Verkaufsargument Gemütlichkeit

Alexandra Rotter
13.10.2020

Reinhard Guglers Holzbadewannen und ­Holzbadebottiche in Fassbindertechnik ­stehen gerade hoch im Kurs. Der erzwungene Rückzug ins traute Heim spielt ihm in die Karten.

Dem Unternehmer Reinhard Gugler ist nicht langweilig. Ganz im Gegenteil. Seine Holzbadewannen und -bottiche, die er in Fassbindertechnik aus heimischen Hölzern in seiner Werkstatt anfertigt, erfreuen sich derzeit starker Nachfrage. Nachdem der erste Lockdown-Schock überwunden war, gab es bei seiner Firma Balubad in der Nähe von Amstetten plötzlich um ein Drittel mehr Anfragen als im Vorjahreszeitraum – und auch die tatsächlichen Bestellungen gingen in die Höhe. ­Gugler: „In der Corona-Zeit hat sich unser Geschäft sehr positiv entwickelt. Viele Leute sind daheim und wollen sich jetzt im Garten etwas Schönes leisten.“ Das heißt allerdings auch, dass sich die Wartezeit auf die hochwertigen Wannen und Bottiche verlängert. Gugler arbeitet abgesehen von gelegentlicher Unterstützung durch seinen Sohn, der gelernter Zimmerer ist, alleine in der Werkstatt. Normalerweise dauert die Anfertigung eines Badebottichs oder einer Badewanne zwischen zwei und drei Monaten, aber im Moment muss man eher mit einem halben Jahr rechnen, bis man in einer Holzwanne oder einem Holzbottich ein entspanntes Bad nehmen kann. Gugler produziert außerdem nicht auf Lager, sondern nur auf Anfrage – Kunden wählen die Holzart, die Form und Größe nach eigener Vorliebe aus, und dann macht sich der gelernte Fassbinder und Tischler an den Hobel.

Faszination Holz

Holz hat es Gugler angetan: „Ich arbeite sehr gerne mit Holz, weil es so ein flexibler Werkstoff ist – man kann eine Küche, eine Gartenbank oder eine Badewanne daraus machen.“ Schon als Hauptschüler war ihm klar, dass er Fassbinder werden wollte, nachdem er in eine Fassbinderei in seinem Ort hineinschnuppern durfte, wo ein Freund gearbeitet hat. Nachdem Gugler mit der Lehre fertig war, ging sein Chef in Pension, und er hätte die Fassbinderei übernehmen können: „Mich hat es damals als Geselle nicht interessiert, den Betrieb zu übernehmen, und so ist alles verkauft worden.“ ­Gugler arbeitete dann lange als LKW-Fahrer, aber im Hinterkopf hatte er immer den Wunsch nach der Selbstständigkeit und die Idee, die Fassbinderei wieder aufzunehmen. 2012 begann er dann nebenberuflich, erste Holzbadewannen und -bottiche zu bauen. Nach und nach stiegen die Anfragen, was ihm ermöglichte, die LKW-Stunden zu reduzieren. Dann machte er beim Wirtschaftskammer-Wettbewerb „Kreativ in die Zukunft“ mit und gewann den ersten Preis in der Kategorie Kunst und Design: „Das war eine schöne Bestätigung.“ Seit zwei Jahren gibt es nur noch Balubad für Gugler und seine Frau Manuela, die die Büroarbeiten macht.

