Weiterbildungs-Highlights 2023

Aus- und Weiterbildung
17.02.2023

 
Dieses Jahr wartet mit jeder Menge neuer Kurse auf. Ein Überblick, wie Fachhochschulen und Postgraduate- Bildungsanbieter Österreichs KMU auf Zack bringen.
FH Angebote 2023 - Übersicht

Studienplatzfinanzierung ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die meisten FHs müssen den Gürtel enger schnallen und Sparprogramme starten. Unisono versichern sie, dass die sich nicht bei der Qualität bemerkbar machen werden. Die Augen sollte man dennoch offen halten. Und man sollte ein Trendwort kennen: Micro-Credentials. Das sind kurze Zertifikatsprogramme, kleine Häppchen, entweder Stand-Alone-Spezialausbildungen oder mehrere Module eines individuell zusammengestellten Programms. Micro-Credentials bringen auch ein paar ECTS-Punkte, die gegen größere Ausbildungen aufgerechnet werden können. Sie sollen natürlich Interessenten anlocken, die weder Zeit noch Nerven für Umfangreicheres haben. Ein Beispiel ist der „Certified Professional for UX-Development“ der FH St. Pölten: Ein Semester lang lernt man punktgenau die anwenderfreundliche Gestaltung interaktiver Websites und Apps und bekommt dafür fünf ECTS-Punkte. Fast alle Häuser arbeiten inzwischen mit Micro-Credentials. Die Ferdinand Porsche FernFH etwa schwärmt, dass sie aus der Distanz genauso gut wie im Präsenzunterricht funktionieren und „den Wunsch nach schnellen Antworten befriedigen können“.
Der Vollständigkeit halber: Blended Learning mit all seinen Mischformen aus digital und real ist längst etabliert. Drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie wird es gar nicht mehr extra erwähnt. Daneben wird mit Kreativem experimentiert, etwa Podcast-Reihen, Design-Challenges oder Real- World-Case-Studies – diese gefunden an der FH St. Pölten.

Neue FH-Studiengänge in Wien

Los geht es mit den Neuerungen zuerst auf dem Wiener Bildungsmarkt. Beginnen wir mit den MINT-Fächern. Ganz neu stellt das FH Technikum seinen Bachelor-Studiengang „Elektronik“ mit vier Schwerpunkten auf: „Embedded & Cyberphysical Systems“, „Internet of Things & Smart Infrastructure“, „Power Electronics & Nachhaltige Energietechnik“ und „Wirtschaft & Entrepreneurship“.
Eine gewisse Jobgarantie versprechen zwei nagelneue ausbildungsintegrierte Studien am FH Campus Wien. Gemeinsam mit Partner Siemens wird ein Studium mit einer Fachausbildung bzw. einer Lehre kombiniert. Konkret ist das erstens der Bachelor „High Tech Manufacturing“ im Paket mit der Facharbeiter*innen-Intensivausbildung „Elektrotechnik, Anlagen- und Betriebstechnik“ bei Siemens Mobility, zweitens der Bachelor „Computer Science and Digital Communications“ im Paket mit der Lehre „Mechatroniker*in für Automatisierungstechnik“ bei der Siemens AG. Um Anschlussjobs muss man sich wohl keine Sorgen machen. Zwei weitere Optionen am FH Campus Wien: Das nach eigenen Angaben einzigartige englischsprachige Master-Studium „Multilingual Technologies“ verbindet IT und Sprache. Gebraucht wird es etwa für maschinelle Übersetzungen und mehrsprachige Sprachassistenten. Die Digitalisierung geht auch an Steuerberatern nicht vorbei: Der Master-Lehrgang „Digital Transformation & Tax Technology Management“ in Kooperation mit KPMG und PWC lockt mit einem zusätzlichen MBA-Abschluss.
Neu an der FH Wien der WKW wird ab Herbst 2023 das Master-Studium „Digital Innovation Engineering“ sein. Es befähigt zu Führungsaufgaben beim Kreieren digitaler Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse.  
An der FH des BFI Wien startet 2023 der internationale Master-Studiengang „Europäische Wirtschaftspolitik“ in Zusammenarbeit mit der HTW Berlin.

