In vier Schritten zur Selbsthilfe in Krisen-Zeiten

14.04.2020

Immer mehr Bürger sorgen sich mittlerweile nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um die Folgen der Corona-Krise für ihren Job und das eigene Bankkonto. Ein generelles Patentrezept zur Bewältigung der wirtschaftlichen Konsequenzen gibt es dem Österreichischen Verband Financial Planners zufolge zwar nicht, dennoch seien Verbraucher gut beraten, sich an bestimmten Grundlagen der privaten Finanzplanung zu orientieren. Rudolf Eder, Vorstandsmitglied des Verbandes Financial Planners sowie Leiter Financial Planning und Vermögensmanagement bei der Privat Bank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, fasst in vier Schritten zusammen, wie Konsumenten ihre persönlichen Finanzen sicher durch die Turbulenzen navigieren.

Bei vielen Menschen liegt der Fokus derzeit berechtigterweise auf der gesundheitlichen Situation, nichtsdestotrotz stellen die Auswirkungen der Corona-Krise auch die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Notenbanken und Regierungen schnürten in kürzester Zeit enorme Hilfspakete. Die Maßnahmen reichen von Liquiditätsversorgung und Haftungsrahmen für Banken und Unternehmen, über Kurzarbeitsmodelle bis hin zu „Helikoptergeld“ in den USA. Die Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs schlagen sich auch auf das persönliche Geldbörsel nieder. Finanzplaner Rudolf Eder legt Verbrauchern nun folgende vier Tipps im Umgang mit dem privaten Vermögen nahe:

  1. Ist-Situation erheben

Unabhängig davon, ob man sich derzeit in wirtschaftlicher Sicherheit wiegt oder nicht, empfiehlt es sich, die aktuelle Situation zum Anlass zu nehmen, um einen Check zu machen. „Gerade in Krisen-Zeiten zeigt sich nämlich, wie es um die persönlichen Finanzen wirklich bestellt ist. Da aus heutiger Sicht weder das Ausmaß noch die Dauer der Krise absehbar sind, sollte zuallererst die persönliche Liquiditätssituation erhoben werden“, ist Eder überzeugt. Der Experte empfiehlt, sich folgende Fragen zu stellen und in einer Liste festzuhalten: Welchen Einfluss hat die Krise auf mein Einkommen? Mit welchen Zahlungseingängen kann gerechnet werden und welche fallen wahrscheinlich aus? Welche Ausgaben lassen sich kurzfristig reduzieren oder verschieben? Wie hoch sind die finanziellen Reserven?

  1. In Szenarien denken

Im zweiten Schritt ist es ratsam, auf Basis der Antworten aus dem ersten Teil unterschiedliche Szenarien zu erstellen, sowie deren Folgen für den Cashflow durchzurechnen. Eder zufolge hilft das, um den Unsicherheiten, die mit der Krise einher gehen, vorzubeugen. Den Ausgangspunkt bildet das Worst-Case-Szenario: Wie lange reichen die Geld-Reserven, wenn die Einnahmen ab sofort gänzlich wegfallen, die Ausgaben aber normal weiterlaufen? Diese Denkweise dient dazu, sich der individuellen Realität bewusst zu werden. „Kurzfristige Szenario-Planungen beinhalten unterschiedliche Parameter, die laufende Anpassung an den aktuellsten Informationsstand sollte nicht verabsäumt werden. Speziell für alle, deren Existenzgrundlage aufgrund des Lock Downs über Nacht weggebrochen ist, bedarf es einer raschen Lösung. Es gibt zwar staatliche Unterstützungsmaßnahmen, aber wie viel das genau ist und für wie lange diese gelten, ist noch unklar. Deshalb ist es ratsam, kurzfristig zu planen und Berechnungen laufend dem neuesten Informationsstand anzupassen“, ist sich der Finanzberater aus Oberösterreich sicher.  

  1. Neue Finanzierungsquellen erschließen

Wenn die Liquiditätssituation klar ist und der eigene Cash-Bedarf in etwa eingeschätzt werden kann, geht es im nächsten Schritt darum, neue externe Quellen zu erschließen. Dazu gehören neben Bank- und Kapitalmarktfinanzierungen vor allem das 38 Milliarden schwere Hilfspaket der österreichischen Regierung. „Informieren Sie sich bei den entsprechenden Stellen, wie etwa der Wirtschaftskammer, dem Arbeitsmarktservice und dem Austria Wirtschaftsservice, über staatliche Unterstützungsmöglichkeiten und berücksichtigen Sie diese Erkenntnisse dann in Ihrer persönlichen Rechnung. Ein an die aktuelle Situation angepasster Finanzplan erhöht die Chance auf eine schnelle und unbürokratische Darlehensstundung bei Ihrer Bank. Durch die aktuelle Krise steigen die Anfragen deutlich an“, so Eder. Um den aufgrund der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Kunden unter die Arme zu greifen, bieten Banken hierzulande ihren Kreditnehmern vermehrt an, ihre Zahlungen auszusetzen und zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.  

  1. Anlagechancen schrittweise nutzen

Sollte die Corona-Krise keine negativen Auswirkungen auf die persönliche Einkommens- und Liquiditätssituation haben, so bietet sie auch Chancen für risikobewusste Wertpapieranleger. Alle wesentlichen Aktienindizes sind in den letzten Wochen um mehr als 20 Prozent gefallen. Analysten gehen von einer kurzfristigen Delle und einer Markterholung im Zuge der nächsten Monate aus. „Viele Aktien gibt es aktuell zum Schnäppchenpreis. Jetzt einzusteigen ist allerdings nur dann empfehlenswert, wenn ausreichend Liquiditätsreserven bestehen, sodass eine langfristige Anlagestrategie über einen Horizont von mindestens fünf Jahren verfolgt werden kann. In diesem Fall sollte man schrittweise, beispielsweise in Form eines Fonds-Sparplans vorgehen, und nur jenes Kapital einsetzen, das man auch für längere Zeit entbehren kann“, erläutert der Private Banker.

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