Matchpoint

Redaktion Die Wirtschaft
22.11.2010

Christoph Raninger folgt Regina Prehofer als Vorstand der Bawag P.S.K.  Was das ehemalige Tennisass aus dem Sport mitnehmen konnte und warum man nicht alle Banken in einen Topf werfen darf, erklärt er im Interview.

Christoph Raninger

Sie sind Regina Prehofer als Vorstand im Firmengeschäft mit dem Ziel, Financial Markets zu stärken gefolgt. Wie weit sind Sie bis jetzt mit diesem Vorhaben gekommen?
Ich bin im Mai eingetreten, um den ehemaligen Bereich Treasury zu übernehmen. Dieser Bereich hatte eine Ausrichtung, die nicht meiner Vorstellung von Financial Markets entspricht. Treasury war eher darauf ausgerichtet, passiv zu agieren. Zudem war eine gewisse Vermischung zwischen Planung und Exekution vorzufinden. Mein Ziel war es, Treasury so zu positionieren, dass es zum Kerngeschäftsmodell passend strukturiert ist.

Welche Strategie für das gesamte Haus steckt hinter diesem Ziel?
Wir wollen die Bawag P.S.K. wieder am Kapitalmarkt positionieren. Sie war in den letzten fünf Jahren nicht mehr als Emittent vertreten. Deswegen bin ich auch an meinem ersten Arbeitstag ins Flugzeug gestiegen und habe eine Investorenroadshow gemacht, um eine Emission vorzubereiten. Im September ist sie uns dann mit großem Erfolg gelungen.

Ihre Vorgängerin hatte sich Kultursponsoring groß auf die Fahnen geschrieben. Werden Sie dieses Engagement weiterführen?
Im Kulturbereich Akzente zu setzen, ist etwas, das wir fortsetzen werden. Aber auch unser Engagement im Gemeinnützigen Bereich wird weiterhin bestehen. Wir unterstützen zum Beispiel die Roten Nasen aktiv und das werden wir auch in Zukunft tun.

Sie waren professioneller Tennisspieler. Welche Parallelen erkennen Sie zwischen dem Spiel am Tennisplatz und dem auf dem Businessparkett?
Ich glaube die Parallelen von Wirtschaft und Sport sind sehr vielfältig. So musste ich zum Beispiel schon als sehr junger Mensch lernen meinen Tag sehr diszipliniert zu gestalten. Ein Profisportlerleben bringt neben der Disziplin aber auch ein sehr gutes Organisationsvermögen mit sich. Da muss alles sehr stringent geplant und auf klare Ziele ausgerichtet werden. Man muss auch klare Visionen haben und darauf konsequent mit Zwischenschritten, Standortbestimmungen hinarbeiten – das ist eins zu eins parallel.

Was ist denn Ihre große Vision für die Bawag?
Ganz klar: Die Bawag P.S.K. als starke, verlässliche Kundenbank im österreichischen Markt weiter zu positionieren.

Worin liegt heute die Kernfunktion einer Bank?
Kundeneinlagen generieren und Kredite vergeben. Das führen wir uns auch ganz bewusst vor Augen. Wir wollen uns auf diese Rolle einer Bank für den Wirtschaftskreislauf besinnen. Das ist das Ziel.

Im Zuge der Krise wurde aber auch klar, dass Banken Unternehmen wie andere auch sind und Geschäfte dort machen, wo sie lukrativ sind.
Ich glaube, man darf nicht den Fehler machen sämtliche Banken in einen Topf zu werfen. Natürlich ist es so, dass Banken keine Nonprofit-Organisation sind, sie müssen darauf achten profitabel zu sein. Auch ein spekulatives Element ist für eine Bank bis zu einem gewissen Grad nichts Negatives, sondern etwas, das zu dem Kerngeschäft dazugehört. Wenn man ein vernünftiges Limitsystem und ein vernünftiges Risikobild definiert, ist das eine sinnvolle Zusatzfunktion einer Bank – es kann aber nie das Kerngeschäft ersetzen.

Viele KMU beklagen nach wie vor, dass der Zugang zu Finanzierungen sehr schwierig ist. Wie beurteilen Sie die Situation?
Wir haben die Kreditkanäle niemals zugemacht, da wir der Meinung sind, dass es gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist, den Kreditfluss aufrecht zu erhalten. Wenn der in einer Volkswirtschaft nicht funktioniert, kann auch keine Erholung einsetzen.
Ich glaube aber auch, dass man vor Investitionen eine Standortbestimmung machen sollte. Deshalb haben wir eine Mittelstandsoffensive in einer Partnerschaft mit Ernst & Young gestartet, die darauf abzielt als erstes einmal eine Art Fitnesscheck bei den Unternehmen zu machen und dann gemeinsam konkrete Lösungen zu erarbeiten.

Wissen die Unternehmer denn nicht selbst wo sie stehen?
Das tun sie schon, aber ihnen fehlt zum Teil die globale Sicht, wo sie im Markt stehen. Da gibt es immer wieder Analysebedarf.

