Digitalisierung
KI im Mittelstand
Eine neue Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zeigt, es ist Luft nach oben, wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Österreichs Unternehmen geht. Doch viele Unternehmen erkennen die Relevanz der Digitalisierung, wie der Studie zu entnehmen ist. Über 600 Unternehmen mit einer Mitarbeiter*innenzahl zwischen 30 bis 2.000 wurden auch in diesem Jahr zum Thema KI befragt. Die digitale Kluft wird wieder etwas größer. 2022 gaben noch 80 Prozent aller befragten Unternehmen an, dass digitale Technologien eine mittelgroße bis sehr große Bedeutung für sie haben. Im Jahr 2023 sind hingegen nur mehr zwei Drittel dieser Meinung. Speziell die Frage, ob digitale Konzepte im Unternehmen eine Rolle spielen, hat einen negativen Höchstwert seit 2018 erreicht. Vom Vorjahr auf dieses Jahr stieg die Zahl jener Betriebe, in denen digitale Konzepte kaum eine oder gar keine Rolle spielen von 20 auf 33 Prozent an.
Digitale Technologien zählen jedoch längst zu einem integralen Bestandteil des modernen Geschäftslebens. Ein derartiger Abwärtstrend könnte langfristig betrachtet erhebliche nachteilige Auswirkungen für Klein- und Mittelbetriebe haben. Denn besonders hier wird öfter an den neuen Möglichkeiten, die durch KI entstehen, gezweifelt. Eine Einbuße an Wettbewerbsfähigkeit aufgrund ineffizienter Prozesse und veralteter Technologien ist eine mögliche negative Auswirkung, oder auch die Verkleinerung des Kund*innensegments aufgrund mangelnder digitaler Ausstattung, könnte einigen Unternehmen drohen. „Diese digitale Kluft ist allerdings kein neues Phänomen, sondern stellt eine langjährige Herausforderung für die Wirtschaft dar. Größere Unternehmen haben oftmals mehr Ressourcen und Möglichkeiten in ihre digitale Transformation zu investieren als kleinere Betriebe“, heißt es auf Anfrage aus dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. Als ein großes Problem sieht das Ministerium aktuell auch die hohe Inflation und die hohen Rohstoff- bzw. Energiekosten an. Denn viele KMU haben nur eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten, um Investitionen in digitale Technologien zu tätigen, um entsprechend Schritt halten zu können.
Cloud Computing und Data Analytics
Doch es gibt einige Branchen, in denen Mittelständer*innen schon häufig Künstliche Intelligenz einsetzen und in die Transformation bereits investiert haben. Beispielsweise in der Finanzdienstleistung (43 Prozent), bei Gesundheit/Life Science (39 Prozent) und im Bereich Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur (36 Prozent) spielt die Artifical Intelligence (AI) eine prominente Rolle. Am anderen Ende ist die Immobilienwirtschaft und das Baugewerbe (17 Prozent) noch am wenigsten digitalaffin. „Die Covid-19-Pandemie hat die Chancen und Risiken der Digitalisierung aufgezeigt und viele Unternehmen – größere wie kleine – von einem Tag auf den anderen gezwungen, sich mit digitalen Technologien zu beschäftigen. Das ist mit dem Auslaufen der Pandemie nun etwas abgeflacht, aber dennoch sehen zwei von drei Betrieben in Österreich die Bedeutung der Digitalisierung weiterhin als mittelgroß oder groß an“, so das BMAW. Jedes vierte Unternehmen in Österreich möchte in den kommenden zwei Jahren Investitionen in Cloud Computing, also die Bereitstellung von Computingdiensten, über das Internet vornehmen, beziehungsweise im Bereich Data Analytics investieren. Unter Cloud Computing fallen beispielsweise Server, Speicher, Datenbanken, Netzwerke oder auch die Investition in neue Software. Bei Data Analytics hingegen geht es um alle Prozesse, Werkzeuge und Techniken, die Erkenntnisse aus den vorhandenen Daten extrahieren. Auch das geht aus der EY-Studie hervor.
Unterstützung bei digitaler Transformation
Damit KMU die Chancen auf mehr Digitalisierung ergreifen und sich fit für die Zukunft machen, wurden vom BMAW Fördermöglichkeiten geschaffen, um diese Unternehmen zielgerecht zu unterstützen. „Das BMAW hat mit dem erfolgreichen Förderprogramm KMU.Digital seit 2017 eine Antwort darauf, KMU bei ihrer digitalen Transformation zu unterstützen. Mit der Beratungsförderung können sich KMU zum Thema Digitalisierung über den Status Quo und Potenziale im Betrieb beraten lassen und anschließend im Rahmen der Investitionsförderung ein Digitalisierungsprojekt fördern lassen“, sagt Alexandra Perl, Referatsleiterin Presse im BMAW. Die Digitalisierungsoffensive KMU.Digital wird in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) umgesetzt und durch die Europäische Union refinanziert. Beratung zu den Themen Geschäftsmodelle und Prozesse, E-Commerce und Online-Marketing, IT- und Cybersecurity sowie Digitale Verwaltung sind im Angebotsportfolio. Je nach Leistung, die die Unternehmen bei den Expert*innen der Initiative in Anspruch nehmen, wird gefördert. Mehr als 22.000 Beratungs- und Umsetzungsinitiativen wurden mittlerweile über KMU.Digital durchgeführt und 22 Millionen Euro an Zuschussmittel wurden bisher ausbezahlt. „Das Förderprogramm genießt europaweit großes Ansehen und wird von der Europäischen Union als Vorzeigeprogramm angesehen“, so Perl.
