Welche Firmen nach der Finanzkrise am stärksten durchgestartet sind

12.11.2019

Die Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008/2009 hat viele Unternehmen in existenzielle Nöte gebracht – manche sind daran gescheitert, andere haben sie gemeistert. 

Die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) hat in der Studie Comeback Kids 2019: Durchstarten nach der Finanzkrise diejenigen Unternehmen identifiziert, die in den zehn Jahren nach der Krise bei der Verbesserung der Gewinnmarge und der Wertsteigerung am besten abgeschnitten haben.

„Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch Unternehmen in Turbulenzen gebracht, die bis dahin auf einem guten Weg waren“, sagt BCG-Österreich-Chef und Studienautor Lukas Haider. „Die Comeback Kids unterscheiden sich von anderen Unternehmen durch eine schnelle Mittelfreisetzung in der Krise, in Kombination mit einer langfristigen Wachstumsstrategie.“ Das zeigt der Erfolg über den Betrachtungszeitraum von einem Jahrzehnt. Für die Studie hat BCG die wirtschaftliche Entwicklung von 44 österreichischen börsennotierten Unternehmen ab einer Umsatzgröße von 150 Millionen Euro in den zehn Jahren nach Ausbruch der Krise analysiert. 
 

Comeback Kids bei Gewinnmarge und Wertsteigerung am besten

Die Kernfaktoren der Studie sind die Entwicklung der operativen Marge (EBITDA) sowie des „Total Shareholder Return“ (TSR), also der absoluten Wertsteigerung für Investoren. Für das Ranking wurden beide Aspekte gleich gewichtet. „Sowohl bei der operativen Performance als auch hinsichtlich der Wertsteigerung lassen die Comeback Kids die Konkurrenz weit hinter sich zurück“, betont Lukas Haider.

Spitzenreiter ist der Linzer IT-Dienstleister S&T. Das Unternehmen erreichte eine Verbesserung der EBITDA-Marge von 42 Prozentpunkten seit dem Tiefpunkt in der Krise sowie einen Total Shareholder Return von 34 Prozent pro Jahr in diesem Zeitraum. Auf Rang zwei liegt die Flughafen Wien AG. Insgesamt stammen die zehn Comeback Kids aus unterschiedlichen Branchen und variieren in Größe und Struktur. Unter den besten zehn sind weiterhin das ebenfalls in der Informationstechnologie tätige Unternehmen AT & S sowie die Industriegüterproduzenten Palfinger und Frauenthal Holding, die im Konsumgüterbereich tätigen Firmen Pierer Mobility (vormals KTM Industries) und DO & CO, der Öl- und Gaskonzern OMV, die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG sowie die Österreichische Post AG.

In der Gesamtbetrachtung haben die besten Comeback Kids ihre EBITDA-Marge seit dem Tiefpunktjahr 2009 um 15 Prozentpunkte mehr gesteigert als die Vergleichsbasis der anderen Unternehmen. Gleichzeitig erzielten sie eine fünffach höhere absolute Wertsteigerung.
 

Erfolgsgeheimnis: Comeback Kids reagieren schnell und nutzen Konjunktur 

„Jedes Unternehmen hat die Krise auf seine Weise bewältigt. Dennoch sind bei allen Comeback Kids einander ähnelnde Strategien zu erkennen“, erläutert Lukas Haider. Dabei gehe es darum, eine ausgewogene Balance zwischen schneller Mittelfreisetzung und langfristiger Strategie zu finden, um eine Fokussierung auf Wachstum zu ermöglichen. Gleichzeitig seien Unternehmenskultur und Mitarbeiterengagement die Grundpfeiler allen Erfolgs.

Warum die Comeback Kids durchgestartet sind, zeigt sich bei Betrachtung der Strategien in Verbindung mit der Konjunktur. Die wirtschaftliche Gesamtentwicklung nach der Krise lässt sich in vier Phasen gliedern:

„Die Comeback Kids haben durch frühzeitige Effizienz- und Kostenprogramme sowie gezielte Desinvestitionen schon während der Krise rasch Liquidität geschaffen. Dadurch haben sie ihren Handlungsspielraum erweitert und sind robuster geworden. Danach fokussierten sie sich voll auf Wachstum – zum einen durch Zukäufe und zum anderen durch die Weiterentwicklung der eigenen Kernkompetenzen“, sagt Lukas Haider. So hat sich die Cash-Quote der besten fünf Comeback Kids während der Krise (2009 bis 2011) zunächst um durchschnittlich 158 Prozent pro Jahr erhöht, um sich anschließend in den Jahren 2011 und 2012 durch Investitionen wieder um durchschnittlich 22 Prozent zu verringern. Die Vergleichsbasis steigerte die Cash-Quote in den Jahren 2009 bis 2011 dagegen nur um durchschnittlich 2 Prozent pro Jahr und baute auch danach um 4 Prozent mehr liquide Mittel auf.

Es gibt kein Patentrezept zur Wertgenerierung in der Krise. Aber eine konsequente und auf die jeweilige Konjunkturphase ausgerichtete Strategie zeichne die Comeback Kids aus, sagt Haider. Und er resümiert: „Unternehmen, die eine Krise als Chance nutzen, handeln schnell und verfolgen eine klare Vision im Hinblick auf die mittel- und langfristigen Wachstumsziele. Heute verändert sich unsere Welt noch viel dynamischer als vor zehn Jahren. Diese Maxime gilt daher umso mehr für Entscheider, die ihr Unternehmen auf die sich abzeichnende Abkühlung der Wirtschaft vorbereiten wollen.“

Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden. 

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