Frauentag

Gleichstellung: Österreich fällt im OECD-Ranking zurück

Der Fortschritt bei der Geschlechterparität am Arbeitsplatz verläuft schleppend. Österreich fällt im aktuellen PwC Women in Work Index von Platz 26 auf Platz 27 (von 33 OECD-Ländern) zurück und bleibt damit hinter vielen europäischen Ländern. Die Spitzenreiter des Rankings sind Island, Neuseeland und Luxemburg.

Trotz einer minimalen Verbesserung des Gender Pay Gaps um einen Prozentpunkt bleibt die allgemeine Platzierung schwach. Eine stagnierende Erwerbsbeteiligung, die steigende Arbeitslosenquote von Frauen und weiterhin signifikante Lohnunterschiede sind Hauptgründe für den Rückgang.

Nur sechs von zehn Frauen arbeiten in Österreich Vollzeit, aber neun von zehn Männern

In Österreich sind derzeit rund 66 Prozent der Frauen in Vollzeit beschäftigt – genauso viele wie im Vorjahr. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 76 Prozent. Zum Vergleich: Bei Männern liegt die Vollzeitquote bei 92 Prozent.

Agatha Kalandra Markets Lead und Vorstandsmitglied bei PwC Österreich ©: PwC Österreich
Agatha Kalandra
Markets Lead und Vorstandsmitglied bei PwC Österreich
©: PwC Österreich

Die geschlechtsspezifische Lohnlücke beträgt in Österreich 18 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent), während der OECD-Durchschnitt bei 13 Prozent liegt. Luxemburg zeigt, dass es anders geht: Dort liegt der Gender Pay Gap bei -0,9 Prozent, was bedeutet, dass Frauen dort im Durchschnitt sogar mehr verdienen als Männer.

„Während andere Länder

nach der Pandemie große Fortschritte gemacht haben, hinkt Österreich bei der Gleichstellung am Arbeitsplatz hinterher. Besonders Frauen sind von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen – ihre Quote ist bereits auf 4,9 Prozent gestiegen“, so Agatha Kalandra, Markets Lead und Vorstandsmitglied bei PwC Österreich. Sie warnt: „Trotz kleiner Fortschritte beim Gender Pay Gap ist Österreich im Ranking zurückgefallen – mit verheerenden Folgen. Vor allem alleinerziehende Frauen sind von Altersarmut bedroht und als Pensionistinnen weiterhin benachteiligt. Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, wird es fast 50 Jahre dauern, bis die Lohnlücke geschlossen ist.“

Wirtschaftlicher Vorteil durch mehr Frauen am Arbeitsmarkt

Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen bedeutet nicht nur soziale, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. Eine steigende Beschäftigungsquote von Frauen könnte die Produktivität in Österreich nachhaltig steigern und die wirtschaftliche Stabilität des Landes langfristig stärken.

Johanna Schaller Senior Managerin Workforce Transformation bei PwC Österreich ©: PwC Österreich
Johanna Schaller
Senior Managerin Workforce Transformation bei PwC Österreich
©: PwC Österreich

Frühere PwC-Studien zeigen: Je stärker Frauen in den Arbeitsmarkt eingebunden sind, desto mehr steigen Produktivität und Wirtschaftswachstum. Zwischen 2011 und 2023 zeigte sich dieser positive Effekt in den OECD-Ländern besonders deutlich. Falls sich der Fortschritt in Richtung Geschlechtergleichstellung am Arbeitsplatz in den nächsten fünf Jahren mit dem bisherigen Tempo fortsetzt (durchschnittlich 13 Prozent), könnten die Produktivitätsgewinne bis 2030 insgesamt 31,6 Milliarden US-Dollar erreichen.

„Die Verbindung zwischen Gleichstellung am Arbeitsplatz und Wirtschaftswachstum zeigt, dass Investitionen in Geschlechtergerechtigkeit nicht nur sozial, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Eine größere und diversere Belegschaft fördert nicht nur das BIP, sondern auch wirtschaftliche Innovationskraft, reduziert Einkommensungleichheit und stärkt die Qualifikationsbasis“, so Johanna Schaller, Workforce Transformation Lead bei PwC Österreich.

Island auf Platz eins

Island ist im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze nach vorne gerückt und belegt in diesem Jahr die Spitzenposition, gefolgt von Neuseeland und Luxemburg. Dieser Erfolg ist vor allem auf umfassende politische Maßnahmen und fortschrittliche Programme zur Förderung von Geschlechtergleichstellung am Arbeitsplatz zurückzuführen.

Seit Einführung des Index haben insbesondere die nordischen Länder die Rangliste kontinuierlich angeführt. Immer mehr Länder setzen auf ähnliche Maßnahmen, wie zum Beispiel eine umfassende Kinderbetreuung und gezielte Regierungsinitiativen zur Förderung von Lohngleichheit und Unterstützung für Eltern. Deutschland liegt auf Platz 21, die Schweiz auf Platz 20 – somit schneiden beide Nachbarländer deutlich besser ab als Österreich.

„Immer mehr Länder setzen auf umfassende Kinderbetreuung, Lohngleichheit und Elternförderung – Österreich darf nicht den Anschluss verlieren. Traditionelle Geschlechterrollen und fehlende Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bremsen den Fortschritt. Island zeigt, dass Investitionen in Elternzeit, Karenz und Kinderbetreuung wirken. Auch hier braucht es bessere Betreuung, flexible Arbeitsmodelle und entschlossenes politisches Engagement für echte Gleichstellung“, so Schaller abschließend.

Über die Studie

Der Women in Work Index ist ein gewichteter Durchschnitt aus fünf Indikatoren, die Aufschluss über die Arbeitsmarktergebnisse von Frauen geben, darunter die Erwerbsquote von Frauen, die Arbeitslosenquote und die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern. Der Index bezieht sich jährlich auf das vorletzte Jahr – in diesem Fall auf 2023. Der Index ist hier im Detail verfügbar.

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