Technisches Museum Wien
Die Dauerausstellung zur Dauerkrise
Visuell aufbereitete Informationen, historische wie aktuelle Objekte, ergänzt um Medieninstallationen und interaktive Stationen, verknüpfen sich darin zu einem facettenreichen Bild der verschiedenen Aspekte der Klimakrise – von Ursachen und Folgen bis zu denkbaren und dringend notwendigen Handlungsmöglichkeiten.
Ausstellungsrundgang
Die Dauerausstellung ordnet die Klimakrise in andere große Umweltthemen ein und vermittelt den Besucher*innen mittels konkreter Beispiele aus dem Alltag deren Verbindungen zu Biodiversität, Wassermangel oder Entwaldung. Dieser umfangreiche Überblick beschränkt sich nicht auf eine Bestandsaufnahme des menschengemachten Klimawandels, sie vermittelt auch unsere Handlungsfähigkeit anhand positiver Beispiele – etwa wie es der Weltgemeinschaft durch gemeinsames Handeln gelungen ist, ozonschädigende Substanzen einzudämmen und damit die Hautkrebsrate um ein Vielfaches zu mindern. Einführend zeigt ein filmischer Prolog des renommierten Filmemachers Nikolaus Geyrhalter die gewaltigen Dimensionen des menschlichen Eingriffs in die Natur mit Szenen aus der ganzen Welt, die von den Ausmaßen der Umweltzerstörung sowie von alten und neuen Technologien erzählen.
In Kooperation mit der ESA und Ars Electronica Solutions wurden zwei Medienstationen realisiert, die mit Aufnahmen von Erdbeobachtungssatelliten den Einfluss des Menschen auf die Umwelt visuell erfassbar machen. In einer Projektion auf ein 3D-Modell von Wien und Umgebung zeigt sich die Vielfalt von Landschaftsformen, Umwelteinflüssen und Veränderungen auf engstem Raum. In einer zweiten ESA-Station offenbaren Bilder von Orten mit drastischen Umweltveränderungen hinter der vordergründigen Ästhetik der Luftaufnahmen das immense Ausmaß der Umweltzerstörung, die sich in schrumpfenden Seen, schmelzenden Gletschern und zunehmender Bodenversiegelung manifestiert.
Technische Entwicklungen und zahlreiche Perspektiven
Eine Objektinstallation quer durch den gesamten Ausstellungsbereich dokumentiert die Rolle von Industrie und Technik von ihren Anfängen im Industriezeitalter bis heute. Diese Reflexion des fossilen Zeitalters als Ausgangpunkt der Klimakrise und der Nutzung erneuerbarer Energien als möglicher Ausweg macht deutlich, dass nicht allein die Entwicklung nachhaltiger Technologien ausreicht, um den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen. Wesentlich sind bei der Ablösung von fossilen Energieträgern durch neue Konzepte auch der politische und der gesellschaftliche Wille. Die damit verbundenen aktuellen Kontroversen greift die Ausstellung auf, wenn Expert*innen aus verschiedensten Bereichen acht brennende Fragen zum menschengemachten Klimawandel diskutieren – von der Verlässlichkeit der Prognosen über die Fähigkeit, auf die Krise zu reagieren, bis hin zur Frage, was Aktivismus kann und darf. „Klima. Wissen. Handeln!“ bietet bewusst eine Vielstimmigkeit an, um den unterschiedlichen Facetten der Klimakrise, die nicht nur technischer, sondern auch gesellschaftspolitischer Natur sind, gerecht zu werden.
Neben der Darstellung großer Zusammenhänge spricht die neue Dauerausstellung die Besucher*innen auch in ihrer persönlichen Rolle an. Um den Umwelteinfluss des eigenen Verhaltens einschätzen zu können, ermitteln sie ihren individuellen ökologischen Fußabdruck. Das Berechnen der eigenen Ökobilanz hilft dabei, umweltschädigende Verhaltensweisen zu erkennen und sich Ziele zu setzen, zeigt aber auch auf, wie stark wir bei Themen wie Wohnen, Verkehrsinfrastruktur oder Stromerzeugung von den Rahmenbedingungen abhängig sind. Dass auch die menschliche Psyche bei einem komplexen Problem wie der Klimakrise teils kontraproduktive Bewältigungsmechanismen bevorzugt, zeigt ein weiteres interaktives Ausstellungselement, das dabei hilft, diese „Ausreden“ des Gehirns zu erkennen, sie zu überwinden oder sogar bewusst für umweltfreundliches Handeln einzusetzen.
Future Simulator: In welcher Zukunft möchtest du leben?
Wie unsere heutigen Entscheidungen die Zukunft beeinflussen, veranschaulicht der „Future Simulator“: In diesem immersiven Erlebnisraum mit bewegungssensitivem Boden können Besucher*innen individuell oder als Gruppe durch ihr Abstimmungsverhalten eine mögliche Zukunft simulieren. Zur Auswahl stehen Lösungsvorschläge, die dem 1,5-Grad-Ziel entsprechen oder solche, die vorwiegend Maßnahmen unterstützen, die den gegenwärtigen Lebensstandard erhalten. In Form dreier unterschiedlicher Szenarien erleben sie spielerisch die weitreichenden Folgen ihres Handelns und stellen sich dabei die konkrete Frage: Wie wollen wir in 10, 20 oder 30 Jahren leben?
Diese Frage und die Bewältigung der Klimakrise im Allgemeinen erfordert auch einen lebendigen Meinungs- und Wissensaustausch. Ganz in diesem Sinne gibt es in der Dauerausstellung ein Forum, das als Plattform für Vermittlungsformate und Diskussionen dient.
Engagement und Nachhaltigkeit
Getreu dem Titel der Dauerausstellung zeigt „Klima. Wissen. Handeln!“ im abschließenden Teil Menschen aus aller Welt, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Ihr Wissen, ihr Handeln und ihre Botschaften sensibilisieren die Besucher*innen für die Klimakrise, die Veränderungen sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene notwendig machen. Ihre Botschaften machen Mut und beweisen unsere Handlungsfähigkeit. Mit der abschließenden „Klima-Challenge“ nehmen sich die Besucher*innen dieses Wissen mit auf den Weg, um sich der Herausforderung der Klimakrise zu stellen.
Der Klimawandel zeigt gegenwärtig, wie schnell sich Gegebenheiten ändern. Aus diesem Grund wurde die Dauerausstellung „Klima. Wissen. Handeln!“ so konzeptioniert, dass neue Entwicklungen miteinbezogen werden können, wodurch sie stets aktuell bleibt. „Klima. Wissen. Handeln!“ wurde nach Kriterien der Nachhaltigkeit geplant und umgesetzt. So wurden beim Bau nach Möglichkeit recycelte und naturbelassene Materialien verwendet und auf die Wiederverwendbarkeit der einzelnen Bauelemente geachtet.