Weiterbildung nach dem Studium

In Wien gibt es auch wenig überraschend das größte Angebot an neuen Postgraduate-Lehrgängen. Die WU Executive Academy, immer ein Vorreiter bei innovativen Ansätzen, startete gerade ihre My Leadership Academy. Stichwort Micro-Credentials: 14 halbtägige Kurzseminare, die nach dem Pick-&-Learn-Prinzip beliebig zusammengestellt werden können. Die Auswahl reicht von „Self-Leadership“ über „Purpose Driven Leadership“, „Strategic Business Resilience“, „Sustainability“, „Unternehmenskultur gestalten“ bis zu „Web 3.0 & Metaverse“.
Selbstmanagement, Leadership und Führung sind auch die Domäne des Hernstein Instituts. Das Angebot an offenen Kursen ist gewohnt üppig, neu sind „Virtuelle Team- und Gruppendynamik“ und „Erfolgreich führen durch klare Haltung“.
Gleich nebenan am WIFI Management Forum heißen die neuen Kurse „Unternehmerische Resilienz“, „Duralog“, „Das richtige Gespür für den Führungsalltag entwickeln“, „Arbeitszeitmodelle“, „Recruiting für die neuen Generationen in der Arbeitswelt“ und „New Media Marketing“.
Mit gebührendem Stolz verweist der FH Campus 02 auf sein neues Zentrum für akademische Weiterbildung. Das technisch-wirtschaftliche Angebot reicht von „Certified Innovation Expert“ über „Systems Engineering Leadership“, „Software Engineering Leadership“, „Service Engineering & Management“ bis hin zu „Financial Accounting“, „Unternehmensmanagement“ und „Handelsmanagement“.
Im Jänner 2023 starteten am Executive Education Center, dem Postgraduate-Center der FH des BFI Wien, erstmals der Kompakt-Lehrgang „Circular Economy und Innovation“ sowie der Hochschul-Lehrgang „International ­Business Management“.
Neuigkeiten nennt die Academy for Continuing Education (ACE) der TU Wien zwar keine, aber das Bestehende kann sich sehen lassen. Zum Thema Nachhaltigkeit & Energie sind das etwa die Master-Studiengänge „Environment Technology & International Affairs“, „Renewable Energy Systems“ und „Mobility Transformation“. Zum Thema Technology & Engineering sind es die EMBA-Programme „Automotive Management“, „Digital Transformation & Change Management“ und „Strategic Management & Technology“. Angekündigt ist auch „Operations & Supply Chain Management“.

