Firmenporträt
Mit langem Atem ans Ziel
Die Outdoor-Sportkleidung von Löffler war dabei, als Peter Habeler und Reinhold Messner 1978 als erste Menschen den Mount Everest ohne Sauerstoff bestiegen. Sie wurde von Hermann Maier getragen, der Testimonial war. Löffler ist seit 1979 Sponsor des ÖSV und stattet die nordischen Teams mit Rennanzügen, Warm-Up-Bekleidung und Funktionswäsche der selbst entwickelten Marke transtex aus. Auch die österreichische Polizei, das Rote Kreuz und das Bundesheer tragen Poloshirts bzw. Unterwäsche von Löffler. Nicht zu vergessen sind die Freizeitsportler-innen und -sportler, die seit Jahrzehnten in Löffler-Mode wandern, Rad fahren und Wintersport betreiben.
Strickerei im Innviertel
Heuer feiert das Unternehmen aus dem oberösterreichischen Ried im Innkreis 50jähriges Jubiläum, wobei es eigentlich schon älter ist. 1947 von Elfriede Löffler gegründet, stellte Löffler zunächst vor allem Damenstrickmode und Feins-trumpfhosen her. 1973 wurde das Unternehmen zu dem, was es heute ist: ein Sport-Textilien-Hersteller. Weil Löffler in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, übernahm der ebenso in Ried ansässige Skiproduzent Fischer das Unternehmen und stellte es auf Sporttextilien um. Heute sind Löffler und Fischer Schwesterfirmen.
Vom Outdoor-Boom profitiert
Der Outdoor-Boom während der Pandemie kam Löffler zugute. Otto Leodolter, seit 13 Jahren Geschäftsführer, sagt: „Ohne Zweifel hat die Sportbranche in den drei Corona-Jahren stark profitiert.“ In der Pandemie erreichte Löffler jeweils ein Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent – im vorigen Geschäftsjahr, das bis Februar ging, lag der Umsatz bei 34 Millionen Euro.
Doch jetzt braucht kaum jemand neue Sportausrüstung. Leodolter: „Bei den Konsumenten ist eine gewisse Kaufsättigung da. Dazu kommt, dass die gestiegenen Strompreise, Heizkosten und Lebensmittel ihren Beitrag dazu leisten, dass momentan stark gespart wird.“ Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Wirtschaft derzeit nicht so gut laufe.
Und da gibt es noch etwas, das Vorteile und Nachteile hat: Löffler ist eines der wenigen Textilunternehmen, die ihre Produktion nie in Billiglohnländer ausgelagert haben. Schon 1990 wurde richtungsweisend entschieden, weiterhin in den österreichischen Produktionsstandort zu investieren. Leodolter: „Die Entscheidung, dass wir ein österreichisches Unternehmen bleiben, haben meine Vorgänger mit Unterstützung der Eigentümerfamilien getroffen, die an das Konzept geglaubt haben.“
Produktion in Europa
Am Stammsitz in Ried im Innkreis arbeiten 200 Personen, weitere 100 am Sitz in Bulgarien. Insgesamt werden jährlich 1,2 Millionen Teile vernäht. Pro Saison braucht Löffler dafür 300 bis 400 Näherinnen und Näher. Um diese Kapazität zu erreichen, setzt man zusätzlich auf Lohnpartner etwa in Tschechien und Bosnien. Der Hauptzielmarkt ist die DACH-Region. Vor allem in Österreich und Süddeutschland hat die Marke einen hohen Bekanntheitsgrad. „Wir produzieren in Europa für Europa“, sagt Leodolter – und auch das war in der Krise gut: „Durch unsere kurzen Wege hatten wir aufgrund der Lieferketten-Problematiken den ein oder anderen Vorteil.“
Im Moment sei die Produktion in Europa kein Vorteil: „In dieser wirtschaftlich angespannten Situation, in der alle Leute sparen, wird ein Produkt aus Österreich wahrscheinlich nur dann bevorzugt, wenn es den gleichen Preis wie ein billiges Produkt aus Asien hat oder vielleicht 10 oder 20 Euro mehr kostet – ein größerer Abstand zum Mitbewerb wird vom Konsumenten wahrscheinlich nicht akzeptiert.“ Natürlich gebe es eine Käuferschicht, die bereit ist, für Regionalität mehr zu bezahlen: „Wir sehen es im Lebensmittelbereich, und auch im Textilbereich gibt es Käufer, die sich dafür interessieren, wo und wie die Waren hergestellt werden.“ Derzeit sei es aber schwer, den realen Wert eines Produktes am Point of Sale darzustellen.
