Engagiert euch!
Österreichs KMU ist Klimaschutz wichtig, wie eine aktuelle Studie zeigt. Doch es gibt auch Kritik an bürokratischer und finanzieller Belastung. Wir haben Studienautor Harald Wieser gefragt, was KMU unternehmen können, um beim Thema Klimaschutz voranzugehen.

Eine aktuelle Befragung von 2.263 Unternehmen, durchgeführt von KMU Forschung Austria in Kooperation mit dem Kontext Institut für Klimafragen, liefert erstmals ein umfassendes Bild zur Akzeptanz klimapolitischer Maßnahmen. Die Wirtschaft hat in diesem Beitrag darüber berichtet. Die Ergebnisse machen deutlich, dass staatliche Maßnahmen bei Unternehmen auf Akzeptanz stoßen, Vertrauen in die Politik jedoch oft fehlt. Wir sprachen mit Transformationsforscher und Politikevaluator Harald Wieser von der KMU Forschung Austria, der als Autor der Studie fungierte und das Projekt „TranS4MEr“, im Rahmen dessen die Studie erstellt wurde, leitet.
Die Wirtschaft: Viele KMU wollen Klimaschutz umsetzen, fühlen sich aber finanziell und bürokratisch überfordert. Was hilft ihnen konkret?
Harald Wieser: Es muss nicht alles auf einmal gelöst werden. Entscheidend sind ein klarer Überblick und strukturierte Prozesse: Wo kann das Unternehmen mit vertretbarem Aufwand den größten Unterschied machen? Viele KMU unterschätzen ihre eigenen Handlungsspielräume. Durch eine gezielte Priorisierung und Aufbau passender Prozesse lassen sich Klimaschutzmaßnahmen schrittweise in den Betriebsalltag integrieren. Öffentliche, geförderte Beratungen bieten Orientierung und unterstützen Unternehmen, passende Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen – abgestimmt auf ihre Größe und Ressourcen.
Förderungen sind oft schwer zugänglich. Was müsste sich ändern, damit KMU leichter davon profitieren?
KMU stehen vor größeren Hürden als Großunternehmen – insbesondere bei der komplexen Antragstellung und den administrativen Anforderungen. Ein weiteres Problem ist die zersplitterte Förderlandschaft: Viele Förderungen sind kurzfristig angelegt oder über verschiedene Vergabestellen verteilt. Die Politik ist gefordert, Vergaberichtlinien gezielt weiterzuentwickeln und Förderstrukturen aufzubauen, die sich an langfristigen Zielen orientieren und politische Schnellschüsse verhindern.
Wie können KMU Klimaschutz mit wirtschaftlichem Erfolg verbinden, ohne Wettbewerbsnachteile zu riskieren?
Viele Maßnahmen, etwa in Bereichen der Energie- und Ressourceneffizienz, senken Kosten und erhöhen die Versorgungssicherheit. Doch neben diesen risikoarmen Schritten ist heute mehr denn je unternehmerisches Risiko gefragt. Die Wirtschaft verändert sich rasant und die Transformation zur Klimaneutralität schafft neue Bedarfe, wodurch sich für Unternehmen neue Geschäftsfelder eröffnen. Wer diese Chancen frühzeitig erkennt und ergreift, sichert sich Wettbewerbsvorteile.
Warum ist das Vertrauen in die Klimapolitik so gering, und was bedeutet das für KMU?
Viele Unternehmen sind unzufrieden mit der bisherigen Ausgestaltung der Klimapolitik und wünschen sich eine stärkere Verschränkung mit der Standortpolitik. Für KMU ist es entscheidend, dass stabile und faire Rahmenbedingungen im Klimaschutz geschaffen werden. Zugleich gibt es bereits viele Möglichkeiten für KMU, sich in die Gestaltung von Maßnahmen einzubringen und in Kontakt mit Entscheidungstragenden zu treten. Durch Beteiligung und Mitgestaltung können die Rahmenbedingungen verbessert und eine Vertrauensbasis geschaffen werden.
Welche drei Maßnahmen sollten KMU jetzt setzen, um klimafreundlicher zu wirtschaften?
Erstens: Auf erneuerbare Energien umsteigen. Zweitens: Prioritäten definieren und Ziele setzen. Und drittens: sich in Interessensvertretungen und der Politik für Klimaschutz engagieren.