Zeitqualität
Einstein löste nicht nur das Geheimnis von Raum und Zeit, sondern hinterließ auch die berühmteste Formel der Welt: E = mc². Er möge es posthum mit Fassung tragen, wenn hier sein Geniestreich für vergleichsweise triviale Zwecke adaptiert wird. Demnach könnte eine abgewandelte (Zeit-)Formel lauten: ZQ = MC². Was sich dahinter verbirgt, verraten die folgenden „Zeitenblicke“.
Vorweg – ganz so trivial ist die adaptierte Formel keineswegs. Jedenfalls ist sie in ihrer praktischen Konsequenz substantiell. Denn die Qualität von Zeit können wir ändern, nicht aber ihre Quantität. Und das Erleben von Zeitqualität hat auch unmittelbar mit Lebensqualität zu tun. Selbige ist gerade in disruptiven Zeiten ein gefragtes, unbezahlbares Gut. Zeitqualität ist relativ und subjektiv besetzt. Auch entzieht sie sich dem Messbarkeitsfetisch. Dennoch sei hier erlaubt, ihr mit einer einfachen Formel auf die Spur zu kommen.
ZQ = MC²
Zeit-Qualität = Motivation x ´Conzentration´ auf Wesentliches zum Quadrat
Klar, diese Formel ist nicht im streng mathematischen Sinne gemeint, sondern hat eher symbolischen Charakter. Sie kann aber eine innere Richtschnur für individuell erlebte Zeit-Qualität sein, die von folgenden Parametern beeinflusst wird:
(1) M wie Motivation: D.h. hohe Eigenmotivation setzt besondere Kräfte frei, die wiederum gekoppelt sind an das Gefühl von Sinnhaftigkeit. Denn etwas als sinnvoll zu erleben, ist Ausdruck purer Zeitqualität. Hingegen lässt Sinnlosigkeit auch die gefühlte „Güte“ der Zeit ins Bodenlose fallen.
(2) C wie ´Conzentration´: Hohe Motivation allein genügt nicht. Aber sie erhöht die Chance, die Konzentration zu bündeln und den Fokus klar auszurichten. Und zwar auf WESENtliches zum Quadrat. D.h. darauf, was dem ureigenen inneren Wesen entspricht, also dem persönlichen Wesenskern. Etwa besonderen Talenten, Bedürfnissen, Sehnsüchten.
Wesentliches ist nicht zu verwechseln mit Wichtigem, das sich auf äußere, materielle Dinge bezieht. Sie spielen zweifellos eine Rolle im Leben. Aber ohne Berücksichtigung des Wesentlichen, also inneren Werten und immateriellen Dingen, wird es à la longue Sinn-Leere hinterlassen.
In der Praxis
Die ZQ-Formel kann der qualitativen Selbst-Kalibrierung dienen, ja zur Erfolgsformel werden: E (Erfolg) = MC2. Indem man beispielsweise konsequent Fragen beantwortet, die – analog zu den erwähnten Parametern von Zeitqualität – lauten könnten:
(1) Motivation: Was treibt mich an? Woraus schöpfe ich Kraft und Sinn? Was möchte ich erreichen? Und wie stark ist meine diesbezügliche Motivation (auf einer gedachten Skala von 0 bis 10)?
(2) Konzentration: Was ist derzeit oder künftig für mich WESENtlich? Worauf richte ich meinen Fokus? Und wie stark ist meine aktuelle Konzentration darauf (auf einer gedachten Skala von 0 bis 10)?
Natürlich stellt sich Zeitqualität nicht einfach von selbst ein. Sie erfordert Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Und die Einsicht, dass auch sie relativ und zuweilen schwer zu (er-)fassen ist. Oder wie selbst Einstein in einem Bonmots witzelte: „Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.“
Hinweis: Der Artikel ist ein gekürzter, abgeänderter Auszug aus dem ab Dezember 2016 erhältlichen Buch „Tempo all´arrabbiata“.