Die Leistungen externer Berater sind üblicherweise weder gratis noch günstig. Wer trägt die Kosten?
Die Kosten belaufen sich auf 1.000 Euro und werden vom Unternehmen getragen. Die Analyse dauert etwa einen halben Tag bis Tag. Wir wollen den Unternehmen damit die Chance geben auch einen Feedbackprozess einzuleiten. Daraus können wir dann als Bank ableiten, wo wir sie unterstützen können.

Von Banken werden nicht nur Kredite und Unterstützung sondern auch ein hohes Maß an Verantwortung verlangt. Wie viel Verantwortung wollen, können, müssen Sie übernehmen?
Wir haben eine ganz fundamentale Verantwortung. Eine Bank unserer Größe wird ja nicht umsonst als systemrelevant bezeichnet. Wir wollen die Wirtschafts-entwicklung weiter unterstützen und Kredite vergeben. Wir werden auch verantwortungsvoll mit Risiken umgehen. Wir haben die Verantwortung, Kunden gut und umfassend zu beraten. Für beide muss am Ende des Tages eine gute Lösung herauskommen. Die Kunden müssen wissen, woran sie sind. Eine gute Bank ist auch verpflichtet nein zu sagen, wenn man nicht glaubt, dass etwas die beste Lösung für den Kunden ist.

Die Krise hat aber auch den Eindruck erweckt, dass sich gerade systemrelevante Häuser eine Menge erlauben können. Hat man überhaupt etwas aus der Krise gelernt?
Ich glaube, die österreichischen Banken sind im Zuge der Krise in einen Sog hineingeraten, sie waren aber nicht die Verursacher. Wir haben zwar sicher nicht alles richtig, aber auch nicht alles falsch gemacht. Natürlich hatte man vor der Krise eine andere Wahrnehmung, was gewisse Portfolien anbelangt, dann hat sich gezeigt, dass Fehleinschätzungen vorlagen. Nicht nur wir sondern auch die Ratingagenturen haben sich geirrt. Je nachdem, wie viel man an diesen Assets auf die Bücher genommen hat, waren dann die Auswirkungen. Das war aber nicht als reine Spekulation zu werten. Denn diese Papiere waren zunächst im besten Bonitätsbereich geratet. Auf einmal waren sie nichts mehr wert und ganze Staaten sind in Schieflage gekommen. Da hat es auch bei der EU an gewissen Kontrollmechanismen gefehlt.

Jetzt steht jedenfalls mit Basel III mehr Kontrolle auf dem Programm. Was bedeutet das für Ihr Haus? Worauf müssen sich Unternehmer gefasst machen?
Jede Bank ist von Basel III betroffen, so auch wir. Wir haben allerdings eine starke Kapitalbasis. Wir sind für die Zukunft gut vorbereitet. Basel III heißt aber auch, dass die Bankbilanz entsprechend teurer wird in der Kreditvergabe. Wir werden deshalb zwar nicht auf die Kreditbremse steigen, müssen aber eine gewisse Berücksichtigung der Kosten vornehmen. Das müssen wir, um gesund zu bleiben und nicht wieder in eine Schieflage zu kommen. Basel III ist jedenfalls ein sinnvoller Kompromiss, um die Kapitalbasis zu stärken und sich auf solide Beine zu stellen. Die Gefahr, die allerdings in Österreich besteht, ist, dass es ein Belastungspaket gibt, das auf einmal in Summe kommt. Die Bankensteuer, aber auch die Einlagensicherungskosten könnten in Summe auch umgekehrte Effekte haben. Zuviel auf einmal kann die Kapitalbasis schwächen.

Auch die EU will mit neuen Kontroll-organen stärker Hand an das System legen. Was erwarten Sie sich davon?
Ich glaube, dass Transparenz wichtig ist. Hier Instrumente und Mechanismen zu finden, welche die Transparenz im Finanzsektor erhöhen, ist sicherlich positiv. Ich warne nur vor einer Überregulierung, die einen in Rahmenbedingungen drängt, innerhalb derer man einfach nicht mehr operieren kann und zu große Belastungen entstehen, so dass man nicht mehr profitabel arbeiten kann.

Wie gut kann eine europäische Maßnahme in einem globalen System greifen?
Es wird nur bis zu einem gewissen Grad gehen. Die EU kann gewisse sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen. Es ist wichtig einen Gleichklang zu finden, denn wir reden in Europa von Basel III und in Amerika ist Basel II noch nicht einmal implementiert. Es gibt aber auch in der EU keinen einheitlichen Kapitalmarkt. Mann muss darauf achten, dass in den Staaten nicht unterschiedliche Regulatorien eingeführt werden, die dann in der EU selbst und in den Staaten zu Wettbewerbsverzerrungen führen. In der EU darf es nicht zu Benachteilungen von Finanzplätzen kommen. Und auch ein globaler Gleichschritt wäre wichtig.

(Redaktion: Stephan Strzyzowski)

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