Sinkende Produktivität
Löffler ist ein vollstufiger Betrieb: Die Garne, die übrigens auch in Europa zugekauft werden, werden sowohl verstrickt als auch zugeschnitten und konfektioniert. In Ried im Innkreis stricken 26 Strickmaschinen pro Tag Stoff in der Größe von zwei Fußballfeldern. Zwar läuft die Produktion in der Textilbranche noch stark manuell ab, dennoch erzeugt Löffler hochinnovative Hightech-Materialien. Pro Jahr werden rund 50 neue Stoffe entwickelt, von denen es meist einer in die Kollektion schafft. Die Forschungsquote liegt bei rund 3,1 Prozent. Hinzu kommen die Kostensteigerungen bei Material, Strom und Personal – die Stromkosten haben sich laut Leodolter im vergangenen Jahr verdoppelt: „Damit ist die Produktivität deutlich nach unten gerutscht.“ Für das aktuelle Geschäftsjahr, das bis Februar läuft, geht Leodolter von einem Umsatzrückgang von zehn bis 15 Prozent aus.
Nachhaltigkeitspionier
Nachhaltigkeit ist schon lange ein Thema. So ist Löffler seit 1989 Oeko-Tex-zertifiziert. Die Funktionsunterwäsche transtex Retr’x besteht aus recyceltem Polypropylen und hat sogar die Made in Green-Zertifizierung von Oeko-Tex erhalten. Diese garantiert eine umweltfreundliche Produktion an sicheren, sozialverträglichen Arbeitsplätzen, gesundheitliche Unbedenklichkeit der Materialien und eine transparente Lieferkette dank Rückverfolgung mittels QR-Code. Leodolter zufolge fordert der Green Deal die Textilbranche enorm, „funktionelle Produkte auf den Markt zu bringen, die wieder in den Recycling-Prozess zurückgebracht werden“. Noch ist das bei den kombinierten Materialien nicht möglich. Immerhin ist Löffler-Kleidung sehr langlebig und es gibt einen eigenen Reparaturservice für die Kleidung, der derzeit rund 100 Reparaturen pro Monat macht.
Kämpfergeist
Otto Leodolter sieht die Politik gefordert: „Der Green Deal und kreislauffähige Produkte sind absolute Must Haves für die Zukunft. Aber man muss trotzdem sehr vorsichtig mit Regulatorien umgehen und die Rahmenbedingungen so setzen, dass europäische Produzenten konkurrenzfähig bleiben.“
Der Green Deal und kreislauffähige Produkte sind absolute Must Haves für die Zukunft.
Er spricht von einer Transportkostenwahrheit: „Wir wissen, was ein Container von Hongkong nach Hamburg kostet. Nie und nimmer können wir das einsparen, was dort an Preisvorteilen erwirtschaftet wird.“ Deshalb müsse die hohr Steuerlast deutlich sinken. Während etwa die Stromkosten in Asien und den USA keine Rolle spielen, sei das in Europa „ein Megadeal“ geworden. Zudem müsse die Politik sicherstellen, dass sich die Lohnkostenspirale nicht mehr so weiterdrehe wie bisher. Auch wenn es aktuell schwierig ist, sieht Leodolter in Nachhaltigkeit und regionaler Produktion die Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass wir Wertschöpfung in Europa brauchen und es ist meine intrinsische Motivation, dafür zu kämpfen.“