Messen: Lieb und teuer
Messen gelten seit jeher als bedeutender Treffpunkt für unterschiedliche Branchen. In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen spürbar verändert. Steigende Kosten, alternative digitale Formate und die Nachwirkungen der Pandemie setzen dem Klassiker zu.
Der Ausfall praktisch aller Branchenmessen im Zuge der Corona Pandemie war ein Schock. Doch viele Veranstaltungen erlebten seither eine Art Wiedergeburt, da der Wunsch nach persönlichem Austausch und physischer Präsenz wieder spürbar ist. Doch damit ist längst nicht alles wieder gut. Unsere Umfrage unter Handwerksbetrieben im Bau- und Baunebengewerbe offenbart ein gemischtes Bild. Die gute Nachricht: Mehr als zwei Drittel der Befragten gab an, regelmäßig Messen zu besuchen. Nur ein Drittel nimmt selten oder nie daran teil. „Für uns sind Messen eine unverzichtbare Plattform, um direkt mit Herstellern zu sprechen und neue Produkte kennenzulernen“, schreibt uns eine Teilnehmer*in der Umfrage. 26,7 Prozent der Befragten gaben an, seit der Pandemie Messen seltener zu besuchen als davor. Ein Mix aus Zeitaufwand, Kosten, Relevanz der Inhalte und digitale Alternativen sind die Ursache dafür.
Zeit, Kosten und Relevanz
Ein Messebesuch kostet Geld. Die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung machen es gerade kleinen Betrieben schwer, regelmäßig teilzunehmen. „Die Hotelpreise während einer Messe sind oft absurd. Wir übernachten lieber außerhalb und pendeln mit der Bahn – das spart enorm“, lautet eine der Anmerkungen in unserer Umfrage. Fast 39 Prozent der Befragten gaben an, dass die Relevanz der Inhalte und die Vielfalt der Aussteller oft nicht ausreichen. Immer öfter verzichten große Industrieunternehmen auf ihren Messeauftritt. Martin Hagleitner, Geschäftsführer bei Austria Email, einem Hersteller von Speicher- und Heiztechnik in Knittelfeld, betont die Notwendigkeit einer klaren Abwägung: „Basis für die Evaluierung sind – wie bei allen Tools im Marketing-Mix – klare, messbare Ziele. Kosten und Wirkung stehen angesichts der wirtschaftlichen Situation vieler Unternehmen auf dem Prüfstand.“
Messen sind alternativlos
Viele Handwerksbetriebe betonen, dass der direkte Kontakt zu Herstellern und Lieferanten sowie die Möglichkeit, Produkte live zu erleben, durch keine digitale Alternative ersetzt werden können. 57,4 Prozent der Umfrageteilnehmer nannten dies als wichtigsten Messe-Vorteil. „Ich habe während der Pandemie gelernt, mich online zu informieren, aber das echte Produkt sehe ich nur auf der Messe – das macht einen großen Unterschied“, erklärt ein Befragter. Eine Haltung, die auch Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker unterstreicht: „Branchenmessen wie die Webuild Energiesparmesse in Wels sind von enormer Bedeutung, für uns als Innung und unsere Mitglieder. Die Bau-Fachmessen wie kürzlich in Tulln laufen gut und sind mit Kundenanfragen gespickt, das ist ein fruchtbares Klima. Die Kosten für die Aussteller sind hoch, aber die direkte Kommunikation kann durch digitale nicht ersetzt werden.“
Auch der soziale Aspekt spielt eine Rolle. Der Austausch mit Branchenkollegen wird von 24,6 Prozent der Befragten als Hauptgrund für Messebesuche genannt. Auch Martin Hagleitner hebt die Bedeutung des Dialogs hervor: „Messen sind wichtige Bühnen für Produktpräsentationen, ein lebendiger Ort des Austauschs und der Image-Pflege. Die Stärken liegen im Live-Erlebnis von Trends und Innovationen, sowie der Gelegenheit zu persönlichen Kontakten.“
Hybride Formate haben Zukunft
Die Pandemie hat digitalen Formaten wie Webinaren, virtuellen Konferenzen oder Online-Messen einen unverhofften Schub gegeben. Doch war das nachhaltig? Laut unserer Umfrage haben 42,9 Prozent der Betriebe solche Angebote genutzt. Nun treten sie im Vergleich zu den physischen Messebesuchen wieder in den Hintergrund. Ein Handwerksbetrieb beschreibt das so: „Digitale Formate helfen uns, gezielt vorzuplanen und Informationen effizient zu sammeln. Aber die Möglichkeit, ein Produkt zu berühren und direkt Fragen zu stellen, kann keinen Bildschirm ersetzen.“ Doch auch die Vorteile digitaler Tools haben sich verfestigt, weshalb sogenannte „hybride Formate“ Zukunft haben könnten.
