Klimaschutz und KMU: Zwischen Verantwortung und Bürokratie
Österreichs Unternehmen erkennen den Klimaschutz als zentrale Aufgabe an – doch viele KMU sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass staatliche Maßnahmen auf Akzeptanz stoßen, Vertrauen in die Politik jedoch oft fehlt. Welche Veränderungen sind nötig, damit KMU die Transformation aktiv mitgestalten können?

Österreichs Wirtschaft steht vor einer tiefgreifenden Transformation: Bis 2050 soll Klimaneutralität erreicht sein. Eine aktuelle Befragung von 2.263 Unternehmen, durchgeführt von KMU Forschung Austria in Kooperation mit dem Kontext Institut für Klimafragen, liefert erstmals ein umfassendes Bild zur Akzeptanz klimapolitischer Maßnahmen. Die Ergebnisse zeigen: Neun von zehn Unternehmen möchten aktiv zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen, und für vier von fünf ist er ein strategisches Unternehmensziel.
Doch zwischen Ziel und Umsetzung liegen oft Hürden – besonders für kleine und mittlere Unternehmen. Mehr als zwei Drittel der Befragten fordern klare politische Rahmenbedingungen. 58 Prozent halten Eingriffe in die Wirtschaft für notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig mangelt es aus Sicht vieler Unternehmen an Planungssicherheit und Transparenz in der Klimapolitik.
Förderungen sind entscheidend – Bürokratie bleibt ein Problem
Eine der größten Herausforderungen für KMU ist die Finanzierung klimaschonender Investitionen. Drei Viertel der Unternehmen geben an, dass sie ohne staatliche Förderungen keine umfassenden Klimaschutzmaßnahmen umsetzen könnten. 70 Prozent halten finanzielle Unterstützung für unverzichtbar, um ambitionierte Umweltziele zu erreichen.
Doch viele KMU sehen Bürokratie und komplizierte Antragsverfahren als Hürde. In offenen Rückmeldungen der Befragten wurde kritisiert, dass Fördermittel oft schwer zugänglich sind und kleine Betriebe im Vergleich zu Großunternehmen benachteiligt werden. Hier wünschen sich Unternehmer*innen eine Vereinfachung der Prozesse und eine stärkere Berücksichtigung von KMU-Bedürfnissen.
Vertrauen in die Klimapolitik bleibt ausbaufähig
Obwohl Klimaschutz in Unternehmen hoch priorisiert wird, steht es um das Vertrauen in die politischen Rahmenbedingungen weniger gut: 63 Prozent der Unternehmen bezweifeln, dass es in der Politik den nötigen Willen gibt, Klimaschutz konsequent umzusetzen. Zwei Drittel sehen Defizite in der Umsetzung wichtiger Maßnahmen.
Hauptkritikpunkte sind kurzfristige Förderprogramme, fehlende Konsistenz in der Gesetzgebung und parteipolitische Einflussnahmen. Viele KMU wünschen sich langfristige und verlässliche klimapolitische Strategien, die nicht nur auf Wahlzyklen ausgerichtet sind, sondern nachhaltige Investitionen ermöglichen.
Klare Rahmenbedingungen und fairer Zugang zu Förderungen gefordert
Die Studie zeigt: Österreichs Unternehmen – insbesondere KMU – sind bereit, Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen. Die Akzeptanz für politische Eingriffe und Förderprogramme ist hoch. Damit diese Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten können, braucht es jedoch mehr Planungssicherheit, fairen Zugang zu Fördermitteln und eine langfristige politische Strategie. KMU sind ein zentraler Treiber der Wirtschaft und können einen wesentlichen Beitrag zur Transformation leisten – wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Wichtige Zahlen aus der Studie
- 2.263 Unternehmen wurden im Mai-Juni 2024 befragt
- 87 % der Unternehmen wollen aktiv zum Klimaschutz beitragen
- 80 % sehen Klimaschutz als Priorität
- 58 % halten staatliche Eingriffe für legitim
- 73 % benötigen Förderungen für klimafreundliche Investitionen
- 63 % bezweifeln den politischen Willen für ambitionierten Klimaschutz
- 2/3 der Unternehmen sehen Defizite in der Umsetzung politischer Maßnahmen