Unternehmensführung
Forschung & Entwicklung für KMU
Ein neues Produkt zu entwickeln oder ein bestehendes zu verbessern kann ganz schön herausfordernd sein. Vielleicht hat man bereits eine konkrete Vorstellung um was es sich handeln soll, wie man es vertreiben möchte und welche Kund*innengruppen damit angesprochen werden können. Doch wie schafft man es von der Idee zur Umsetzung? Wer hilft einem dabei Forschung und Entwicklung zu betreiben und wie kann man das alles finanzieren? Diese Fragen stellen sich viele Klein- und Mittelunternehmen (KMU) in Österreich. Denn abseits großer Unternehmen und Industriebetriebe haben nur die wenigsten Betriebe eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die ständig an Neuerungen tüftelt.
Erste Schritte
Damit KMU ihre innovativen Ideen zur Umsetzung bringen können, sind sie daher oftmals auf Forschungspartner*innen angewiesen, die sie konkret unterstützen und ihnen weiterhelfen. In Österreich sind 99,8 Prozent aller Unternehmen KMU (mehr als 600.000 Betriebe), die im Jahr 2022 einen Umsatz von 636 Milliarden Euro erwirtschafteten. Damit sind diese Unternehmen der relevanteste Wirtschaftsmotor. Doch wie finden all die kleinen und mittelständigen Unternehmen nun die richtigen Partner*innen? Sehr hilfreich kann ein Blick auf die Homepage der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG sein. „Ein Klein- oder Mittelunternehmen mit einer innovativen Forschungs- oder Entwicklungsidee kann sich direkt an das Förderservice der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG wenden. Das Förderservice ist die zentrale Anlaufstelle für Anfragen zu den Förderungen und Beratungsangeboten der FFG“, sagt Matthis Prabitz, Pressesprecher der FFG.
Die wichtigsten Fragen
Je genauer ein Unternehmen die Idee bereits ausformuliert hat, umso besser kann das Förderservice unterstützen. „Überlegen Sie sich die wichtigsten Fragen vorweg, die Sie dann auch kurz zusammenfassen sollten. So kann das Förderservice Ihnen helfen, die richtige Förderung zu finden“, meint Prabitz. Wichtige Fragen können beispielsweise sein: Was ist das Ziel des Projekts? Was habe ich als KMU vor? Wie kann ich dieses Vorhaben kurz und prägnant beschreiben? Wer sollte oder wird im Projekt dabei sein? Wie lange wird es ungefähr dauern? Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Förderungen abholen
Das Thema Kosten ist auch hinsichtlich des Innovationsscheck mit Selbstbehalt relevant. Durch diesen Scheck werden KMU dabei unterstützt, Beratungsleistungen von Forschungseinrichtungen, wie Universitäten, Fachhochschulen, oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen, zu bezahlen. Beratungsleistungen werden dabei bis zu einer maximalen Höhe von 10.000 Euro gefördert. Den Antrag kann ein Unternehmen jederzeit online über die Einreichplattform der FFG (eCall) stellen. „Der Antrag muss die Leistungsbeschreibung und die Gesamtkosten der Forschungseinrichtung enthalten. Nach Genehmigung des Antrags kann das Unternehmen die Dienstleistung in Anspruch nehmen und die Kosten bis zur Höhe des bewilligten Betrags von der FFG erstattet bekommen.“, so Prabitz zur Vorgangsweise.
Herausforderung Forschung
Ein weiterer Ansprechpartner für Forschung und Entwicklung ist das Netzwerk Austrian Cooperative Research (ACR). Private und gemeinnützige Forschungsinstitute stehen dabei KMU mit ihrem Wissen zur Verfügung und geben bei Innovations- und Digitalisierungsbestrebungen den notwendigen Support. „Unsere Institute sind in ihren jeweiligen Branchen sehr gut etabliert und zudem über ihre Prüf- und Messtätigkeit oft bereits in engem Kontakt mit den Unternehmen“, sagt Rita Kremsner, stv. Geschäftsführerin bei ACR. Der bereits angesprochene Innovationsscheck spielt bei ACR ebenfalls eine Rolle. Dieser wird von Unternehmen gerne zu Beginn eingelöst, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Oft werden KMU auch über andere Forschungseinrichtungen, Universitäten, Branchenverbände oder Interessensvertretungen an ein ACR-Institut weitergeleitet“, so Kremsner.
Kapazitäten und Know-How
Bei ACR sieht man durch den globalen Wettbewerb und multiple Krisen eine Herausforderung für kleinere Unternehmen, von einer Idee zu marktreifen Produkten zu kommen. Und hier setzt das Netzwerk an. „Dank der Branchenspezialisierung, Interdisziplinarität, Marktnähe, regionalen Verankerung und ihrer Vertrauensbasis mit der Wirtschaft holen die ACR-Institute viele KMU am Beginn der Innovationskette ab“, erklärt Kremsner. Auf unterschiedlichen Ebenen stehen die ACR-Institute zur Verfügung. Bei Forschung und Entwicklung werden bei Bedarf Kapazitäten von Personal, Know-how und Infrastruktur bereitgestellt.
Cluster-Hilfen
Auch das Prüfen, Messen und Zertifizieren von Produkten, Materialien, Lebensmittel und Bauteilen übernehmen ACR-Institute. „Dadurch sind unsere Institute direkt am Marktgeschehen und wissen um die Bedürfnisse der Unternehmen“, sagt Kremsner. Ein weiterer Punkt ist der Wissenstransfer. Denn die ACR-Institute betreiben gemeinsame Forschungsprojekte und intensiven Austausch mit Universitäten, Fachhochschulen, privaten Forschungsinstituten sowie Leitbetrieben. „So sind die Institute immer am neuesten Stand der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Industrie und können das Wissen in Form von Schulungen, Vorträgen oder Kooperationen an kleinere Unternehmen oder ganze Branchen weitergeben.“, so Kremsner.
Von der Idee zur Marktreife
Über die Möglichkeiten bei der FFG und dem ACR hinaus gibt es in Österreich noch diverse Netzwerk- und Cluster-Initiativen, die einem Unternehmen auf der Suche nach passenden Partner*innen behilflich sein können. Beispielsweise gibt es Clusterinitiativen von Business Upper Austria, den Cluster Niederösterreich oder den Cluster der Standortagentur Tirol für diverse Bereiche. Von IT über Umwelttechnik bis zu Life Sciences oder Lebensmittel werden unterschiedlichste Branchen abgedeckt. Für KMU in Österreich gibt es also unterschiedlichste Möglichkeiten durch die Unterstützung bei Forschung und Entwicklung von einer Produktidee zur Marktreife zu gelangen.