Akademisches quer durch Österreich

Genug zu Wien, jetzt kommen wir zu den FH-Neuigkeiten quer durchs Land. Die FH Burgenland launcht im Herbst 2023 nach eigenen Angaben erstmalig für Österreich das englischsprachige Bachelor-Programm „International Sustainable Business“, übersetzt als IBWL mit globalem Anspruch, Fokus auf Nachhaltigkeit plus Marketing-Schwerpunkt.
Sustainability ist auch an der FH Wiener Neustadt ein Thema. Konkret mit dem schon im Herbst 2022 angelaufenen Bachelor-Studiengang „Nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft“. Er wird von mehreren Forschungsprojekten begleitet, etwa zur Kommunikation von Mini-Kraftwerken untereinander: Wie müssen die Schnittstellen von Photovoltaik, Batteriespeichern und Co gestaltet sein, damit sie zu Energiegemeinschaften integriert werden können?
Ebenfalls an der FH Wr. Neustadt läuft der Master-Studiengang „Wirtschaftsberatung & Unternehmensführung“ aus, dafür werden seine fünf Spezialisierungen zu eigenen Studiengängen ausgebaut. Konkret sind das „Audit & Steuerberatung“, „Strategisches Marketing & Kampagnenmanagement“, „Personal, Organisation & Strategie“, „Controlling & Business Intelligence“ sowie „Immobilienmanagement“. Hier fällt die Wirtschaftsfakultät auch mit ungewöhnlichen Lehrmethoden auf. So schlüpfen die Studierenden in Ganzkörperanzüge, die hohes Alter oder Fettleibigkeit simulieren. Damit fühlen sie sich besser in ihre Zielgruppen ein.
Müßig zu erwähnen, dass die Digitalisierung österreichweit das große Thema bleibt. Die FH Wiener Neustadt hat in Tulln das Haus der Digitalisierung eröffnet, an dem sie mit ihrem Standort ebendort beteiligt ist.
Die Ferdinand Porsche FernFH ist ebenfalls in Wiener Neustadt angesiedelt. Ihr Querschnittsthema für 2023 lautet „Digitale Transformation“. Es zieht sich durch die Lehrgänge in Wirtschaft, Psychologie, Digitalisierung und Gesundheit. Ergänzt wird das durch ein neues Kompetenzteam zur „Digitalen Transformation in der Wissens- und Informationsvermittlung“.
Weiter geht es an die IMC FH Krems. Dort konzentriert man sich auf naturwissenschaftlich-technische Studiengänge und baut „Applied Chemistry“ sowie „Informatik“ aus. Aktueller Schwerpunkt ist die Interdisziplinarität. Die Studierenden dürfen sich auf internationale Blockwochen an anderen Hochschulen und auf Auslandspraktika mit Wirtschaftspartnern freuen.  
Die FH St. Pölten gleicht derzeit ihre Weiterbildungsstudien an die Bologna-Struktur an, indem sie außerordentliche Bachelor-Studien einführt. Den Anfang machte im Herbst 2022 der frühere Lehrgang „Sozialpädagogik“, der zum Bachelor-Studium umgearbeitet wurde. Weitere werden folgen.
Die steirische FH Joanneum verschreibt sich im heurigen Jahr dem Gesundheitsbereich: mit dem Bachelor-Studiengang „Gesundheits- und Krankenpflege“, dem Master-Lehrgang „Gesundheitsökonomie“, dem wahlweise Master- oder Akademischen Lehrgang „Digitale Gesundheitskommunikation“ sowie dem Zertifikat-Lehrgang „Multiprofessionelles Management chronischer Schmerzen“.
An der FH Kärnten dominiert wieder die Wirtschaft: mit den Master-Studiengängen „Sustainability, Diversity & Digitalisierung“ und „Sustainable Real Estate Mana­gement“.
Highlights des Center of Lifelong Learning an der FH Oberösterreich sind der Zertifikatslehrgang „Agiles ­Management & New Work“ sowie der „General Management MBA“.
Ein Bundesland weiter westlich plant die FH Salzburg für das Wintersemester 2023 beim Master-Studium „Informationstechnik & System-Management“ die neue Spezialisierung „Cyber Security“. Dauerbrenner sind dort die Bachelor-Studiengänge „KMU-Management & Entrepreneurship“ und „Wirtschaftsinformatik“.
Das MCI in Innsbruck launchte bereits 2022 den Bachelor-Studiengang „General Management“ für – Überraschung – Pilotinnen und Piloten. 2023 soll er für andere Berufsgruppen geöffnet werden. Neu ist außerdem der MBA „Digital Business & Entrepreneurship“.
Ganz im Westen startete an der FH Vorarlberg bereits das neue Master-Studium „Wirtschaftsinformatik – Digitale Transformation“. Spannend ist der Double-Degree mit zwei Abschlüssen in „Internationale Betriebswirtschaft“ und „Master Electronics“ mit Partnern in Portugal und Finnland. Besonders stolz ist man auf eine vom Beschlägehersteller Blum unterstützte Forschungsgruppe mit Stiftungsprofessur zum Thema „Digital Business Trans­formation“.
Summa summarum: Die Auswahl an neuen Aus- und Weiterbildungen quer durch Österreich ist groß. Und es muss nicht immer ein Studium sein. Etwas Kurzes tut es auch.