KI als vielfältige Lösung
Andere Möglichkeiten, dass österreichische KMU den Weg der digitalen Transformation voranschreiten, sind die Digital Innovation Hubs der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Neben den sechs nationalen Hubs, die Anlaufstellen für die unterschiedlichsten Digitalthemen bieten, wurde mit dem Digital Innovation Hub für Künstliche Intelligenz, ein Hub entwickelt, der zum Ziel hat, das Thema KI kleinen und mittleren Unternehmen näherzubringen. „Die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sind so vielfältig wie die Aktivitäten von Klein- und Mittelbetrieben. Daraus ergeben sich zahllose Anwendungsmöglichkeiten: Mit KI können aus den Business Daten eines KMU analytische Rückschlüsse gezogen werden. Mit maschinellem Lernen und Robotern können Arbeitsabläufe automatisiert, beschleunigt und verbessert werden. Mit maschinellem Sehen oder auch Hören können Fertigungsgeräte überwacht und Qualitätssicherung betrieben werden. Mit Spracherkennung und Dialogsystemen können Kundenkontakte automatisiert werden“, nennt Matthis Prabitz, Pressesprecher der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft, einige Beispiele. Bei so manchen kleineren Unternehmen gibt es hinsichtlich dieser und weiteren Möglichkeiten jedoch noch Wissenslücken und die Möglichkeiten der Digitalisierung werden unterschätzt. „In der Zukunft wird die Relevanz der Digitalisierung für Unternehmen aller Größen weiter zunehmen. Aufklärung und Weiterbildung auf allen Unternehmensebenen sind erforderlich“, ist Prabitz überzeugt. Auch durch kooperative Projekte mit größeren Unternehmen oder mit wissenschaftlichen Institutionen können KMU profitieren und Vorteile erlangen. „So erhalten KMU einen Zugang zu neuen Technologien und Innovationen, können dazulernen und haben die Möglichkeit, gemeinsam an Digitalisierungsprojekten zu arbeiten“, meint Prabitz.
Innovation Hubs
In Österreich gibt es das genannte Netzwerk an Digital Innovation Hubs und vier neue „European Digital Innovation Hubs (EDIHs)“, die ebenfalls Anlaufstellen für Klein- und Mittelbetriebe sein können, um Unterstützung im Bereich der Digitalisierung zu bekommen. Eine vielfältige Themenpalette, wie KI, IT- und Cybersicherheit, Blockchain, Big Data, oder Industrie 4.0 wird durch dieses Hubs abgedeckt und stehen den KMU kostenfrei bzw. zu günstigen Konditionen zur Verfügung. „Das Angebot reicht von individuellen Beratungen über Weiterbildungen bis hin zu Expertise und Infrastruktur“, so Perl vom BMAW.
Die Künstliche Intelligenz ist also bereits in zahlreichen Branchen und vielen KMU in Österreich fester Bestandteil des täglichen Arbeitslebens, und für alle, die noch etwas Bedenken haben, gibt es die genannten Anlaufstellen. Denn der Anschluss sollte auf keinen Fall verpasst werden. Die Möglichkeiten, durch KI in Zukunft kompetitiv zu bleiben, müssen als Chance genutzt werden, um so nicht am Ende auf der Strecke zu bleiben.
Gastkommentar
Cutting-Edge-Expertise für eine positive Transformation unserer Wirtschaft.
Von Alfred Harl, Obmann, Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT. www.ubit.at
Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum sind in unserer Zeit untrennbar miteinander verbunden. Für Unternehmen wird es immer wichtiger, nachhaltige Geschäftspraktiken zu implementieren und gleichzeitig ihre Marktposition zu stärken. Das erfordert Cutting-Edge-Expertise – die Unternehmensberater*innen, IT-Dienstleister und Buchhalter*innen Österreichs liefern sie.
In Bezug auf die ESG- und Compliance-Themen stoßen Unternehmen auf einige neue Herausforderungen. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance, dt. Umwelt, Gesellschaft, Unternehmensführung) haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und sind die Voraussetzung, um in Zukunft gut wirtschaften zu können. Das neue Lieferkettengesetz in Deutschland zielt beispielsweise darauf ab, Lieferketten und deren ESG-Verträglichkeit genau zu durchleuchten – das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es hat auch direkte Auswirkungen auf Unternehmen in Österreich, die jetzt ESG-Vorgaben erfüllen müssen. Schon 2024 soll etwa die Corporate Sustainability Reporting Directive EU-weit gelten. Wir sehen: Es gibt einen Umbruch in unserer Wirtschaft.
Damit der Übergang zum zukunftsfähigen Wirtschaften gelingt, unterstützt der Fachverband UBIT seine Mitglieder bei der Bewältigung der Herausforderungen während dieses Prozesses. Die Erfüllung von ESG-Vorgagen geht hier Hand in Hand mit neuer Expertise und Know-how, die sich die Unternehmensberater*innen Österreichs jeden Tag erarbeiten und erweitern. ESG-Compliance ist auch ein komplexes Daten- und Cybersicherheits-Thema, bei dem die heimischen IT-Dienstleister*innen die Ansprechpartner*innen für die Wirtschaft sind. Auch die Finanzierung für Unternehmen wird mehr und mehr an ESG-Kriterien gekoppelt – ein Thema, für das die Buchhalter*innen unseres Landes beratend zur Seite stehen.
Die gesetzlichen ESG-Vorgaben, wie auch die Bedürfnisse unserer Gesellschaft sind jedenfalls als Chancen zu sehen. Chancen für österreichische Unternehmen, an einer positiven Transformation unserer Wirtschaft beizutragen, für ein zukunftsfähiges
Miteinander, das uns allen zugutekommt. Die Mitgliedsunternehmen des Fachverbands UBIT stehen mit ihrem Know-how und ihrer Expertise dafür bereit.