Human Resources
Was Facereading enthüllt
Alexander Fetz lebt für den Vertrieb. Kurz vor seinem geplanten Jobwechsel hat er Angebote von mehreren Unternehmen in der Tasche und steht vor der Qual der Wahl: Welches Unternehmen passt am besten zu ihm? Um diese Frage zu lösen, hat der Vertriebsexperte zu einer ungewöhnlichen Lösung gegriffen – er hat sein Gesicht von einem Facereader lesen lassen. „Zuerst habe ich das selbst für Humbug gehalten. Ich konnte mir nicht erklären, wie das funktionieren soll“, sagt Fetz. Doch die Sitzung mit dem Facereader hat ihn überzeugt. „Er hat mir Klarheit gegeben, welcher Typ ich bin und welche Talente ich habe. Ich bin geschaffen für einen vielfältigen Job, bei dem ich selbstverantwortlich innovative Dinge entwickeln und am Laufen halten kann. Mit diesen Infos konnte ich genau das Unternehmen wählen, das genau zu mir passt“, sagt Fetz, der heute als Vertriebsleiter in der Steiermark arbeitet.
Nicht nur Lügende enttarnen
„Bei Facereading denken die meisten es geht darum, Lügen zu erkennen. Das ist aber nur ein Teilaspekt. Was ich mache, ist, über Gesichtsmerkmale die Persönlichkeit eines Menschen abzulesen“, sagt Wolfgang Lackner, der Fetz bei seiner Entscheidung geholfen hat. Und schließt damit an eine Tradition an, welche die Chinesen bereits vor 3.000 Jahren begonnen haben. „Auch heute noch gehört es in China und Indien zum Daily Business, dass bei wichtigen geschäftlichen Verhandlungen Facereader mit dabei sind. Sie durchleuchten die Menschen und analysieren die Situation. Denn das Gesicht lügt nicht“, erklärt Lackner.
Facereading als Business-Tool
Während sich der griechische Philosoph Aristoteles ebenfalls mit der Physiognomie beschäftigt hat, ist die Technik des Facereadings in Europa stark in den Hintergrund getreten. Und das, obwohl die Einsatzmöglichkeiten gerade im Business dafür enorm sind, speziell für Führungskräfte, im Vertrieb und beim Recruiting.
Ein Beispiel: Vertriebsexpert*innen lernen durch Facereading, ihr Gegenüber am Verhandlungstisch besser einzuschätzen. „Entscheidet jemand nach Gefühl, kann ich ihn eher mit sprachlichen Bildern und Geschichten überzeugen. Analytiker hingegen lege ich dafür besser Zahlen und Statistiken vor“, meint Lackner. Die Unterscheidung der beiden Typen gelingt durch einen Blick in die Augen, genauer gesagt auf die Pupille. Ist diese groß, entscheidet der Mensch nach Gefühl. Die Analytiker erkennt man an der kleineren Pupille. Lohnenswert im Verkaufsgespräch ist auch ein Blick auf die Ohren. Je höher das Ohr über die Augenbrauenlinie ragt, desto impulsiver trifft dieser Mensch Entscheidungen. Wer einen tiefer liegenden Ohrenansatz hat, schläft lieber noch eine Nacht darüber, bevor er sich entscheidet.
Potenzialentwicklung für KMU
Wenn Gründende oder Führungskräfte von KMU mit Lackner arbeiten, geht es meist um die Entwicklung persönlicher Potenziale und die Frage, welche Position und welche Aufgabe genau ihren Talenten entspricht. „Oft sind Gründer in einer Position, wo sie nicht hingehören. Sie haben zwar guten Ideen, sind aber keine CEOs“, erklärt Lackner. Die Erkenntnis, dass die wahre Stärke eines Unternehmers nicht immer in der obersten Führungsebene liegt, sondern vielleicht in der kreativen Entwicklung oder im strategischen Hintergrund, kann entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens sein.
Teamdynamik verbessern
Facereading kann auch helfen, Teams effektiver zu gestalten. „Ein erfolgreiches Team besteht nicht nur aus den besten Einzelkämpfern, sondern aus Menschen, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen“, sagt Lackner. Durch das Erkennen von Stärken und Schwächen anhand der Gesichtszüge können Unternehmen ihre Mitarbeitenden besser positionieren und so die Teamdynamik verbessern.
Auch seine eigene Berufung hat Lackner durch das Facereading erkannt. Bei einer Führungskräfte-Schulung hat der zu dieser Zeit erfolgreiche Finanzexperte den Gesichtsleser Eric Standop kennengelernt. „Nach dem Reading war mir sofort klar, dass ich mein komplettes Leben umdrehen werde“, so Lackner. Denn Standop hat sowohl seinen Archetyp als auch seine Lebensaufgabe im Gesicht abgelesen. „Ich bin nicht der König, der ein Imperium aufbaut – so wie ich als Führungskraft in der Finanzbranche bisher gemacht habe. Sondern mein Archetyp ist der Druide, der Berater des Königs“, sagt Lackner. Damit war für ihn klar, dass er seinen Job in der Finanzbranche an den Nagel hängt und selbst bei Standop die Ausbildung zum Facereader absolviert. Und unterstützt seitdem Personen dabei, ihren authentischen Lebensweg zu finden.
Der Blick hinter die Fassade
Auf welche Gesichtspartien er dabei besonders blickt? „Die Augen und der Mund sind das Wichtigste. Auch die Mimik, die Körpersprache und die Stimme spielen eine Rolle. Was mich hingegen am wenigsten interessiert, ist das Gesagte selbst“, erklärt Lackner.
Gerade in einer Zeit, in der Soft Skills, emotionale Intelligenz und authentische Führung immer wichtiger werden, könnte diese alte Technik eine zusätzliche Dimension im Businessalltag eröffnen. Die Fähigkeit, nicht nur das Gesagte, sondern auch das Ungesagte zu erkennen, bietet Führungskräften, Personalentscheider*innen und Vertriebsexpert*innen einen Vorteil, den moderne Technologien allein nicht bieten können. Oder wie es Lackner formuliert: „Das Gesicht hat immer das letzte Wort“.