Aufschieberitis – und was dagegen tun?

Mag. Dr. Franz J. Schweifer
08.03.2018

„Einem chronischen Aufschieber zu sagen: ´Tu´s einfach!´, ist so, wie einem Depressiven zu sagen, er solle doch einfach einmal fröhlich sein.“ (Joe Ferrari, DePaul Universität Chicago) Treffender könnte das Dilemma kaum auf den Punkt gebracht werden. Dabei ist guter Rat teuer – will heißen: Billige, einfache Tipps & Tricks helfen selten weiter, weil die (Ur-)Sache meist verzwickter ist. Dennoch hier der Versuch einer handfesten Intervention. Unaufgeschoben.

Prokrastination (lat. procrastinare „vertagen“), so der Fachbegriff für extremes Aufschieben, ist eine signifikante Arbeitsstörung. Gekennzeichnet durch ein permanentes Vertagen des Arbeitsbeginns oder auch ein häufiges Unterbrechen des Arbeitens. Aufgaben werden nicht oder nur unter enormem Druck – auch Leidensdruck – erledigt. Pathologisches Aufschieben hat aber nichts mit alltäglichem Trödeln – umgangssprachlich auch „Studentensyndrom“ – zu tun. Wohl vielen Menschen vertraut. Dazu zählt auch zeitweiliges Aufschieben von aversiven (d.h. Widerwillen hervorrufenden) Aufgaben. Oder das Vertagen von Aufgaben aufgrund anderer brennender Prioritäten.

Prokrastination hingegen ist ein ernsthaftes Problem, weil sie massiv und quasi zwanghaft vom Arbeiten abhält. Und das dauerhaft. Nicht nur, aber davon besonders betroffen: Menschen, die hauptsächlich selbstgesteuert arbeiten (z. B. Studierende, Anwälte, Journalisten, Lehrende, Freiberufler). Aufgaben und Vorhaben (zu) lange vor sich herzuschieben ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch ärgerlich und auf Dauer schlicht frustrierend. Es gibt zwar wohl kaum DAS garantierte und allgemein gültige Gegenrezept, aber doch ein paar grundlegende Dinge, die in der Praxis „heilsam“ sein können. Dabei muss eine wichtige Grundbedingung gegeben sein: Der Betroffene will tatsächlich dagegen etwas tun! Wie meinte doch Erich Kästner treffend: „Es gibt nichts Gutes – außer: Man tut es!“

Wenn Sie also wirklich wollen,dann finden Sie hier eine Checklist mit 10 „Aufschieberitis-Heilmitteln“.        

Übrigens gibt es auch das Gegenteil der Prokrastination – die Präkrastination! Also den Zwang zum Soforterledigen. Man könnte auch von „Erledigeritis“ sprechen. Sie ist ebenso weit verbreitet, wie der Psychologe David Rosenbaum (Universität Pennsylvania) herausgefunden hat. Demnach scheint es verlockend, Aufgaben aller Art so schnell wie möglich anzupacken – selbst dann, wenn das auf den ersten Blick keine Vorteile mit sich bringt. Eine Art vorauseilender Gehorsam oder Aktionismus, der ebenso wertvolle Zeit und Energie raubt. Und das Wesentliche links liegen lässt.

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