Green Finance Alliance
Finanzallianz für 1,5 Grad
Nachhaltiges Wirtschaften ist längst mehr als ein Trend von einigen wenigen Betrieben, die sich um die Welt von morgen Sorgen machen, sondern wird von immer mehr Unternehmen gelebt. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, also den vom menschengemachten globalen Temperaturanstieg zu begrenzen, braucht es Maßnahmen und voranschreitende Unternehmen und Konzerne, die als Vorbilder dienen und die Pariser Klimaziele von 2015 durch ihre Unternehmenspolitik leben. Das dachte sich das Bundesministerium für Klimaschutz und Umwelt (BMK), als es vor einiger Zeit die Initiative Green Finance Alliance (GFA) ins Leben rief. Die Initiative richtet sich an Finanzunternehmen, die an der Eindämmung der globalen Erderwärmung mitwirken wollen.
Fünf Ziele
Die Unternehmen müssen fünf konkrete Ziele verfolgen, um Teil der GFA sein zu können. Die Portfolios müssen am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Übereinkommens ausgerichtet sein und bis 2050 Treibhaus-neutral sein, darüber hinaus verpflichten sich die Teilnehmer, grüne Aktivitäten im Kerngeschäft weiter auszuweiten, Klimakrisen zu managen und die Resilienz zu erhöhen sowie in den zentralen Unternehmensbereichen Klima-Governance und Mainstreaming zu forcieren. „Wir brauchen die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und da spielen Banken eine große Rolle. Genau diese Transformation ist die Idee der Green Finance Alliance und daher war für uns relativ schnell klar, dass wir an dieser vorausschauenden Initiative teilnehmen. Die Initiative hat zwar sehr herausfordernde Ziele, was unsere Mitarbeiter*innen sehr beschäftigt, aber nur so kommt es zu deutlichen Veränderungen“, sagt Klaus Kumpfmüller, Vorstandsvorsitzender der Hypo Oberösterreich im Gespräch.
Gefahr erkannt
Neun Finanzunternehmen haben die Dringlichkeit mittlerweile erkannt und bis Ende Februar war es neuen, interessierten Unternehmen möglich, einen Antrag auf Aufnahme an das BMK zu stellen. Bereits Mitglied der GFA ist die Uniqa Insurance Group. „Wir brauchen den Schulterschluss von zukunftsorientierten Unternehmen und ein Miteinander von Privat und Staat. Das bietet die Green Finance Alliance. Unser Vorteil: ein klar definierter Vorgehensplan für die kommenden Jahre und die Sicherheit, dass unsere Ambition auch mit klaren Handlungen und öffentlich nachvollziehbaren Zielen hinterlegt ist“, meint René Knapp, Vorstandmitglied und bei Uniqua zuständig für Human Resources, Marke und Nachhaltigkeit.
Ein weiteres Mitglied ist die BKS Bank mit Sitz in Klagenfurt. In Kärnten hat man sich schon vor der Mitgliedschaft das Ziel gesetzt, die Kredit- und Investmentportfolios an das Pariser Übereinkommen anzupassen. „Die Mitgliedschaft gibt uns nun mit den durchaus als ehrgeizig zu bezeichnenden Zielen einen konkreten Handlungs- und Zeitrahmen vor. Außerdem profitieren wir von den hochwertigen angebotenen fachlichen Inputs und vom Austausch mit den anderen Mitgliedsunternehmen“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank.
Staat und Wirtschaft gemeinsam
In Österreich braucht es jährlich 16 Milliarden Euro an Investments, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Das kann der Staat allein nicht bewältigen, daher entstand 2018 im Rahmen der Focal Group Green Finance – einem Dialogprozess des Klimaschutz- und Finanzministerium mit Stakeholdern aus der Finanz- und Realwirtschaft – das Konzept für die GFA. „Mit Green Finance haben wir im Klimaschutzministerium einen wichtigen Schwerpunkt, um privates Kapital für innovative, grüne Aktivitäten zu mobilisieren. Und mit der Etablierung der Green Finance Alliance haben wir im vergangenen Jahr einen wichtigen Meilenstein erreicht“, heißt es auf Anfrage aus dem BMK. Die Mitglieder der Allianz profitieren dabei durch die Unterstützung des Klimaschutzministeriums, des Umweltbundesamts sowie weiterer internationaler und nationaler Expert*innen aus dem extra dafür eingerichteten Beirat. Workshops, Webinare und bilaterale Gespräche inklusive. „Die Zielvorgaben für Green-Finance-Alliance-Mitglieder basieren auf neuesten internationalen Klimaschutz-Standards und wissenschaftsbasierten Methoden. Ein jährliches Monitoring und die Offenlegung der Klimaperformance der Mitglieder schaffen Transparenz und beugen so Greenwashing vor“, so das Ministerium. Wie sehen also konkrete Beispiele aus der Unternehmenspraxis der Mitgliederunternehmen aus? „Im Bereich der Finanzierungen liegt der Fokus der Hypo Oberösterreich auf Reduktion der ‚Financed Emissions‘. Hier haben wir uns in unserer Geschäftsstrategie vorgenommen, das Finanzierungsvolumen nach den Kriterien des österreichischen Umweltzeichens um jährlich zehn Prozent zu steigern und eine jährliche CO2-Minderung von 35 Tonnen CO2 je investierter Million Euro zu erreichen“, so Kumpfmüller von der Hypo Oberösterreich.
