Wirtschaft unter Druck

Unternehmen im Fokus des Biodiversitätsschutzes

Biodiversität
17.10.2024

Eine neue Studie zeigt, dass der Verlust der Biodiversität nicht nur die Umwelt, sondern auch die Wirtschaft bedroht. Unternehmen stehen dabei verstärkt im Mittelpunkt der Verantwortung. Sowohl die Bevölkerung als auch Business-Insider fordern klare gesetzliche Maßnahmen.
Tote Insekten auf Windschutzscheibe

Am CSR Tag, am 16. Oktober in Wien, präsentierte Marketagent-Boss Thomas Schwabl Umfrageergebnisse, die ihn in ihrer Deutlichkeit selbst überrascht haben, wie er am Podium zugab. Das Ergebnis der Nationalratswahl dahingehend zu deuten, dass in Österreich bei Umweltthemen inzwischen Sorglosigkeit herrscht, ist demnach nicht zulässig. Im Gegenteil: Die Bevölkerung ist über den Zustand der Natur besorgt. Besonderen Fokus legte man mit der Umfrage auf den Verlust an Artenvielfalt (Biodiversität). Ein Thema, das oftmals anhand von Insekten auf der Windschutzscheibe nach einer sommerlichen Autofahrt verdeutlicht wird. Dieses Phänomen sei inzwischen fast verschwunden, so die Beobachtung vieler.
Die Auswirkungen des Biodiversitätsverlustes nicht nur für die Natur besorgniserregend, sondern haben auch erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen. Laut der aktuellen Umfrage von Marketagent in Kooperation mit respACT befürchten rund 55 Prozent der Österreicher*innen erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) sieht zudem auch österreichische Unternehmen durch den Rückgang der Artenvielfalt und die Zerstörung von Ökosystemen gefährdet. Innerhalb der Unternehmenslandschaft wird dieses Risiko sogar noch deutlicher wahrgenommen. In der respACT-Community, einer Plattform für nachhaltiges Wirtschaften, sind 93 Prozent der befragten Business-Insider der Meinung, dass der Biodiversitätsverlust gravierende Folgen für die globale Wirtschaft haben wird. Auffällig ist jedoch, dass nur 35 Prozent dieser Unternehmen sich selbst unmittelbar bedroht sehen.

Diagramm

Verantwortung der Wirtschaft und Forderungen an Unternehmen

Die Studie zeigt, dass Unternehmen in der Verantwortung stehen, einen aktiven Beitrag zum Schutz der Biodiversität zu leisten. Fast 83 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass Unternehmen gesetzlich verpflichtet werden sollen, Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität zu ergreifen. In der respACT-Community ist diese Forderung mit 88 Prozent noch stärker vertreten.Von der Politik erwartet sich die Bevölkerung insgesamt klare und entschlossene Maßnahmen. Dies umfasst beispielsweise den Schutz wertvoller Naturgebiete (64 Prozent), die Reduzierung und Rückgängigmachung von Bodenversiegelungen (56 Prozent) sowie den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten (55 Prozent).

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil?

Interessanterweise sehen viele Unternehmen in der respACT-Community die Einhaltung von Biodiversitätszielen nicht nur als Verpflichtung, sondern auch als potenziellen Wettbewerbsvorteil. Gerade in einer Zeit, in der Konsument*innen zunehmend auf nachhaltige und umweltfreundliche Produkte achten, könnte das Engagement für Biodiversität zur Stärkung der Marke beitragen. Unternehmen, die proaktiv in den Biodiversitätsschutz investieren, könnten so nicht nur Risiken minimieren, sondern auch langfristig Wettbewerbsvorteile erzielen.

Erwartungen an Politik und Wirtschaft

Daniela Knieling (Geschäftsführerin respACT) und Thomas Schwabl (Geschäftsführer Marketagent)
Daniela Knieling (Geschäftsführerin respACT) und Thomas Schwabl (Geschäftsführer Marketagent)

Die Bevölkerung setzt jedoch nicht nur auf Freiwilligkeit. Es gibt eine klare Forderung nach rechtlichen Rahmenbedingungen, die Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen. Mehr als 73 Prozent der Befragten befürworten beispielsweise die Einführung von Steuern auf Produkte, die zur Zerstörung von Lebensräumen beitragen. Gleichzeitig sollen Unternehmen, die sich aktiv für den Biodiversitätsschutz einsetzen, durch finanzielle Anreize gefördert werden.
Diese Forderungen unterstreichen die steigende Erwartungshaltung an Unternehmen, sich nicht nur als Wirtschaftstreibende, sondern auch als Umweltakteure zu positionieren. Daniela Knieling, Geschäftsführerin von respACT, fasst dies zusammen: „Die Österreicher*innen haben den Schutz der Biodiversität als zentrale Herausforderung erkannt. Es ist jetzt an der Zeit, dass Unternehmen gemeinsam mit der Politik konkrete Maßnahmen setzen, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern.“

Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Verantwortung und wirtschaftlichen Risiken

Der Biodiversitätsverlust stellt für Unternehmen nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Bedrohung dar. Gleichzeitig birgt der Schutz der Artenvielfalt Chancen für jene, die frühzeitig auf nachhaltige Geschäftspraktiken setzen. Die Studie verdeutlicht, dass von Unternehmen klare Maßnahmen erwartet werden, die über bloße Symbolpolitik hinausgehen. Um dieser Erwartung gerecht zu werden, braucht es jedoch klare gesetzliche Vorgaben und Anreize, die Unternehmen dabei unterstützen, langfristig eine nachhaltige und resiliente Wirtschaft aufzubauen.