Messen gehören zum Aktivverkauf und dieser ist für erfolgreiche Installateure unerlässlich! Manfred Denk
Weniger Fläche, mehr Praxis
Messeveranstalter sind gut beraten, aus den neuen Bedürfnissen sowohl von Ausstellenden als auch Besuchenden die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn Handwerksbetriebe haben klare Erwartungen an die Weiterentwicklung von Messen. Mehrere Teilnehmer*innen unserer Befragung äußerten den Wunsch nach einer stärkeren Fokussierung auf praxisnahe Inhalte und relevantere Themen, denn die Basisinformationen kennen Besuchende meist schon von anderen Kanälen. Ein Teilnehmer bringt es auf den Punkt: „Messen sollten weniger Fläche bieten, dafür mehr praxisorientierte Inhalte. Weniger Schautafeln, mehr echte Lösungen.“ Ein weiterer Teilnehmer merkt an: „Messen müssen moderner werden. Ein Mix aus Präsenzveranstaltungen und Online-Elementen wäre ideal.“
Kosten und Wirkung von Messen stehen angesichts der wirtschaftlichen Situation vieler Unternehmen mehr denn je auf dem Prüfstand. Martin Hagleitner
Die Jause im Messerucksack
Finanzielle Aspekte spielen sowohl für Ausstellende als auch Besuchende eine zentrale Rolle. Günstigere Preise könnten mehr Vielfalt und kleinere Anbieter auf Messen bringen. Auf der Besucherseite sind vor allem internationale Messen eine Herausforderung. Rechnet man typische Kosten für einen Messebesuch in Deutschland bestehend aus Anreise (150 bis 200 Euro), Hotel (200 bis 300 pro Nacht), Ticket (20–50 Euro) und Verpflegung (50–100 pro Tag) zusammen, kommt man schnell auf mehr als 500 Euro pro Person – Arbeitsausfall nicht eingerechnet. Um Kosten zu reduzieren, setzen viele Handwerker deshalb auf clevere Strategien. Eine gezielte Vorbereitung kann dabei helfen, den Messebesuch effizienter zu gestalten. „Als Messebesucher habe ich mir immer eine Gesprächsliste vorbereitet um möglichst effektiv meine Anliegen mit den Ausstellern vor Ort zu besprechen“, erklärt Manfred Denk sein Erfolgsrezept.
Unterkünfte außerhalb der Messeorte sind oft deutlich günstiger. Einige Betriebe vermeiden Übernachtungen ganz und planen Tagesbesuche. Bei den teils astronomischen Hotelpreisen in deutschen Messestädten keine schlechte Idee. Auch die mitgebrachte Jause sieht man nicht nur in teuren Skigebieten sondern auch in Messehallen immer öfter.
Fünf Messehacks
Mit diesen Tipps lassen sich Kosten und Aufwand reduzieren:
- Günstige Unterkünfte: Übernachtungen außerhalb der Messeorte sparen oft hunderte Euro – vor allem in Deutschland. Auch Airbnb oder Pensionen können eine Alternative sein.
- Frühzeitig buchen: Bahn- und Flugtickets sowie Unterkünfte sind oft günstiger, wenn sie weit im Voraus gebucht werden.
- Effiziente Tagesplanung: Durch eine gezielte Vorbereitung können Besuche auf einen einzigen Tag komprimiert werden, was Übernachtungskosten spart.
- Selbstverpflegung: Das Mitbringen von Snacks und Getränken hilft gegen die teils überhöhten Preise in Messe-Restaurants.
- Strategische Besuchstage: An weniger frequentierten Tagen oder zu Randzeiten ist der Zugang zu Ausstellern oft besser, und der Aufenthalt effizienter.