Europäischer Patent Index
Österreich hält hohe Patent-Anmeldezahlen
Der im März veröffentlichte Patent Index 2023 zeigt neue Höchstwerte. Beim Europäischen Patentamt (EPA) wurden im vergangenen Jahr insgesamt 199.275 Patentanmeldungen eingereicht. Dies entspricht abermals einem klaren Anstieg um +2,9 % gegenüber dem Vorjahr. Der positive Trend aus den Jahren 2022 (+2,6 %) und 2021 (+4,7 %) hat sich damit fortgesetzt. Patentanmeldungen stehen als wichtiger Frühindikator für die Investitionen der Unternehmen in Forschung und Entwicklung. Zugleich unterstützen sie die Vermarktung von Erfindungen. Insgesamt verzeichnete das EPA aus Österreich 2.355 Patentanmeldungen. Die Anzahl der Patente hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht verändert (2022: 2.381, -1.1 %). Dafür bleibt Österreich weiterhin unter den Top 10 der Länder mit der höchsten Anzahl von Patentanmeldungen pro Einwohner. Dieser Wert gilt als wesentlicher Indikator für die Innovationsstärke eines Landes.
"Unser aktueller Patent Index zeigt, dass die Erfindungstätigkeit auch im Jahr 2023 weltweit hoch bleibt", sagte EPA-Präsident António Campinos. "Das EPA wurde mit der Prüfung von mehr Patentanmeldungen als je zuvor betraut. Das unterstreicht sowohl die Attraktivität des europäischen Technologiemarktes als auch die hohe Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen. Kleine und mittlere Unternehmen in Europa nutzen immer häufiger Patente. Ihr Anteil an den Anmeldungen erreichte im vergangenen Jahr den bisher höchsten Stand. Diese Unternehmen können nun auch von dem neugeschaffenen Einheitspatent profitieren. Es hat die Rahmenbedingungen für Innovation in Europa erheblich verbessert. Erfinder*innen bietet es eine einfachere und kostengünstigere Möglichkeit, ihre Erfindungen zu schützen und sie auf dem großen EU-Markt einzuführen."
Zunahme im Technologiebereich
Die aktivsten Segmente bei europäischen Patentanmeldungen waren 2023 die digitale Kommunikation, die Medizintechnik und die Computertechnik. Das stärkste Wachstum unter allen Technologiebereichen verzeichnete 2023 das Segment Elektrische Maschinen, Geräte, Energie (+12,2 % gegenüber 2022). Dieses Technologiefeld umfasst Erfindungen im Zusammenhang mit Technologien für saubere Energie, einschließlich Batterien (28 %). Die Patentaktivitäten in der Biotechnologie (+5,9 %) nahmen ebenfalls signifikant zu.
Der Technologiesektor Elektrische Maschinen, Geräte, Energie liegt an erster Stelle der österreichischen Patentanmeldungen beim EPA. Auch die Bereiche Bauwesen, Transporttechnologien (einschließlich Automobilindustrie) und Makromolekulare Chemie & Polymere befinden sich unter den Top 5 der anmeldestärksten Technologiefelder. Überdurchschnittlich starke Zunahmen der Anmeldungen aus Österreich zeigten sich vor allem bei Motoren, Pumpen, Turbinen (+33,3 %), in den Transporttechnologien (einschließlich Fahrzeugtechnik, +30,5 %) und Mechanische Elemente für Maschinen und Geräte (+27,1 %). Die Zahl der Patentanmeldungen im Segment Halbleiter hingegen ging deutlich zurück (-25,3 %), allerdings nach einem regelrechten Boom im Jahr 2022 (+50 % zum Vorjahr). Im internationalen Ranking des EPA behauptet Österreich jedoch seinen 10. Rang im Halbleitersektor.
Wenige Erfinderinnen aus Österreich
Auf den im letzten Jahr beim EPA eingereichten Patentanmeldungen aus Österreich nannten lediglich 17 Prozent wenigstens eine Frau als Erfinderin. Dies ist der niedrigste Anteil unter den zwölf größeren europäischen Patentanmeldeländern (mit mehr als 2.000 Anmeldungen pro Jahr) und liegt erheblich unter dem Durchschnitt der 39 EPA-Mitgliedstaaten (27 Prozent). Die Daten machen deutlich, dass mehr Frauen gefördert werden sollen, um das volle Potenzial an Erfinderinnen auszuschöpfen.
Bundesländervergleich und globales Ranking
Die anmeldestärksten Bundesländer sind Wien mit 603 Patentanmeldungen, was einem Anteil von 25,6 % aller Anmeldungen entspricht, gefolgt von Oberösterreich (497; 21,1 %). Die Steiermark komplettiert die Top 3 mit 317 Anmeldungen (Anteil: 13,2 %). Somit machen die Top 3-Bundesländer in Österreich über 60% des Anmeldevolumens aus. Wie im Vorjahr stieg die Zahl der Patentanmeldungen aus Kärnten weiter (188, +8,7 %).
Wie bereits im Vorjahr belegte Österreich 2023 den 14. Platz im Ranking der patentaktivsten Ursprungsländer beim EPA. Gemessen an der Einwohnerzahl (Anmeldungen pro Mio. Einwohner) platziert sich Österreich auf dem siebten Rang und liegt damit direkt hinter Deutschland. Die fünf wichtigsten Herkunftsländer für Patentanmeldungen beim EPA im Jahr 2023 waren die Vereinigten Staaten, Deutschland, Japan, China und die Republik Korea. Rund 43% der Gesamtanmeldungen stammten von Unternehmen und Erfinder*innen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA - 57% kamen von außerhalb Europas, was die Attraktivität des europäischen Technologiemarktes für global tätige Unternehmen untermauert. Zur positiven Anmelde-Bilanz 2023 trugen maßgeblich die starken Zuwächse aus der Republik Korea (+21,0 % gegenüber 2022) und erneut der Volksrepublik China (+8,8 %) bei.Die Republik Korea ist erstmals unter den Top 5 vertreten, während sich die Patentanmeldungen aus China seit 2018 gar mehr als verdoppelt haben.
Führende Patentanmelder*innen
Im Ranking der Unternehmen bleibt Huawei der führende Patentanmelder beim EPA (mit einem deutlichen Zuwachs), gefolgt von Samsung, LG, Qualcomm und Ericsson.
Der österreichische Top-Anmelder beim EPA im Jahr 2023 war – wie im Vorjahr – der Kunststoffhersteller Borealis. Ihm folgt der Anbieter von Lichtlösungen Tridonic. Auf dem dritten Platz landet Julius Blum. Der Hersteller von Möbelbeschlägen rückte vom achten Platz im letzten Jahr vor. Die ZKW Group, Hersteller von Lichtsystemen und Elektronikkomponenten für PKW, LKW und Motorräder, ist dagegen um einen Rang zurückgefallen, bleibt allerdings weiterhin in den Top 5 zusammen mit Fronius International.