Aufwertung der Arbeit
Währung Wertschätzung
Seit der Covid-Pandemie wird mehr Wert auf Hygiene gelegt. Dennoch wurden Facility-Management-Anbieter durch die Lockdowns hart getroffen. So fiel auch bei ISS Österreich ein großer Teil des Geschäfts weg. Besonders schmerzhaft waren die Umsatzverluste am Flughafen Wien, wo das Unternehmen immer knapp 600 Mitarbeiter beschäftigt hatte und das Geschäft durch den stillstehenden Flugverkehr wegfiel. Durch die herausfordernde Zeit half laut Erich Steinreiber, CEO von ISS Österreich, zum einen die Kurzarbeit, zum anderen half die Stärke des Teams. Laut Steinreiber mussten kaum Mitarbeiter*innen gekündigt werden: „Es macht mich sehr stolz, dass wir unseren Mitarbeitern ein klares Zeichen geben konnten, dass wir sie nicht im Stich lassen und dass auch sie uns die Treue gehalten haben.“
Da sich durch die Pandemie auch die Anforderungen und Aufgabenstellungen im Facility Management geändert haben, wurden manche Mitarbeiter*innen umgeschult und viele haben eine Weiterbildung erhalten, um sie auch weiterhin beschäftigen zu können. Dazu gehörten vor allem die Umschulungsmaßnahmen zum Hygiene-Steward, Desinfektor bzw. für das Dekontaminationsteam. Steinreiber: „Wir haben hier aufgrund der ansteigenden Kundenanforderungen im Bereich Hygiene unverzüglich reagiert und Mitarbeiter umgeschult, um die hohen Ansprüche rasch bedienen zu können.“ Dass ISS Österreich hier besonders flexibel war, hätten die Kund*innen sehr positiv aufgenommen.
Arbeitsmarkt noch angespannter
Generell merkt man aber bei ISS Österreich, wie angespannt der Arbeitsmarkt in Österreich ist. Steinreiber: „Das war auch vor der Pandemie schon so, aber es hat sich noch verschärft.“ Es sei in seiner Branche nicht so leicht, den Mitarbeiter*innen viel mehr Lohn zu zahlen, denn nach wie vor sei das Facility Management ein sehr umkämpfter Markt. Auch an den gesetzlichen Rahmenbedingungen wie etwa den Lohnnebenkosten lässt sich nicht rütteln. Deshalb versucht man bei ISS Österreich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sich zu binden, indem man die Arbeitsplätze möglichst attraktiv gestaltet. Steinreiber: „Die Frage, wie ich Mitarbeiter halte, ist heute oft noch wichtiger geworden, als wie ich sie bekomme. Daher suchen wir gute Lösungen, die uns am Arbeitsmarkt attraktiv machen.“ Man wolle den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Arbeitsumfeld bieten, „wie sie es bei anderen Anbietern nicht bekommen“. Steinreiber nennt ein Beispiel aus der Praxis: „Wir wollen zum Beispiel ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen sein und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mehr fördern und beschäftigen uns aktuell intensiv damit, wie wir eine Kinderbetreuung realisieren können. Auch in unsere operativen Führungskräfte investieren wir viel, sie sind für uns zentrale Role Models.“
Eine wichtige Hilfe war auch die Gründung eines Sozialfonds. Steinreiber: „Mit dem Sozialfonds, den unsere Human-Resources-Abteilung gemeinsam mit dem Betriebsrat verwaltet, haben wir versucht, Menschen, denen es durch die Pandemie und durch Covid unverschuldet schlecht geht, finanziell zu unterstützen. So etwas macht einen wichtigen Unterschied.“ Der Sozialfonds werde auch weitergeführt: „Damit wird es auch in Zukunft die Möglichkeit geben, Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen zu helfen.“
Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen sein.
Aufwertung der Arbeit
Eine weitere Maßnahme, um die Arbeit bei ISS angenehmer zu gestalten, ist die Entlastung des Menschen. Steinreiber: „Wir fragen uns: Wo können Maschinen, Geräte, Robots und Cobots unterstützen, um den Menschen aus einer monotonen Tätigkeit zu befreien und ihn stattdessen für interessantere Jobs zu qualifizieren?“ Das bedeutet, dass Mitarbeiter mittel- und langfristig gefordert und gefördert werden, um zu einer höheren Qualifikation zu gelangen: „So können sie sich durch ihren persönlichen Antrieb entwickeln und am Ende des Tages auch mehr verdienen.“ Diesen Weg hat ISS Österreich schon vor Covid beschritten, jetzt will man die eigene Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern.
Nicht nur in der Reinigung, auch bei Qualifizierungsmaßnahmen setzt ISS auf Digitales wie e- und Micro-Learning, Video- und Audio-Lerntools. So hat ISS zum Beispiel zusammen mit dem Spielehersteller Ravensburger ein System entwickelt, bei dem Mitarbeiter Schulungs- und Trainingsmaßnahmen in spielerischer Form vermittelt bekommen. Auch eine interne Mitarbeiter-App wurde vor zwei Jahren eingeführt: Wenn sich Mitarbeiter mit den Inhalten beschäftigen, bekommen sie Bonuspunkte und können diese in Geschenke oder ein Mittagessen mit dem CEO einlösen. Steinreiber: „Wir sind überzeugt, dass die Kombination aus Lernen und Spaß die Motivation, sich weiterbilden zu lassen, wesentlich erhöht. Und so bedienen wir uns der Gamification, um den spielerischen Antrieb zu erwecken, den wir alle schon als Kinder hatten.“
Wertschätzung der Kund*innen
Ein eigenes Schulungskonzept hat ISS Österreich auch für das Gesundheitswesen entwickelt, wo die Anforderungen in der Pandemie enorm gestiegen sind. Das Interessante: Bei diesem Konzept geht es nicht um die fachliche Schulung, wie man etwa einen Operationsraum reinigt, „sondern darum, wie mit Menschen mit verschiedenen Krankheitsbildern umgegangen wird“.
Auf allen Ebenen werde derzeit viel ausprobiert – und auch wenn nicht immer alles gleich funktioniert, sagt Steinreiber: „Unser großes Ziel ist dabei, im Unternehmen Menschen zu haben, die es toll finden, bei ISS zu arbeiten und dadurch die Wertschätzung unserer Kunden zu erhöhen.“ Und das ist auch bereits gelungen: „Die Reinigung hat ein Gesicht bekommen, weil sie jetzt oft nicht mehr in den Randzeiten des Tages, sondern während der Arbeitszeit geschieht.“