Viel Handarbeit

Alle Hölzer, die Reinhard Gugler verwendet, kommen aus Österreich, die meisten sogar aus der näheren Umgebung des Betriebs. Die Produkte sind aus Fichte, Lärche, Zirbe, Eiche, Nuss- oder Kirschenholz. Holzart, Größe und Ausstattung der Wannen und Bottiche – etwa ob es ein beheizter Badebottich oder auch ein Holz-Whirlpool sein soll – wirkt sich auf den Preis aus. So kostet etwa eine Holz-Badewanne von Balubad mindestens 4500 Euro, wobei etwa Nusshölzer wesentlich kostspieliger sind als z. B. Fichte. Für die Wannen macht Gugler die Fräsarbeiten nicht per Hand, sondern mit einer CNC-Fräsmaschine, was das Ergebnis feiner macht. Ein Badebottich mit einem Holzofen und einer Filteranlage startet etwa bei 6000 Euro, kann aber mit Zedernholz, einer Elektroheizung und Luftsprudeldüsen auch 10.000 oder 11.000 Euro kosten. Das, was an den Produkten nicht aus Holz ist, wie beispielsweise Abflüsse und Armaturen, besteht aus Edelstahl. Gugler: „Ein hochwertiges Produkt braucht hochwertige Materialien.“

Auch beim Holz selbst achtet Gugler auf Qualität. Wichtig ist, dass es langsam gewachsen und feinjährig ist, also sehr feine Jahresringe aufweist: „Dann arbeitet das Holz weniger.“ Gugler kauft seinen Rohstoff als Rundholz ein und lagert es zwei bis vier Jahre. Dann lässt er es an der Luft trocknen: „Das ist wichtig. Dadurch wird das Holz ruhig.“ Und schließlich werde es noch nachgetrocknet. Die Fassbindertechnik, die er für seine Badebottiche und Wannen anwendet, ist sehr alt: „Die Grundidee ist gleich geblieben: Man baut immer noch wie vor 100 Jahren. Da ist noch sehr viel Handarbeit dabei.“

Von Mallorca bis Oslo

Die meisten Kunden von Balubad sind laut Gugler zwischen 40 und 60 Jahre alt. Oft ist eine Renovierung der Anlass, sich eine edle Wanne ins Haus oder die Wohnung zu stellen. Badebottiche sind aber prinzipiell beliebter, denn sie finden selbst in einem kleinen Garten oder auf der Veranda Platz, während das Badezimmer oft nicht groß genug für eine Holzwanne ist. Gugler beliefert den deutschsprachigen Raum, macht aber gelegentlich auch Ausnahmen. So lieferte er schon einmal bis nach Mallorca und Oslo. Auch Hotels gehören zu den Kunden. Für eine Hotelanlage mit Chalets am Grundlsee hat Gugler einige Außenwannen mit automatisierter Befüllung und Entleerung gefertigt: „Das war ein bisschen eine technische Herausforderung, aber so etwas taugt mir.“ Oft heißt es, Handwerksbetriebe seien in der Digitalisierung Nachzügler. Balubad scheint hier seine Hausaufgaben gemacht zu haben und ließ sich von KMU.digital fördern, um seine EDV komplett zu erneuern und zu modernisieren und in IT-Sicherheit, Datenschutz und Datensicherheit sowie Prozessoptimierung zu investieren. Manuela Gugler erzählt: „In den letzten Jahren haben sich viele Kundeninformationen angesammelt. Diese und unseren Lagerbestand übersichtlich zu verwalten, war ein wichtiges Thema.“ Eine komplette zentrale Erfassung und Vernetzung von Kunden- und Lagerdaten sei notwendig gewesen. Heute kann Balubad schneller auf Kundenwünsche reagieren, und die Organisation von Bestellungen ist einfacher und überschaubarer: „Wir können zeitgerecht bestellen, sodass auch unsere Lieferanten genügend Vorlaufzeit zur Produktion unserer Bestellungen haben. Wir sparen Zeit im immer wiederkehrenden Bestellprozess, außerdem haben wir einen laufenden Lagerstand online.“

Balu in Balubad steht laut Reinhard Gugler übrigens für Badelust. Die Namensidee kam von Guglers Kindern, die Balu, den Bären, aus dem Dschungelbuch zum Vorbild nahmen. Er war auch Inspiration für das Logo: ein Bär mit Rückenbürste in einer Holzbadewanne. Und wenn man an Balus bekanntes­ten Song denkt, so wundert es einen nicht, dass Balubad gerade in Zeiten wie diesen ein gutes Geschäft macht: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg.“ Und wer weiß, vielleicht tötet ein heißes Bad ja sogar das ein oder andere Virus.

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