Wirtschaft braucht Klimaschutz
Während sich in Österreich eine neue Regierung aus FPÖ und ÖVP formiert, die bislang keine einheitliche Strategie für Klimaschutzmaßnahmen präsentiert hat, zeigen die Studienergebnisse, dass eine kluge Industriepolitik wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.
Laut einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group (BCG) und des Kontext Instituts für Klimafragen könnte eine konsequente Klimapolitik das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2050 um 3,3 Prozent steigern – das entspricht 23 Milliarden Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung. Gleichzeitig drohen durch Untätigkeit nicht nur höhere CO₂-Kosten für Unternehmen, sondern langfristig auch makroökonomische Einbußen.
Der globale Markt für Klimatechnologien boomt
Die internationale Nachfrage nach grünen Technologien wächst rapide. Bis 2030 soll der Markt für nachhaltige Lösungen auf 14.000 Milliarden US-Dollar anwachsen. Besonders alternative Energien, nachhaltiger Verkehr und klimafreundliche Konsumgüter treiben diese Entwicklung an.
Für Österreich bietet diese Entwicklung zwei entscheidende Chancen:
- Exportpotenzial: Die heimische Industrie könnte von der steigenden Nachfrage profitieren, wenn sie frühzeitig in Innovationen investiert.
- Standortvorteil: Aufgrund der hohen technischen Expertise hat Österreich gute Voraussetzungen, um sich als führender Anbieter in Sektoren wie erneuerbare Energien, industrielle Effizienztechnologien und Wasserstofftechnologie zu positionieren.
Tanja Michael, Partnerin bei BCG, betont: „Die grüne Transformation ist eine der größten wirtschaftlichen Chancen unserer Zeit. Unternehmen, die jetzt in nachhaltige Technologien investieren, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil.“
CO₂-Kosten könnten Gewinne halbieren
Für Unternehmen, die sich nicht aktiv mit Klimaschutzmaßnahmen befassen, steigt das Risiko finanzieller Verluste. Laut der Studie könnten bis 2030 durch steigende CO₂-Preise Gewinneinbußen von bis zu 50 Prozent drohen, insbesondere in energieintensiven Branchen.
Österreichs Top-100-Unternehmen reagieren unterschiedlich auf diese Herausforderungen:
- 73 der 100 größten Firmen haben konkrete Klimaziele definiert – ein Anstieg von 14 Unternehmen seit 2022.
- 26 Firmen wollen klimaneutral werden, weitere 20 streben Netto-Null-Emissionen an.
- Ein Fünftel der Unternehmen hat die eigenen Klimaziele zuletzt verschärft, während zehn Unternehmen ihre Ambitionen zurückgefahren haben.
Kontext-Vorständin Tina Deutsch warnt: „Es geht nicht mehr darum, ob Österreich handeln sollte, sondern darum, wie schnell wir eine Vorreiterrolle einnehmen können.“
Was bedeutet das für die neue Regierung?
Die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ werfen Fragen über die zukünftige Klimapolitik auf. Während sich die ÖVP in der Vergangenheit für marktwirtschaftliche Anreize und Technologieoffenheit ausgesprochen hat, verfolgt die FPÖ eine eher skeptische Haltung gegenüber strikten Klimaschutzauflagen.
Die Studie zeigt jedoch, dass wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz kein Widerspruch sind – im Gegenteil:
- Eine zukunftsorientierte Industriepolitik könnte das BIP bis 2050 um 23 Milliarden Euro steigern.
- Jeder Euro, der in klimafreundliche Technologien investiert wird, bringt langfristig das Dreifache an wirtschaftlichem Nutzen zurück.
- Besonders profitieren könnte der Maschinenbau- und Elektrotechniksektor mit einem erwarteten Produktionsanstieg von 18 Prozent bis 2050.
Deutsch sieht hier Handlungsbedarf: „Nur mit einer klaren Industriepolitik können wir Planungssicherheit schaffen. Das bedeutet gezielte Anreize für Unternehmen, Investitionen in Forschung und eine Stärkung der heimischen Nachfrage nach Klimatechnologien.“ Ob die künftige Regierung diesen wirtschaftlichen Chancen Priorität einräumt, bleibt abzuwarten. Die nächsten Monate werden zeigen, ob Österreich den internationalen Anschluss hält oder in klimapolitischen Stillstand verfällt.