Aus für Fossile Energie
Bei der Uniqa geht man einen ähnlichen Weg, um CO2-Emissionen einzusparen. „Aktuell haben wir rund zwei Milliarden Euro nachhaltig investiert. Bei der Veranlagung und im Neugeschäft sind wir aus Kohle ausgestiegen, als nächsten Schritt steht der Rückzug aus Öl (bis 2030) und Erdgas (bis 2035) an. Bei den Unternehmen, in denen wir veranlagt sind, erfassen wir auch die indirekten CO2-Emissionen und ebenso deren Bekenntnisse zu Klimazielen“, sagt René Knapp. Die BKS Bank setzte neben nachhaltigen Finanzierungen, Investments und Sparmöglichkeiten für ihre Kunden auch im eigenen Betrieb und bei den Arbeitsplätzen an. „Wir betreiben heute fünf Photovoltaikanlagen, mit denen wir bereits 541 MWh erneuerbare Energie erzeugen. In Kürze werden drei weitere PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 40 kWp in Betrieb gehen. Unser Fuhrpark wird schrittweise auf klimafreundlichere Fahrzeuge umgestellt und wir nutzen die Digitalisierung, um Ressourcen wie Papier zu sparen und die Anzahl von Dienstreisen zu reduzieren“, so Stockbauer.
Austausch mit der Jugend
Nicht nur für die GFA hat die Umwelt höchste Priorität, sondern auch für den 2019 gegründeten gemeinnützigen Verein CEOs For Future. „Unsere Initiative verfolgt das Ziel, die notwendige Transformation zu einer fossilfreien, umwelt- und ressourcenschonenden und damit nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben und umzusetzen“, sagt Birgit Kraft-Kinz, Obmann-Stellvertreterin von CEOs For Future. Gelingen soll das gemeinsam mit Unternehmen und deren Verantwortlichen, wie CEOs, Topmanager*innen und Vorständen sowie im Austausch mit der Jugend. Die „Fridays for Future“-Bewegung war ein wichtiger Grund, weshalb es diese Initiative gibt. „Wir haben damals beobachtet, wie die Jugend aufmerksam gemacht hat, dass etwas passieren muss. Und ja, das stimmt, den heutigen Krisen kann man nicht mit Abwarten und Aufschieben begegnen. Wir geben heute mit unserem Handeln die Richtung vor, in welcher Welt wir und zukünftige Generationen leben werden und auf welcher Basis wir den Wohlstand von morgen erwirtschaften können“, so Karl Kienzl, Obmann von CEOs For Future, zur Gründungsidee der Initiative. Dass das nur mit der Jugend und den Verantwortlichen in den Unternehmen gemeinsam passieren kann, davon ist man bei dem Verein überzeugt. Themen wie Klimaschutz und Energiewende, Biodiversität sowie Kreislaufwirtschaft stehen dabei ganz oben auf der Agenda. Zentral bei den Tätigkeiten sind eine Wirtschaftsplattform, bei der die Wertschöpfungsketten im Mittelpunkt stehen, und eine Generationenplattform. „Hier gibt es einen Dialog auf Augenhöhe zwischen CEOs und jungen Menschen, unter anderem bei gemeinsamen Zukunftsdialogen, wo Sichtweisen ausgetauscht und die jeweiligen Positionen auch kritisch hinterfragt und diskutiert werden können“, meint Kienzl. Die Initiativen des Vereins sind divers und reichen von Versorgungssicherheit und einer konsequenteren Energiewende über einen Energiespar-Appell, den Unternehmen von Asfinag bis zu den Wiener Stadtwerken unterstützen, bis hin zu einem Einsatz für eine CO₂-Bepreisung. Durch das Handeln der Mitglieder der GFA und der C4F kann man erkennen: Klimaschutz geht alle Unternehmen etwas an, und wenn alle gewillt sind, etwas beizutragen, dann können Ziele auch erreicht werden. Dieses Bewusstsein wird hoffentlich weiter steigen.
"Wir profitieren vom Austausch mit anderen Mitgliedsunternehmen."