Sorgen. Davor rangieren hohe Inflation (30 Prozent) sowie geopolitische Konflikte (30 Prozent), makroökonomische Volatilität (29 Prozent) und Cyber-Risiken (28 Prozent).
In Österreich geht mehr als ein Viertel (28 Prozent) der befragten heimischen CEOs davon aus, dass ihr Unternehmen in den nächsten fünf Jahren stark oder sehr stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird. Sie rechnen mit erheblichen finanziellen Einbußen durch den Klimawandel. Nur 9 Prozent gehen davon aus, dass sie in den nächsten fünf Jahren nur geringfügig von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden.
„Unternehmen erkennen zunehmend, dass Net-Zero-Initiativen auf lange Sicht im Fokus der Unternehmensstrategien stehen müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren und den eigenen wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern. Erfreulicherweise steht der Klimaschutz bereits hoch oben auf der Agenda der heimischen CEOs“, ordnet PwC Österreich CEO und Wirtschaftsexperte Rudolf Krickl die Umfrageergebnisse ein.
Maßnahmen kommen in Fahrt
Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, haben 9 von 10 österreichischen Unternehmen (90 %) bereits Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen umgesetzt oder arbeiten gerade daran - das sind deutlich mehr als im Vorjahr (79 %). Damit liegt Österreich derzeit über dem europäischen Durchschnitt (75%), dem asiatisch-pazifischen Raum (APAC, 70%) und den USA (59%), so die PWC Studie.
Darüber hinaus setzen knapp drei Viertel (71 %) der heimischen Unternehmen auf die Entwicklung neuer klimafreundlicher Produkte oder Prozesse sowie auf datenbasierte Nachhaltigkeitsstrategien, um Emissionen zu reduzieren und Klimarisiken zu mindern.
Hier liegt Österreich gleichauf mit dem EU-Durchschnitt (71%) und deutlich vor den USA (50%) und der APAC-Region (65%).
EU-Regulierung als weiterer Treiber
Um ESG-Transparenz zu fördern und Investitionen in nachhaltig agierende Unternehmen zu lenken, stellt die Europäische Kommission im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) die nichtfinanzielle Berichterstattung auf eine Stufe mit der Finanzberichterstattung. Wesentlicher Bestandteil der CSRD sind einheitliche EU-Standards für Nachhaltigkeitsinformationen, die sogenannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Diese Informationen werden ebenfalls Teil des Lageberichts und unterliegen einer verpflichtenden externen Prüfung. Das erste Standardset wird im Sommer in Kraft treten, dann haben die Unternehmen Klarheit, was auf sie zukommt. „Berichtspflichtige Unternehmen müssen sich jetzt auf die kommenden Regelungen vorbereiten. Viele unterschätzen den Aufwand noch. Denn es braucht eine erhebliche Vorlaufzeit, um die strukturellen Prozesse sowie die notwendige Datenbasis für die Berichterstattung aufzubauen“, warnt PwC-Experte Krickl.
Mit Investitionen von 10,2 Mrd. EUR könnte heimische Industrie bis 2050 nahezu klimaneutral werden
Eine weitere Studie beziffert den Investitionsbedarf zur Bewältigung der Krise: Laut dem Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade benötigte die heimische Industrie 10,2 Milliarden Euro, um klimaneutral zu werden. Die weltweite Industrie könnte über 90 Prozent der Emissionen bis 2050 einsparen. Investitionen von 2,7 Billionen Euro, davon 210 Mrd. Euro in Europa, wären dafür erforderlich.
Die Industrie ist für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Fast drei Viertel davon entfallen auf die Eisen- und Stahlindustrie, die Chemiebranche sowie auf die Produktion von Zement und anderen nicht-metallischen Mineralien. Mit Investitionen von 2,7 Billionen Euro könnte die Industrie bis zum Jahr 2050 deutlich über 90 Prozent der Emissionen vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade.
„Statt Kohle, Öl und Gas müssen Wasserstoff und Biomasse als Brennstoff verwendet werden und die Erzeugung von Wärme muss elektrisch erfolgen, beispielsweise über industrielle Wärmepumpen“, sagt Michael Kolb, Vorstand bei Acredia. Zusätzlich sind Technologien zur CO2-Abscheidung und dauerhaften Lagerung erforderlich. Dafür braucht es weitere Investitionen von etwa 2,8 Billionen Euro.
Energiekrise als Chance
„Wenn Industrie und Politik die Energiekrise als Chance sehen und jetzt entsprechende Maßnahmen einleiten, stehen die Aussichten für eine grüne Industrie-Revolution sehr gut“, sagt Kolb. Die CO2-Emissionen des gesamten Sektors können bis 2050 mit verbesserten Prozessen, nachhaltigen Brennstoffen und Elektrifizierung auf nahezu Null reduziert werden. Erforderlich sind dafür kumulierte Investitionen in Höhe von 2,7 Billionen Euro. Auf die Europäische Union (EU) fallen etwa acht Prozent der weltweit benötigten Investitionen, das sind umgerechnet 210 Mrd. Euro. Allein die Hälfte davon sind für die Elektrifizierung notwendig. Der Rest verteilt sich zu fast gleichen Teilen auf die Nutzung von Wasserstoff, innovative Produktionsverfahren und neue Technologien.
Österreich: 10,2 Mrd. Euro für „Net Zero“
„Die heimische Industrie ist in Österreich eine wichtige Stellschraube für eine erfolgreiche Energiewende und die Einhaltung der Klimaziele“, sagt Kolb. „Die Dekarbonisierung hat zwar ihren Preis, könnte der heimischen Industrie aber zu einer deutlich verbesserten Planungssicherheit verhelfen und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen.“ In Österreich sind dafür bis 2050 kumulierte Investitionen von 10,2 Mrd. Euro notwendig, den Löwenanteil davon in der Zellstoff- und Papierindustrie (4,5 Mrd. Euro), in der Eisen- und Stahlindustrie (3,7 Mrd. Euro) sowie in der Zementindustrie (1 Mrd. Euro).
Für die Industrie könnten sich diese Investitionen durchaus lohnen. „Durch die Investitionen würden die industriellen CO2-Emissionen in der EU um 265 Mega-Tonnen gesenkt, das entspricht 92 Prozent der aktuellen Emissionen“, sagt Kolb. „Um jährlich eine Tonne CO2 zu vermeiden sind Investitionen von rund 790 EUR notwendig.“ Bei dem aktuellen CO2-Preis würde sich die Investitionssumme nach acht Jahren amortisieren, so die Studie, die sie hier zum vollständigen Download finden.